Fotos Benghasi feiert seine Befreiung
Große Teil von Libyen sind der Kontrolle von Staatschef Muammar al-Gaddafi längst entglitten. In der Hafenstadt Benghasi, der zweitgrößten Stadt des Landes, feiert die Opposition ihren Sieg.
In Benghasi, die Hochburg der Opposition im Land, ist das Militär längst zu den Regime-Gegnern übergelaufen. Die Feinde Gaddafis haben bereits weite Landesteile um Osten im Griff.
Die Befreiung der Stadt feierten Tausende auf den Straßen. Sie zündeten ein Feuerwerk an und schwenkten Fahnen aus der Zeit vor Gaddafi.
Bis zu 8000 Libyer kamen, sie reckten die Arme gen Himmel und riefen "Oh Gott". Zu ihnen predigte Imam Salem Jaber vor den sterblichen Überresten dreier Männer, die beim Kampf um Benghasi getötet wurden. Einer der Särge wird kurz für die Fotografen geöffnet: Darin liegt ein junger Mann, auf seiner Brust klafft ein Loch. "Unter Gaddafi hat die Welt begonnen, die Libyer zu hassen und uns als Terroristen zu sehen, die Zerstörung wollen", rief der Imam in die Menge. "Wir wollen, dass die Welt erfährt, dass wir nicht so sind, wir wollen leben, wie andere Völker."
Die Hafenstadt mit 700.000 Einwohnern wird nun von "Volkskomitees" geleitet.
Auf dem zentralen Platz der Stadt versammelten sich am Freitag Tausende Menschen zum gemeinsamen Freitagsgebet, um gegen Gaddafi zu protestieren. Auf dem Dach eines Gebäudes im Stadtzentrum von Benghasi wachten drei bewaffnete Männer über die Menge. "Wir sind hier, um die Gläubigen zu beschützen", erklärte einer von ihnen. Am Strand steht ein Panzer. Nach der Predigt feuerte er eine Salve ins Meer - als Zeichen der Freude.
Die bei den Protesten getöteten Demonstranten wurden als Märtyerer gefeiert.
Die Menschen war in der vergangenen Woche bei den gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und regierungstreuen Truppen getötet worden.
In Revoluzzerpose präsentierte sich ein Jugendlicher in Begasi vor einem brennenden Gebäude.
Auch im Klima der Freude und des Feierns vergaßen die Demonstranten nicht, wofür sie auf die Straße gingen: Den Sturz der Regierung herbeizuführen, so wie es ihre Nachbarn in Tunesien und Ägypten geschafft haben. "Gaddafi muss das Land verlassen", sagte Demonstrant Haduth. "Er behandelt uns wie Tiere, seit 42 Jahren leben wir wie die Tiere, unter schlechten Bedingungen."
Viele der Plakattexte wurden auf englisch verfasst und richten sich an die Welt. Diese Frau hat die ersten Zeilen des Pink-Floyd-Songs "The Wall" umgedichtet: "Wir brauchen kein grünes Buch, wir brauchen keine Gedankenkontrolle, Gadafi, lass sie in Ruhe!".
Dieses Schiff der Royal Navy legte am Hafen in Beghazi an, um britische Staatsbürger aus dem Land zu bringen.
Auch zahlreiche andere Länder brachten ihre Bürger von dem Hafen aus in Sicherheit.
In Ägypten zeigten sich zahlreiche Menschen solidarisch mit den Demonstranzen in Libyen. Die Demonstranten forderten außerdem einen raschen Wandel im eigenen Land hin zu mehr Freiheit und Demokratie. Nach Zusammenstößen von Militärpolizei und Demonstranten entschuldigte sich das Militär für die Zwischenfälle und versicherte, die Militärpolizisten hätten nicht auf Befehl gehandelt.
Auch in anderen Städten wie in dem ebenfalls im Nordosten gelegenen Tobruk hat Gadaffi die Kontrolle verloren. Dieser Soldat, ehemals im Dienst des Despoten, zählt sich nun zur "Freien lybischen Armee", die gegen das Regime kämpft.