Italiens Premier plant eine Wallfahrt Berlusconi spielt die Rolle des Büßers

Rom (RPO). Italiens Premier begibt sich in die Rolle des Büßers: Silivio Berlusconi will seine Villa verkaufen. Das Luxus-Gebäude hatte in den vergangenen Monaten für zu viele skandalöse Schlagzeilen gesorgt. Zudem will sich der Medien-Milliardär auf eine Wallfahrt begeben. Dumm nur, dass gerade jetzt Aufnahmen veröffentlich wurden, die ein Treffen mit einer Prostituierten dokumentieren.

Silvio Berlusconi: Aussetzer und Leben des Cavaliere
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Foto: dpa/Angelo Carconi

Der italienische Regierungschef Silvio Berlusconi spielt mit dem Gedanken, sein im Nordosten von Sardinien gelegenes Luxusanwesen Villa Certosa zu verkaufen und eine Bußwallfahrt zu unternehmen. Der Premier hat eine Image-Politur dringend nötig. Nach einer in der Tageszeitung "La Repubblica" veröffentlichten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts IPR vertrauen nur noch 49 Prozent der Italiener Berlusconi, die Hälfte der Befragten hält ihn für "wenig" oder "gar nicht" vertrauenswürdig.

Es ist das erste Mal seit seiner Wiederkehr an die Regierungsspitze im Mai 2008, dass Berlusconi in einer IPR-Umfrage unter die 50-Prozent-Marke rutscht. Im Mai hatten ihm noch 53 Prozent der Befragten ihr Vertrauen ausgesprochen.

Telefon-Dialog mit Edel-Hure

Trotz aller frommen Bekundunge bleibt Berlusconis Schwäche für sehr junge Frauen das Hauptthema in den italienischen Medien: Gerade erst veröffentlichte das italienische "Espresso"-Magazin in seiner Online-Ausgabe Tonbandaufnahmen von den Treffen eines Callgirls mit dem italienischen Premierminister. Auf der Seite esspresso.repubblica.it kann jeder dem Telefon-Dialog zwischen Berlusconi und der Edel-Prostituierten Patrizia D'Addario lauschen.

In dem Gespräch soll der Regierungschef die junge Frau auffordern, nach dem Duschen im "großen Bett" auf ihn zu warten. Sie fragt daraufhin, "Welches, Putins?" Nach Angaben des Callgirls hat Berlusconi ein Himmelbett, in dem der russische Regierungschef Wladimir Putin einmal genächtigt hat. Berlusconis Anwalt Niccolo Ghedini bezeichnete die Aufzeichnungen als "vollkommen wertloses" und "erfundenes" Material und drohte mit Klagen.

D'Addario steht im Zentrum von Ermittlungen der Staatsanwaltschaft der süditalienischen Stadt Bari gegen einen Geschäftsmann. Er steht im Verdacht, Beschäftigten eines Begleitdienstes Geld dafür bezahlt zu haben, dass sie die Nacht in Berlusconis Anwesen in Rom und auf Sardinien verbrachten. D'Addario nahm nach eigenen Angaben Gespräche mit Berlusconi auf und übergab die Aufzeichnungen der Staatsanwaltschaft. Italienischen Medien sagte sie, sie habe für zwei Besuche in Berlusconis Haus in Rom jeweils 2000 Euro erhalten.

Der Schmuddel-Schlagzeilen überdrüssig

Unterdessen scheint Silvio Berlusconi der Schmuddel-Schlagzeilen um seine Person überdrüssig zu sein. Die linksliberale Tageszeitung "La Republica" berichtet, der Regierungschef spiele mit dem Gedanken, sein im Nordosten von Sardinien gelegenes Luxusanwesen "Villa Certosa" zu verkaufen. "Intimfreunden" gegenüber soll er offenbart haben, "sein Leben verändern zu wollen".

Die 5000 Schnappschüsse des sardischen Paparazzo Antonell Zappadu von Festen und Gelagen auf dem Anwesen, haben bei Berlusconi offensichtlich Spuren hinterlassen. Vergeblich hatte er versucht, die Veröffentlichung der Bilder zu verhindern. "Ich fühle mich in 'Villa Certosa' einfach nicht mehr zu Hause nach allem, was passiert ist", wird Berlusconi von der Zeitung zitiert.

Erst vor einigen Wochen hatte Italiens Altpräsident Francesco Cossiga Berlusconi in einem offenen Brief an die Mailänder Zeitung "Corriere della Sera" den Rat gegeben, er möge die "Villa Certosa" dem Staat oder der Region Sardinien schenken und auch aus seiner römischen "Villa Grazioli" ausziehen. Beide Orte hätten inzwischen "einen anrüchigen Ruf", so der 80-Jährige Cossiga. Medienberichten zufolge sollen auf beiden Anwesen Berlusconi mindestens 17 junge Gespielinnen gegen Bezahlung zur Verfügung gestanden haben.

Bußwallfahrt nach San Giovanni Rotondo

Seinen Sommerurlaub will Berlusconi deshalb an weniger vorbelasteten Orten verbringen. Er plant während seiner freien Tage in die mittelitalienische Erdbebenregion Abruzzen zu reisen. Im Anschluss geht es im September auf eine Bußwallfahrt nach San Giovanni Rotondo in Apulien. Der Ort ist die Wirkungsstätte des Padre Pio, einer der beliebtesten Heiligen Italiens.

(tim/csi)
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