US-Präsidentschaftwahl Parteiloser Sozialist will Clinton Konkurrenz machen

Montpelier · Er ist parteilos und krasser Außenseiter im Rennen gegen Hillary Clinton. Der bekennende Sozialist Bernie Sanders bewirbt sich für die Präsidentschaftskandidatur der demokratischen Partei. Hillary Clinton ist haushohe Favoritin – chancenlos will Sanders aber nicht sein.

 Sanders ist Sohn eines polnischen Einwanders. Seit 2006 sitzt er im Senat der Vereinigten Staaten.

Sanders ist Sohn eines polnischen Einwanders. Seit 2006 sitzt er im Senat der Vereinigten Staaten.

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Er ist parteilos und krasser Außenseiter im Rennen gegen Hillary Clinton. Der bekennende Sozialist Bernie Sanders bewirbt sich für die Präsidentschaftskandidatur der demokratischen Partei. Hillary Clinton ist haushohe Favoritin — chancenlos will Sanders aber nicht sein.

Der parteilose Senator des Staates Vermont, Bernie Sanders, will neuer Präsident der Vereinigten Staaten werden. In einem Interview der Nachrichtenagentur AP sagte er am Mittwoch, er werde versuchen, Spitzenkandidat der Demokratischen Partei für die Wahl im Jahr 2016 zu werden. Am Donnerstag wolle er offiziell seine Bewerbung einreichen. Er ist damit der erste Herausforderer von Hillary Clinton, der bei den Demokraten ins Rennen einsteigt. Der 73-Jährige bietet eine robuste liberale Alternative zu Clinton, die aber dennoch als haushohe Favoritin gilt.

Angesichts der eindeutigen Favoritenrolle Clintons sagte Sanders aber: "Die Leute sollten mich nicht unterschätzen." Mit seiner Politik, die er als "Demokratischen Sozialismus" bezeichnet, habe er für viele Jahre in Vermont sowohl Demokraten als auch Republikaner und Unabhängige angesprochen und Kandidaten beider politischen Lager geschlagen. Seine Botschaft aus dem kleinen Bundesstaat im Nordosten der USA könne ihren Nachhall im ganzen Land finden.

Sanders sagte weiter, er erwarte, dass er Hunderte Millionen Dollar für seinen Wahlkampf sammeln müsse. Er hoffe auf Unterstützung von US-Bürgern aus der Mittelschicht und der Arbeiterklasse, die seinen Kampf gegen die Macht des Geldes in der amerikanischen Politik fördern wollten.

Sanders gilt als großer Kritiker der Entwicklungen des amerikanischen Wirtschaftssystems in den vergangenen vier Jahrzehnten. Diese habe die Mittelklasse in den USA ausradiert, sagte Sanders. Während die Durchschnittsperson länger und für weniger Lohn arbeite, habe man einen deutlichen Anstieg der Einkommens- und Wohlstandsungleichheit erkennen können. Dieses erreiche heute ein "ekelerregendes Niveau", sagte Sanders der AP.

Der 73-Jährige ist der Sohn eines polnischen Einwanderers, welcher seinen Lebensunterhalt mit dem Verkauf von Bildern in New York verdiente. Seit Jahrzehnten setzt sich Sanders für die Arbeiterklasse ein. Nachdem er in den 70er Jahren mehrere staatliche Wahlen verlor, wurde er 1981 Bürgermeister der größten Stadt von Vermont, Burlington. Später saß er für den US-Staat 16 Jahre lang im US-Repräsentantenhaus, bevor er 2006 in den Senat gewählt wurde. In Washington zeigt sich der Parteilose eher den Demokraten zugehörig. Er dürfte vor allem die Stimmen vom liberalen Flügel der Partei für sich gewinnen.

Clinton hatte Mitte April als erste Demokratin offiziell ihre Bewerbung auf die Nachfolge des US-Präsidenten Barack Obama verkündet. Nach Sanders werden wahrscheinlich in den kommenden Monaten auch der Ex-Gouverneur von Maryland, Martin O'Malley, der frühere Senator von Virginia, Jim Webb, sowie der ehemalige Gouverneur von Rhode Island, Lincoln Chafee, ihre Bewerbung einreichen.

(ap)
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