Angriffe in Syrien Obama: Wir haben IS-Terrormiliz unterschätzt

Washington/Bagdad · Trotz Luftangriffen der USA ist die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) noch lange nicht besiegt. Präsident Obama gibt sogar in einem Interview zu, dass die USA die Lage falsch eingeschätzt haben.

F22 Raptor - der Superjet der USA
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US-Präsident Barack Obama hat eingeräumt, dass die USA die Terrormiliz IS unterschätzt hätten. Zugleich sei die Fähigkeit des irakischen Militärs überschätzt worden, die Gruppe zu stoppen. In einem CBS-Interview wurde Obama nach Angaben des Senders danach gefragt, ob er eine entsprechende Einschätzung des nationalen Geheimdienstdirektors James Clapper teile. "Das trifft zu", antwortete Obama. "Das trifft absolut zu."

CBS bezeichnete die Äußerung des Präsidenten als eine der offensten, die er bisher zum Aufstieg des IS gemacht habe. Demnach führte er das Erstarken unter anderem auf das Bürgerkriegschaos in Syrien zurück, das der Gruppe Raum zum Wachsen gegeben habe. Zudem sei es der Miliz gelungen, ausländische Kämpfer aus verschiedenen Ländern in Syrien zu versammeln. "Und so wurde es Ground Zero für Dschihadisten aus aller Welt". Eine sehr geschickte Kampagne in den sozialen Medien habe bei der Rekrutierung von Kämpfern geholfen.

Die Terrormiliz hat die kurdische Enklave Ain al-Arab in Nordsyrien von mehreren Seiten aus unter schweren Beschuss genommen. Mindestens elf Granaten seien am Sonntagabend vor allem im Westen der Stadt eingeschlagen, berichtete die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Auch von Osten her feuerten die Extremisten nach Angaben von Augenzeugen mit Artillerie in die Stadt.

Auf Twitter berichten Beobachter von der türkischen Grenze aus von "schwerem Beschuss". Eine arabische Journalistin vor Ort schrieb unter Berufung auf Anwohner, es sei das erste Mal, dass die IS-Miliz einen so großen Angriff unmittelbar auf die Stadt führe. Autos würden "reihenweise" die Stadt verlassen. Ein Korrespondent der kurdischen Nachrichtenseite "Rudaw" bestätigte Angriffe auf das Stadtzentrum. Später habe sich die Lage etwas beruhigt.

Bereits am Samstag hatten IS-Extremisten Ain al-Arab nach Angaben der Beobachtungsstelle erstmals mit Mörsergranaten beschossen. Kurdische Peschmerga-Kämpfer rüsten sich daher für einen Gegenschlag. Rund 1800 Peschmerga-Soldaten seien in der umkämpften Stadt in Stellung gegangen, berichtete die syrische Beobachtungsstelle am Sonntag. Allein seit Mittwoch seien 1500 Kämpfer eingetroffen. Flugzeuge des US-geführten Anti-IS-Bündnisses hatten am Wochenende bereits Stellungen der IS-Miliz in der Region beschossen.

Die im Norden Syriens gelegene Enklave Ain al-Arab, die im Kurdischen Kobane genannt wird, war vor mehr als einer Woche von IS-Kämpfern teilweise eingekreist worden. Bei ihrem Vormarsch hatten die Dschihadisten mehr als 60 Dörfer im Umland eingenommen. Zehntausende Menschen flohen.

Die äußerst brutalen Dschihadisten des IS beherrschen im Irak und in Syrien je rund ein Drittel der Fläche. Die von ihnen eroberten Gebiete bezeichnen sie als "Kalifat". Mehrere westliche und arabische Länder fliegen Luftangriffe auf IS-Stellungen im Irak oder in Syrien.

Am Samstag waren erstmals britische Tornado-Flieger aus Zypern zu Aufklärungsflügen gen Irak gestartet, nachdem das britische Unterhaus am Freitagabend Luftangriffe genehmigt hatte. Die französische Luftwaffe bombardierte nach Angaben der irakischen Nachrichtenseite Al-Sumaria News am Samstag IS-Stellungen im irakischen Falludscha.

Die Bundesregierung unterstützt die Kurden im Nordirak in ihrem Kampf gegen die sunnitischen Extremisten. In der Kurdenhauptstadt Erbil traf am Samstag der zweite Waffentransport aus Deutschland ein. Nach Angaben des Bundesverteidigungsministeriums landete dort eine in Leipzig gestartete Antonow mit Waffen und Fahrzeugen.

Neben der Ausbildung vor Ort werden kurdische Kämpfer auch in Deutschland in die Waffensysteme eingewiesen. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums begann in der Infanterieschule Hammelburg in Bayern am Wochenende die Schulung von etwa 30 Peschmerga-Soldaten im Umgang mit "Milan"-Panzerabwehrraketen.

(dpa)
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