Verhaftung Radovan Karadzics Beckstein gegen raschen EU-Beitritt Serbiens

Berlin (RPO). Die Verhaftung des ehemaligen bosnischen Serbenführers Radovan Karadzic hat in Serbien neue Hoffnungen auf einen baldigen EU-beitritt entfacht. Bayerns Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) hat die Europäische Union allerdings vor einem "übereilten Schritten" gegenüber Belgrad gewarnt.

Das ist Radovan Karadzic
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In der Tageszeitung "Die Welt" wandte Beckstein sich gegen einen raschen EU-Beitritt Serbiens: "Ich warne vor übereilten Schritten", sagte Beckstein. Zwar sei der westliche Balkan für die langfristige Stabilität der gesamten EU von zentraler Bedeutung. "Wer jetzt aber einen raschen EU-Beitritt Serbiens fordert, blendet die Realitäten aus."

Serbien müsse noch einen "langen Weg zurücklegen, bis es in die EU aufgenommen werden kann", sagte Beckstein weiter. Das Land müsse wie alle potenziellen Kandidaten die Kriterien für einen EU-Beitritt strikt erfüllen. "Insbesondere muss Serbien vollständig mit dem Internationalen Strafgerichtshof kooperieren, das heißt alle noch flüchtigen mutmaßlichen Kriegsverbrecher überstellen."

Nach dem Nein der Iren zum EU-Reformvertrag und nach der Anerkennung des Kosovo als eigener Staat müsse jeder Erweiterungsschritt der Europäischen Union genau geprüft werden, betonte Beckstein.

EU-Beitritt Serbiens erst nach Mladic-Festnahme

Der ehemalige EU-Administrator für die Stadt Mostar in Bosnien-Herzegowina, Hans Koschnick, hält eine Festnahme des früheren serbischen Armeeführers Ratko Mladic für wichtiger als die erfolgte Verhaftung des mutmaßlichen Kriegsverbrechers Radovan Karadzic.

Zwar sei die Festnahme Karadzics ein wichtiger Schritt Serbiens hin zur Europäischen Union, sagte Koschnick "Stern.de". Doch solange nicht auch Mladic gefasst sei, sei ein EU-Beitritt undenkbar.

Einen schnellen Fahndungserfolg erwartet Koschnick dabei nicht. "Mladic zu fangen ist noch schwieriger als Karadzic zu fangen", sagte er. Im Gegensatz zu Karadzic sei Mladic ein Mann des Militärs gewesen. Und "dort gibt es eben viele alte Kameraden, die ihren Freund von früher nicht verraten".

Hoffnung auf Aussöhnung mit Bosnien-Herzegowina

Außerdem sieht Koschnick in der Verhaftung Karadzics eine Chance auf Normalität und Aussöhnung in Bosnien-Herzegowina. "Das ist eine Chance, dass den Frauen von Srebrenica und allen Opfern des Krieges Gerechtigkeit zuteil werden kann", sagte Koschnick dem "Hamburger Abendblatt". Solange die Hauptverantwortlichen vor der Strafverfolgung geschützt würden, könnten die Opfer nicht auf Zukunft setzen.

(afp)
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