Coronavirus-Verdacht Belarussischer Journalist in Haft schwer erkrankt

Kiew · Vor drei Wochen haben Behörden des autoritären belarussischen Staatschefs Lukaschenko Dutzende Journalisten festgenommen. Nun bereitet der Gesundheitszustand eines der Inhaftierten Grund zur Sorge.

 Bei Protesten in Minsk hält ein Demonstrant eine historische belarussische Fahne (Archivfoto von Oktober 2020).

Bei Protesten in Minsk hält ein Demonstrant eine historische belarussische Fahne (Archivfoto von Oktober 2020).

Foto: dpa/Uncredited

Der Belarussischen Journalistenvereinigung zufolge leidet der inhaftierte Andrej Skurko, Leiter der Anzeigenabteilung der Zeitung „Nascha Niwa“, an einer vom Coronavirus ausgelösten Lungenentzündung, die er sich im Gefängnis zugezogen haben soll. „Nascha Niwa“ berichtete diese Woche, Skurko sei in den Medizintrakt des Untersuchungsgefängnisses in Minsk mit „strukturellen Veränderungen in seinen Lungenflügeln“ verlegt worden. Seine Zellengenossen seien in Quarantäne, weil bei Skurko eine Coronavirus-Infektion vermutet werde.

„Andrej Skurko ist ein von Insulin abhängiger Diabetiker“, erklärte die Vereinigung. „Für Menschen wie ihn kann das Coronavirus tödlich sein.“ Die Belarussische Journalistenvereinigung bat das Innenministerium in Minsk um die dringende Verlegung des schwer erkrankten Kollegen in ein ziviles Krankenhaus. Skurko ist vor drei Wochen verhaftet worden.

Die Redaktionsräume von „Nascha Niwa“, der ältesten und angesehensten unabhängigen Zeitung des Landes, wurden am 8. Juli durchsucht, ebenso Wohnungen von Mitarbeitern. Skurko wurde an diesem Tag mit dem Herausgeber, Jahor Marzinowitsch, und zwei Kollegen festgenommen. Letztere wurden am selben Tag freigelassen, Skurko und Marzinowitsch blieben in Gewahrsam. Ihnen wird eine inkorrekte Bezahlung von Stromrechnungen vorgeworfen. Das kann in Belarus mit bis zu fünf Jahren Gefängnis bestraft werden.

Seit der Wahl im August 2020 geht der autoritär regierende Präsident Alexander Lukaschenko hart gegen die Opposition vor, die zahlreiche Massendemonstrationen gegen seine Herrschaft organisiert hat. Die Opposition wirft Lukaschenko vor, sich seine sechste Amtszeit mit Manipulationen gesichert zu haben.

Die Internationale Journalisten-Föderation rief die internationale Gemeinschaft auf, die Lage in Belarus zu verurteilen. „Jeden Tag verletzen die Behörden straflos die Freiheiten der Medien und der Bürger“ sagte IFJ-Generalsekretär Anthony Bellanger.

(peng/dpa)
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