Rebellenhochburg in Syrien Bis zu 30.000 Menschen flüchten nach Angriffen in Idlib

Damaskus · In der syrischen Provinz Idlib sind nach UN-Angaben bereits mehr als 30.000 Menschen durch die Angriffe der syrischen Regierungstruppen und der russischen Luftwaffe zur Flucht gezwungen worden.

Nach Luftangriffen auf die syrische Rebellenprovinz Idlib sind nach UN-Angaben in diesem Monat bereits bis zu 30.000 Menschen vertrieben worden. „Vorläufige Berichte“ zeigten, dass viele Familien seit Anfang September aus der Region um die strategisch wichtige Stadt Dschisr al-Schughur im Süden der Provinz vertrieben wurden. Sie seien in weiter nördlich gelegene Teile der Region gezogen, sagte Linda Tom vom UN-Nothilfebüro (OCHA) der Deutschen Presse-Agentur. Auch aus dem Norden der angrenzenden Provinz Hama seien viele Menschen geflohen.

"Wir sind zutiefst beunruhigt über die jüngste Eskalation der Gewalt, die zur Vertreibung von mehr als 30.000 Menschen geführt hat", sagte der Sprecher des UN-Büros zur Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (Ocha), David Swanson, am Montag.

Der Leiter der UN-Hilfseinsätze, Mark Lowcock, warnte eindringlich vor einer Großoffensive auf die letzte syrische Rebellenbastion. Ein Großangriff auf Idlib könnte zur "schlimmsten humanitären Katastrophe mit den größten Verlusten an Menschenleben im 21. Jahrhundert" führen, sagte Lowcock in Genf. Wegen der großen Zahl der Einwohner in Idlib und ihrer Verwundbarkeit sei die UNO "extrem alarmiert".

Idlib ist der letzte große Rückzugsort für Rebellen in Syrien. Die Regierung in Damaskus droht, die Provinz einzunehmen, nachdem zuletzt diplomatische Versuche für eine Entspannung gescheitert waren. Am Wochenende hatte die Luftwaffe von Präsident Baschar al-Assad zusammen mit Kampfjets der verbündeten Russen heftige Angriffe auf Idlib geflogen.

Lowcock versicherte, dass es "detaillierte Pläne" gebe, um rasch auf eine Fluchtwelle reagieren zu können. "Wir bereiten uns aktiv auf die Möglichkeit vor, dass sich Zivilisten in riesiger Zahl in verschiedene Richtungen bewegen", sagte er. Die UNO erwarte, dass rund 100.000 Zivilisten in Gebiete unter Kontrolle der Regierung fliehen und weitere 700.000 innerhalb Idlibs. Für die erste Woche einer Offensive stehe Essen für 850.000 Menschen bereit.

(ubg/dpa/afp)
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