Ukraine Blogger dokumentieren die Revolution auf dem Maidan

Kiew · Die Dokumentation "My Revolution – Video Diary from Kiev” zeigt den Aufstand in der Ukraine aus der persönlichen Sicht von Bloggern, die vor Ort das Geschehen filmen. In Bildern und Worten, mit selbstgedrehten Videos und Zeugenaussagen dokumentieren sie die kriegsähnlichen Zustände und riskieren dabei ihr eigenes Leben. Eine deutsche Produktionsfirma hat die Videos zu einem Film zusammengeschnitten und diesen bei Youtube veröffentlicht.

Die Blogger vom Maidan
11 Bilder

Die Blogger vom Maidan

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Die Dokumentation "My Revolution — Video Diary from Kiev” zeigt den Aufstand in der Ukraine aus der persönlichen Sicht von Bloggern, die vor Ort das Geschehen filmen. In Bildern und Worten, mit selbstgedrehten Videos und Zeugenaussagen dokumentieren sie die kriegsähnlichen Zustände und riskieren dabei ihr eigenes Leben. Eine deutsche Produktionsfirma hat die Videos zu einem Film zusammengeschnitten und diesen bei Youtube veröffentlicht.

Die eindringlichsten Szenen sind die, in denen nicht gesprochen wird. Es sind die Szenen, in denen man Schüsse hört und Steine, die gegen die Barrikaden knallen. Menschen schreien vor Angst. Es sind die Bilder, die zeigen, wie verängstigte Demonstranten die Verwundeten und Toten aus der Schusslinie ziehen. Mittendrin, näher dran als sich die meisten Reporter je wagen würden, sind sieben Blogger. Mit Handykameras dokumentieren sie seit dem Beginn der "Euromaidan"-Demonstrationen im November 2013 in Kiew die Proteste. "My Revolution — Video Diary from Kiev” ist das eindringliche und teils erschütternde Ergebnis.

Malgorzata und Leszek Molski sind aus Polen nach Kiew gereist. In Warschau produzieren sie eigentlich eine Kochshow. Doch angesichts der Entwicklungen in der Ukraine beschließen die Filmemacher, sich vor Ort einen Eindruck zu verschaffen: "Wir wollten für einen Moment fühlen, was diese Menschen fühlen", sagt Leszek Molski, "also sind wir hingegangen." Was sie vorfinden ist eine Atmosphäre der Solidarität. Blogger Richard DeLong beschreibt die Stimmung Ende November so: "Die Menschen kamen aus der ganzen Ukraine, es war wie ein großes Volksfest." Doch schon Anfang Dezember kippt die Stimmung. Videos zeigen, wie immer mehr Barrikaden errichtet werden. Vakhtang Kebuladze, Professor an der Universität in Kiew, hatte das so nicht erwartet: "Ich war seit Beginn der Proteste jeden Tag auf dem Maidan. Ich hätte nicht gedacht, dass es so eskalieren würde", sagt er via Skype.

Chemielehrerin stellt Molotovcocktails her

Die Situation auf dem Maidan wird immer gefährlicher. Doch statt sich zurückzuziehen, filmen die Blogger immer weiter. Sie stehen mitten auf dem Maidan, als Schüsse fallen. Neben ihnen werden die Toten weggetragen. Sie sprechen mit den Menschen, wollen wissen, was sie bewegt. "Wir begleiteten Helena", erzählt Malgorzata Molski. "Sie sagte zu uns, es sei gut, dass sie Chemielehrerin sei, denn dadurch wäre sie gut darin, Molotovcocktails zu machen. Sie weinte sehr als sie von ihrem Schüler erzählte, der von einem Sniper erschossen worden war." Es sind diese menschlichen Abgründe, die bewegen. Auch Richard DeLong erzählt von Ukrainern, die sagten: "Ich habe nichts, das es wert ist, dorthin zurückzugehen, wenn das hier nicht funktioniert."

Der 30-minütige Film von Annie Berend, Anne Breer, Nickolay Ovcharov and Marta Werner ist auf dem Youtube-Kanal von ECO Media zu sehen. Durch die Beteiligung der Blogger und die moderne Berichterstattung via Skype hat die Dokumentation etwas experimentelles und frisches. Sie gibt einen Einblick in eine Welt, die selbst die Nachrichtensendungen nicht mit solcher Intensivität zeigen können. Blogger Nickolay Ovcharow bringt es auf den Punkt: "Ich war einer von ihnen, war ein Demonstrant. Ich war bereit, für mein Land mein Leben zu geben."

(jnar)
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