Nach sechsjähriger Geiselhaft Betancourt erstmals zurück in Kolumbien

Bogotá (RPO). Ingrid Betancourt ist erstmals seit ihrer Befreiung im Juli wieder nach Kolumbien zurückgekehrt. Die ehemalige Präsidentschaftskandidatin war mehr als sechs Jahre als Geisel in der Gewalt der Guerillabewegung FARC. Nach ihrer Ankunft in Bogotá traf sie mit Präsident Alvaro Uribe zusammen. Die 47-Jährige will auch in andere lateinamerikanische Länder reisen, um den Regierungen für Bemühungen um ihre Freilassung zu danken.

Ingrid Betancourt holt mit Villepin das Weltgeschehen auf
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Knapp fünf Monate nach ihrer Befreiung aus den Händen der linksgerichteten FARC-Rebellen ist die französisch-kolumbianische Politikerin Ingrid Betancourt erstmals nach Kolumbien zurückgekehrt. "Ich bin sehr glücklich, hier zu sein", sagte die 46-Jährige nach ihrer Ankunft auf dem Flughafen der Hauptstadt Bogotá. In einem Treffen mit Kolumbiens Präsident Alvaro Uribe übergab Betancourt einen Brief von Frankreichs Staatschef Nicolas Sarkozy, in dem die französische Regierung sich für Verhandlungen mit der FARC ausspricht. Betancourts Aufenthalt in Kolumbien ist Teil einer Reise durch acht lateinamerikanische Länder, bei der sie sich für ein Ende der Gewalt in Kolumbien einsetzen will.

In dem Brief an Uribe drücke Sarkozy dem kolumbianischen Staatschef seine Unterstützung aus, sagte Betancourt auf einer Pressekonferenz in Bogotá. Zudem enthalte das Schreiben einige Bereiche, in denen sich die französische Regierung einsetzen wolle, darunter eine "Verhandlungslösung" mit der FARC. Betancourt übergab Uribe das Schreiben während eines anderthalbstündigen Treffens am Samstagabend.

Bis zu 700 weitere Geiseln in FARC-Gewalt

Betancourt war im Juli nach Frankreich zurückgekehrt, nachdem sie mit 14 anderen Geiseln unter abenteuerlichen Umständen aus sechsjähriger Geiselhaft im kolumbianischen Dschungel befreit worden war. Die FARC hält Schätzungen zufolge weiterhin bis zu 700 Geiseln gefangen.

Aus Sicherheitsgründen habe sie am Freitag nicht an Demonstrationen für die Freilassung aller Entführten in Kolumbien teilgenommen, sagte Betancourt. Französische und kolumbianische Sicherheitskräfte hätten ihr von einer Teilnahme abgeraten. In Spanien, Frankreich und Kolumbien hatten zehntausende Demonstranten erneut deren Freilassung gefordert. Betancourt selbst nahm gemeinsam mit dem spanischen Außenminister Miguel Angel Moratinos an einer Kundgebung in Madrid teil. Familienangehörige der früheren Präsidentschaftskandidatin beteiligten sich an einem Protestzug in Paris.

Staatschefs sollen mit FARC verhandeln

Betancourt will nach ihrem Aufenthalt in Kolumbien auch nach Ecuador, Peru, Chile, Argentinien, Brasilien, Bolivien und Venezuela reisen. Sie hoffe, in Venezuela mit Präsident Hugo Chávez zusammenzutreffen, den sie sehr bewundere, sagte Betancourt. Die brasilianische Zeitung "Brazil's O Globo" berichtete auf ihrer Internetseite, dass für Freitag ein Treffen mit Brasiliens Präsident Luis Inacio Lula da Silva in São Paulo geplant sei. Einer Erklärung zufolge will Betancourt bei ihrer Rundreise die Staatschefs dafür gewinnen, dass sie die FARC-Rebellen davon überzeugen, ihre Waffen niederzulegen. Wichtigstes Ziel sei aber, die Freilassung aller Entführten in Kolumbien zu erreichen.

Bei einem Attentat der linksgerichteten FARC-Rebellen wurden im Süden Kolumbiens am Samstag mindestens zwei Menschen getötet und elf weitere verletzt. Nach Polizeiangaben zündeten Mitglieder der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens in Puerto Asis unweit der Grenze zu Ecuador auf einem Motorrad angebrachte Sprengsätze. Ein Polizist und ein Händler seien sofort tot gewesen. Die Rebellen seien mit zwei Geiseln entkommen.

(afp)
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