Programm Benedikt XVI. steht vor großen Herausforderungen

Rom (rpo). Als erster Papst des neuen Jahrtausends steht Benedikt XVI. vor großen Herausforderungen. Für den bisherigen Präfekten der Glaubenskongregation, dem häufig fehlende Wärme nachgesagt wird, dürfte es schwierig werden, aus dem Schatten von Johannes Paul II. herauszutreten - war dieser doch in den letzten Jahren populär wie wohl kein Papst vor ihm. Doch seinen Nachfolger erwarten noch weitere Probleme.

Biomedizin: Der medizinische Fortschritt wirft stets neue ethische Fragen auf, die theologische Kernfragen wie die Definition vom Beginn und Ende des Lebens betreffen.

Finanzen: Der Vatikan fährt seit drei Jahren Verluste ein. Ursachen dafür sind die Dollar-Schwäche und geringere Spendeneinnahmen - dies wird unter anderem auf den Kindesmissbrauchs-Skandal in der Katholischen Kirche der USA zurückgeführt. Zudem hat Johannes Paul II. ein kostspieliges Diplomaten-Netzwerk aufgebaut.

Innerkirchliche Führung: Johannes Paul II. hat die Entscheidungsfindung in der Kirche stark zentralisiert. Viele Gläubige wünschen, dass der neue Papst den Bischöfen der einzelnen Landeskirchen sowie katholischen Laienbewegungen mehr Mitsprache zubilligt.

Kindesmissbrauchsskandal: Das Bekanntwerden zahlreicher Fälle von Kindesmissbrauch durch katholische Priester hat der Kirche schweren Schaden zugefügt. Am heftigsten wird die Diskussion in den USA geführt. Allein in der Erzdiözese Boston sollen Geistliche und kirchliche Mitarbeiter im Laufe der vergangenen 60 Jahre mehr als 1.000 Kinder und Jugendliche sexuell missbraucht haben.

Morallehre: Die ablehnende Haltung der Kirche zu Empfängnisverhütung und Abtreibung stößt auch bei vielen Katholiken auf Unverständnis, von einer wachsenden Anzahl wird sie schlicht ignoriert.

Ökumene: Johannes Paul II. hat erheblich zur Verbesserung der Beziehungen zu anderen Glaubensrichtungen beigetragen. Er war der erste Papst, der eine Moschee besucht und an der jüdischen Klagemauer gebetet hat. Schwieriger war sein Verhältnis zu anderen christlichen Konfessionen: Als der deutsche Priester Gotthold Hasenhüttl trotz ausdrücklichen Verbots gemeinsam mit Protestanten eine Abendmahlsfeier abhielt, wurde er suspendiert. Auch die Beziehungen zur Orthodoxen Kirche blieben schwierig.

Politische Botschaft: Vom Nachfolger Johannes Paul II. werden klare Aussagen zu globalen Problemen wie Krieg und Frieden, der Achtung von Menschenrechten und sozialer Gerechtigkeit erwartet.

Rolle der Frau: Seit Jahren kämpfen Katholikinnen für die Frauenordination, also dafür, dass Frauen Priesterinnen werden dürfen.

Säkularismus: In Europa und Nordamerika besuchen immer weniger Menschen Gottesdienste. Außerdem hat die Kirche Nachwuchsprobleme, die Zahl der jungen Leute, die Priester oder Nonne werden wollen, ist rückläufig.

Zölibat: Die Verpflichtung der katholischen Geistlichen zur Ehelosigkeit ist seit langem umstritten. Die Kindesmissbrauchs- und Pornografieskandale in der Katholischen Kirche der USA und Österreichs haben diese Debatte noch verschärft.

(ap)
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