Porträt eines Kandidaten Barack Obama will ins Weiße Haus

Washington (RPO). Hillary Clinton bekommt Konkurrenz für das Ticket der Demokraten bei den Präsidentschaftswahlen 2008. Der Afro-Amerikaner Barack Obama tritt an. Beobachter bescheinigen ihm durchaus Chancen, Spitzenkandidat zu werden. Bei Wahlkampfauftritten wird der 45-Jährige bejubelt wie ein Rockstar.

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Foto: ddp/AFP/AP

In Foto-Reportagen für Hochglanzmagazine macht er eine gute Figur. Und in der durch den Irak-Krieg vergifteten Atmosphäre in den USA ist er eine anerkannte Stimme der Versöhnung und des Ausgleichs. Dass Senator Barack Obama, der Nachwuchs-Star der US-Politik, am Dienstag erstmals offen seine Ambitionen auf das Weiße Haus bekannt gab, ist der Höhepunkt des Obama-Rummels der letzten Monate. Ein erst 45 Jahre alter Afro-Amerikaner auf dem Weg ins Weiße Haus: Auf den Senator richten sich die Hoffnungen vieler US-Wähler, die einen politischen Wechsel herbei sehnen. Dabei sitzt der Demokrat erst seit zwei Jahren im Senat. Was ihm an Kompetenz fehlt, macht er durch Charisma wett.

Noch ist Obama eher ein politisches Phänomen denn ein Schwergewicht. Der Sohn eines Kenianers und einer Amerikanerin scheint eine verbreitete Sehnsucht der Wähler zu stillen: Er hat ein frisches Gesicht, inmitten der scharfen Auseinandersetzung der Parteien spricht er wie ein Prediger von Heilung und Selbstvertrauen, und er scheut sich im Gegensatz zu vielen anderen Demokraten nicht, über Glauben und Werte zu reden. Die Menschen hören ihm zu: Als Obama kürzlich in einer Art Testlauf für die Kandidatur den wichtigen Vorwahlstaat New Hampshire besuchte, strömten die Menschen zu Tausenden zu seinen Auftritten. Die Säle waren ausgebucht.

Obamas Fans träumen bereits davon, dass er sich bei der Präsidentenwahl 2008 von einer Welle der Sympathie ins Weiße Haus tragen lassen wird. Seine Gegner hoffen, dass er durch seine Unerfahrenheit in der unbarmherzigen Atmosphäre des US-Präsidentschaftswahlkampfs schnell ins Straucheln gerät. Unbestritten ist, dass vor ihm ein steiler Weg liegt: Zunächst muss er sich parteiintern gegen die Konkurrenten behaupten, allen voran die frühere First Lady Hillary Clinton, die mit einer prall gefüllten Wahlkampfkasse ins Rennen geht. Mit seinem Schritt am Dienstag versuchte Obama nachzuziehen: Er gründete ein Sondierungskomitee, das Gelder eintreiben und die Kampagne organisieren soll. Offiziell will er seine Kampagne am 10. Februar starten.

Senator war von Beginn an gegen Irak-Krieg

In der heißesten Frage der US-Politik, den Irak-Debakel, hat Obama einen Vorteil: Im Gegensatz zu Hillary Clinton war er immer schon gegen den Krieg, der inzwischen sehr unpopulär ist. Als Bush seine Truppen 2003 im Irak einmarschieren ließ, war Obama noch ein unbekannter Provinzpolitiker im Bundesstaat Illinois. Die Frage nach seiner Kompetenz wird den Wahlkampf begleiten. "Seit John F. Kennedy ist kein Jung-Senator so schnell zu einer landesweiten Berühmtheit und einem möglichen Kandidaten fürs Weiße Haus geworden", schrieb der Historiker Michael Kazin in der "New York Times". Ob die Kandidatur nun an Obama geht oder an Clinton - es wird auf jeden Fall eine Premiere sein: entweder der erste schwarze Kandidat der Demokraten oder die erste Frau.

Im vergangenen Herbst legte Obama ein Buch vor, das sich stellenweise wie ein Bewerbungsschreiben für ein höheres Amt liest. Er schreibt über seine binationalen Eltern, seine Jugendjahre mit der Mutter und dem Stiefvater in Indonesien, sein Studium in Harvard. Er verschweigt nicht, dass es in seiner Ehe Spannungen gab, dass er im Leben Fehler gemacht hat, dass er Erfahrung mit Drogen hat. Zentrum seiner Ausführungen ist die Religion. Obama beherrscht die Sprache des Glaubens. Das ist wichtig in einem Land, in dem mehr als 90 Prozent an Gott glauben, und in dem die religiösen Wähler bislang den Republikanern von George W. Bush zu vielen Siegen verholfen haben.

(afp2)
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