Syrische Armee und Aufständische liefern sich heftige Kämpfe Berühmter Basar von Aleppo steht in Flammen

Aleppo · Der Bürgerkrieg in Syrien vernichtet, was sich ihm in den Weg stellt. Am Samstag erreichten die Kämpfe auch den weltbekannter Basar von Aleppo. Die Touristenattraktion steht zum Teil in Flammen.

Video zeigt Basar von Aleppo in Flammen
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Der Großbrand verwüstete den historischen Basar zu großen Teilen, wie Aktivisten berichteten. Hunderte der Läden unter den mittelalterlichen Arkaden seien zerstört worden, als bei Kämpfen zwischen Rebellen und Regierungstruppen ein Feuer ausgebrochen sei.

In dem Basar - einst eine der größten Touristenattraktionen in der Stadt - wurden seit Jahrhunderten Lebensmittel, Stoffe und Gewürze verkauft. Er ist Teil der Altstadt, die von der Unesco zum Weltkulturerbe gezählt wird.

Die Unesco selbst hat bestürzt auf die Zerstörung des historischen Basars reagiert. Es sei ein "großer Verlust und eine Tragödie", dass die Altstadt der syrischen Metropole von den Kämpfen verwüstet worden sei, sagte der Direktor des Weltkulturerbeprogramms, Kishore Rao. Das alte Zentrum von Aleppo wurde 1986 als Weltkulturerbe aufgenommen. Der historische Basar galt als einer der am besten erhaltenen in der gesamten Region.

Der örtliche Aktivist Ahmad al Halabi schätzte, dass in der Nacht zum Samstag die Mehrheit der Geschäfte niederbrannte. Der Leiter der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdul Rahman, erklärte, mindestens 200 Läden seien zerstört worden.

Brandursache unklar

Die Brandursache sei unklar, sagte er. Ein Video im Internet zeigte Rauch über Aleppo. Auch darin hieß es, Geschäfte stünden in Flammen. Al Halabi sagte, die syrischen Behörden hätten der Stadt die Wasserversorgung gekappt, sodass die Löscharbeiten schwierig seien.

Die früher als Touristenattraktion bekannten Markstände mit ihren hölzernen Türen seien "ein Opfer der Flammen" geworden, hieß es in der Mitteilung der in Großbritannien ansässigen Beobachtungsstelle. Bei Bombardements der Armee in Aleppo seien mehrere Menschen verletzt worden. Bei den Kämpfen in Aleppo, Damaskus und anderen Orten starben den Angaben zufolge mindestens 45 Menschen.

Milizen der Opposition und Soldaten von Syriens Machthaber Baschar al-Assad lieferten sich den Angaben zufolge am Samstagmorgen schwere Gefechte, als die Aufständischen einen Stützpunkt der Regierungsarmee im südwestlichen Viertel Salaheddin angriffen. Die Regierungsgegner hatten am Donnerstag eine Offensive gestartet, um Aleppo endgültig einzunehmen.

In der Hauptstadt Damaskus begann die Armee derweil eine Offensive im östlichen Sektor Ghuta. "Die Armee will sich rächen, und vor allem die Zivilisten zahlen den Preis dafür", sagte der in Damaskus lebende Journalist Matar Ismail. Assads Truppen exekutierten zahlreiche Menschen. Ghuta und Umgebung sind eine Hochburg der oppositionellen Freien Syrischen Armee (FSA). Deren Kampfgruppe Tadschamo Ansar al-Islam hatte sich zu dem Bombenanschlag auf eine Kaserne im Zentrum von Damaskus vom Mittwoch bekannt.

Bombardements gab es laut Beobachtungsstelle auch in den Provinzen Deraa im Süden, Homs und Hama im Zentrum sowie in Idlib im Nordwesten Syriens. In der östlichen Provinz Deir Essor seien bei einem Luftangriff vier Menschen getötet worden. In dem seit 18 Monaten andauernden Konflikt in Syrien starben nach Angaben der Opposition bereits mehr als 30.000 Menschen.

Die UN-Vetomächte USA und Russland stritten derweil weiter über den richtigen Umgang mit dem Konflikt. Der russische Außenminister Sergej Lawrow warf dem Westen am Freitag (Ortszeit) vor der UN-Vollversammlung in New York vor, eine Lösung zu blockieren. Sein Land habe bislang vergeblich eine Resolution für einen politischen Übergangsprozess in Syrien vorgeschlagen, die auf dem im Juni in Genf vorgestellten Friedensplan basiere. "Diejenigen, die die Umsetzung des Genfer Dokuments ablehnen, laden eine enorme Verantwortung auf sich", fügte Lawrow hinzu.

In dem Genfer Dokument sind die Grundsätze für einen politischen Übergangsprozess in Syrien festgehalten. Der Rücktritt von Staatschef Assad, wie ihn unter anderem die USA fordern, wird darin allerdings nicht verlangt. Aus Sicht des Westens sind vor allem Russland und China für die Lähmung des UN-Sicherheitsrats im Syrien-Konflikt verantwortlich. Beide Länder legten bereits mehrfach ihr Veto gegen Resolutionen ein.

US-Außenministerin Hillary Clinton kündigte bei einem Treffen der Syrien-Kontaktgruppe am Freitag in New York an, ihr Land werde die humanitären Hilfen für Syrien um 30 Millionen Dollar (23 Millionen Euro) auf 130 Millionen Dollar aufstocken. Die Hilfen für die zivile Opposition würden um 15 Millionen Dollar erhöht. Der britische Außenminister William Hague sagte eine Aufstockung der humanitären Hilfe um acht Millionen Pfund (zehn Millionen Euro) auf 30,5 Millionen Pfund zu.

(AFP/dapd)
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