Nach Worten von Putin an Staatschef Aliyev entschuldigt sich für Tod russischer Soldaten in Berg-Karabach

Update | Eriwan/Moskau · Putin richtete Worte nach Berg-Karabach. Der aserbaidschanische Präsident Ilham Aliyev hat sich für den Tod von russischen Soldaten im Südkaukasus entschuldigt.

Ilham Alijew, Präsident von Aserbaidschan.

Ilham Alijew, Präsident von Aserbaidschan.

Foto: dpa/Bernd von Jutrczenka

Nach dem Militäreinsatz Aserbaidschans in Berg-Karabach hat der russische Präsident Wladimir Putin den aserbaidschanischen Staatschef Ilham Alijew am Donnerstag aufgefordert, die Rechte der Armenier in der Kaukasus-Region Berg-Karabach zu respektieren. „Wladimir Putin hat betont, wie wichtig es ist, die Rechte und die Sicherheit der armenischen Bevölkerung von Karabach zu gewährleisten“, erklärte der Kreml zu einem Telefongespräch zwischen den beiden Staatschefs.

Alijew entschuldigte sich den Kreml-Angaben zufolge für den Tod von russischen Soldaten am Vortag in Berg-Karabach. Der aserbaidschanische Präsident habe zudem „sein tiefes Beileid“ angesichts des „tragischen Todes von Soldaten des russischen Friedenskontingent in Karabach am 20. September“ ausgesprochen, erklärte der Kreml. Russland hat 2000 Soldaten in Berg-Karabach stationiert, die einen 2020 vermittelten Waffenstillstand überwachen sollten.

Aserbaidschan soll Waffenruhe gebrochen haben

Ethnische Armenier haben Aserbaidschan den Bruch der gerade erst vereinbarten Waffenruhe vorgeworfen. Im Zentrum der Regionalhauptstadt Stepanakert seien Schüsse zu hören, teilten Vertreter dieser Bevölkerungsgruppe am Donnerstag mit. Insider hatten zuvor Ähnliches berichtet. Das aserbaidschanische Verteidigungsministerium wies die Anschuldigungen umgehend zurück.

Menschen werden evakuiert

Vor Ort stationierte russische Soldaten hätten bislang rund 5000 Karabach-Armenier aus besonders gefährlichen Orten der belagerten Region herausgebracht, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau am Donnerstag mit. Zuvor hatte auch der Menschenrechtsbeauftragte der international nicht anerkannten Republik Berg-Karabach (Arzach), Gegam Stepanjan, von der Evakuierung mehrerer Ortschaften gesprochen.

Tausende von Einwohnern Berg-Karabachs strömten in ein von russischen Soldaten betriebenes Lager, um den Kämpfen zu entgehen, während sich viele andere am Flughafen der Regionalhauptstadt Stepanakert versammelten, in der Hoffnung, die Region verlassen zu können.

Tausende von Einwohnern Berg-Karabachs strömten in ein von russischen Soldaten betriebenes Lager, um den Kämpfen zu entgehen, während sich viele andere am Flughafen der Regionalhauptstadt Stepanakert versammelten, in der Hoffnung, die Region verlassen zu können.

Foto: dpa/Uncredited

Verhandlungen in Aserbaidschan

Inzwischen sind Vertreter der Karabach-Armenier zu Verhandlungen eingetroffen. Aus Sicht der autoritären Führung in Baku soll es bei dem Treffen in der Stadt Yevlax um die „Reintegration“ Berg-Karabachs in Aserbaidschan gehen. Das meldete die staatliche Nachrichtenagentur Azertac am Donnerstag. Als Vermittler anwesend sein sollen in der Region stationierte russische Soldaten.

Berg-Karabach liegt zwar auf aserbaidschanischem Staatsgebiet, wird aber mehrheitlich von Armeniern bewohnt. Die beiden verfeindeten Ex-Sowjetrepubliken kämpfen bereits seit Jahren um die Region. Am Dienstagmorgen startete das autoritär geführte Aserbaidschan dann eine neue Militäroperation zur Eroberung Berg-Karabachs, die nur einen Tag später mit der Aufgabe der Karabach-Armenier endete. Nun befürchten viele, aus ihrer Heimat vertrieben zu werden oder unter aserbaidschanische Herrschaft zu fallen.

Russland gilt traditionell als Schutzmacht Armeniens und hatte eigentlich zugesichert, einen nach dem letzten Karabach-Krieg 2020 vereinbarten Waffenstillstand in der Region zu überwachen. Viele Armenier werfen Moskau nun vor, sie im Stich gelassen zu haben und seiner Rolle als Schutzmacht Armeniens nicht nachgekommen zu sein.

Sie kritisieren, dass russische Soldaten weder die monatelange Blockade der einzigen armenischen Zugangsstraße nach Berg-Karabach durch Aserbaidschaner verhinderten noch jetzt der aserbaidschanischen Armee entgegentraten. Proteste in Armeniens Hauptstadt Eriwan richteten sich deshalb auch gegen die russische Botschaft vor Ort.

Dieser Text wurde aktualisiert.

(ldi/dpa)
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