Italien Berlusconi knapp in Front

Rom (rpo). Der Wahlausgang in Italien hat sich überraschend doch noch zu einem echten Kopf-an-Kopf-Rennen entwickelt. Der aktuellen Hochrechnung zufolge liegt doch das Berlusconi-Lager knapp in Führung. Auch bei der Senatswahl sieht es gut aus für das Mitte-rechts-Bündnis des italienischen Ministerpräsidenten. Erste Prognosen, die Prodis Lager als klaren Sieger sahen, waren offenbar falsch.

"Strahlemann" gegen "ernsten Europäer"
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Foto: AP/AFP/Combo rpo

Berlusconis Haus der Freiheiten kommt Hochrechnungen des Umfrageinstituts Nexus zufolge auf 158 Sitze im Senat, gegenüber 151 Sitzen für Prodis Lager. Grundlage war die Auswertung von 95 Prozent der von Nexus herangezogenen Wählerangaben. Die Fehlerquote wurde allerdings mit ein bis drei Prozentpunkten angegeben. Außerdem werden sechs Mandate im Senat über die Stimmen im Ausland lebender Italiener vergeben, die in die Hochrechnung nicht einbezogen wurden.

In der Abgeordnetenkammer kann Berlusconis Allianz laut 44 Prozent der Wählerangaben von Nexus mit einer hauchdünnen Mehrheit von 49,9 Prozent rechnen, auf die Opposition entfallen 49,6 Prozent.

Erste Prognosen des Umfrageinstituts hatten noch einen Sieg für das Lager Prodis vorhergesagt: Die Allianz des früheren EU-Kommissionspräsidenten kam demnach in beiden Kammern auf 50 bis 54 Prozent der Stimmen, Berlusconi dagegen auf 45 bis 49 Prozent. Eine Telefonumfrage unter 10.000 Wählern bestätigte diesen Trend. Sie ergab 52 Prozent der Stimmen oder mindestens 340 Sitze im Abgeordnetenhaus für die Mitte-links-Allianz und 47 Prozent beziehungsweise 277 Sitze für das Haus der Freiheiten. Auch bei der Wahl zum Senat lag Prodi demnach mit 167 Sitzen vorn, auf Berlusconi sollten 142 Sitze entfallen.

Hohe Wahlbeteiligung

Für eine effektive Arbeit müsste die künftige Regierung die Mehrheit sowohl im Abgeordnetenhaus als auch im Senat stellen. Politiker beider Lager haben sich für Neuwahlen ausgesprochen, sollten sich in beiden Kammern unterschiedliche Mehrheitsverhältnisse ergeben.

Die Wahlbeteiligung lag nach Angaben des Innenministeriums bei rund 84 Prozent. Die Wahl fand am Sonntag und Montag statt.

Der 69-jährige Berlusconi steht seit 2001 an der Spitze der Regierung in Rom. Zu seinem Wahlbündnis Haus der Freiheiten gehören unter anderem die von dem Medienunternehmer gegründete Forza Italia, die Nationale Allianz, die Liga Nord und die Christdemokraten. Der 66 Jahre alte Prodi wird von 17 Parteien des Mitte-links-Spektrums unterstützt, darunter den Linksdemokraten, die aus der Kommunistischen Partei hervorgangen sind. Prodi war von 1996 bis 1998 italienischer Ministerpräsident und von 1999 bis 2004 EU-Kommissionspräsident.

(ap)
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