Wahlkampfabschluss in Italien Berlusconis Verschwörungstheorien

Rom (rpo). Der Wahlkampf in Italien ist beendet. Ministerpräsident Silvio Berlusconi hat seine Anhänger noch einmal aufgerufen, zahlreich zu den Urnen zu kommen. Zur abschlusskundgebeung von Herausforderer Romano Prodi strömten mehrere tausend Menschen.

"Strahlemann" gegen "ernsten Europäer"
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Foto: AP/AFP/Combo rpo

Eine geringe Wahlbeteiligung könnte "einen Sieg für die Linke" bedeuten, sagte Berlusconi am Freitag in einer Radiosendung. Am Abend sprach Berlusconi auf einer Abschlusskundgebung in Neapel, sein Herausforderer Romano Prodi beendete den Wahlkampf vor Anhängern in Rom.

Berlusconi richtete in einem Interview einen Appell an "Unentschlossene und Enttäuschte", die entscheidend für den Ausgang der Wahl am Sonntag und Montag seien. Seine Koalition sei darüber hinaus die einzige, die die Interessen von Katholiken vertrete, während in der Opposition "Priesterfresser" zu finden seien. Damit spielte er auf Politiker an, die den Einfluss der katholischen Kirche auf die italienische Gesellschaft begrenzen wollen.

Zur Kundgebung Prodis auf der Piazza del Popolo strömten mehrere tausend Menschen. Sie schwenkten Parteiflaggen und Flaggen mit dem Regenbogen der Friedensbewegung. Einige trugen Plakate mit der Abbildung eines Titelbilds der britischen Zeitung "The Economist", das ein Foto Berlusconis und das Wort "basta" (genug) zierte.

Verschwörungstheorien

Erst am Donnerstag lieferten sich die beiden Kontrahenten einen weiteren Schlagabtausch in einem von zahlreichen Beschimpfungen geprägten Wahlkampf. Die Zeitung "Corriere della Sera" schrieb, Berlusconi sei es gelungen, aus der Parlamentswahl ein Referendum über seine Person zu machen.

Der Ministerpräsident, der fünf Jahre an der Spitze eines Mitte-rechts-Bündnisses regierte, erklärte, es seien Wahlbeobachter nötig, um Betrug zu verhindern. Prodi konterte, der Ministerpräsident müsse keinen Betrug fürchten, denn er kontrolliere ja ohnehin bereits alles. Der Ministerpräsident sprach zudem von einer Verschwörung gegen ihn und erklärte, der Sieg der Opposition wäre eine Gefahr für die Freiheit in Italien.

47 Millionen Wähler in Italien und erstmals 2,6 Millionen im Ausland lebende Italiener sind aufgerufen, ein neues Parlament zu bestimmen. Hauptthema im Wahlkampf war die schlechte wirtschaftliche Situation des Landes. In letzten Umfragen - 15 Tage vor der Wahl dürfen keine Zahlen mehr veröffentlicht werden - lag das von Prodi geführte Mitte-links-Lager knapp vorn. Allerdings war die Zahl der Unentschlossenen noch sehr hoch.

Die Wahllokale sind am Sonntag von 08.00 Uhr bis 20.00 Uhr sowie am Montag von 07.00 Uhr 15.00 Uhr geöffnet. Direkt im Anschluss dürften Wählernachfragen einen ersten Trend liefern. Das Außenministerium erklärte am Freitag, bis 15 Uhr hätten 42 Prozent der im Ausland lebenden Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben.

(ap)
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