Obama bezeichnet Wahl als Meilenstein Afghanistan: Die Menschen trotzen den Drohungen der Taliban

Kabul · Der Wille zur Demokratie in Afghanistan ist ungebrochen: Trotz Anschlagsdrohungen der Taliban gingen sich etwa sieben Millionen Menschen zur Wahl. US-Präsident Barack Obama bezeichnete die Wahl als zukunftsweisend. Eine Entscheidung gibt es wohl erst im Mai.

Afghanen wählen einen neuen Präsidenten
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Vor den über 6000 Wahllokalen bildeten sich am Samstag zum Teil lange Schlangen, die Wahlkommission (IEC) verlängerte die Öffnungszeit um eine Stunde. Nach Einschätzung der IEC lag die Beteiligung bei mehr als 50 Prozent.

Die Wahllokale öffneten um 7.00 Uhr Ortszeit (04.30 Uhr MESZ) und schlossen nach der Verlängerung um 17.00 Uhr (14.30 Uhr MESZ). In Kabul, der Stadt Herat im Westen, Dschalalabad im Osten und Kandahar im Süden wurden lange Schlangen von Wählern beobachtet.

In einer Rede an die Nation sagte Karsai, die Wahl und die große Beteiligung seien "ein paar Schritte in Richtung Frieden, Stabilität und Entwicklung" gewesen. Er lobte die "große Leistung des Volkes, unserer Sicherheitskräfte und aller Behördenvertreter, die bei der Abhaltung der Wahl eine Rolle gespielt haben".

Um die Nachfolge des scheidenden Präsidenten Hamid Karsai bewarben sich acht Kandidaten. Es galt als unwahrscheinlich, dass einer von ihnen schon im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit erringen könnte. Vorläufige Auszählungsergebnisse sollen am 24. April vorliegen, die Stichwahl dürfte am 28. Mai stattfinden. Gelingt der Machtwechsel von Karsai zu seinem Nachfolger, ist es der erste Übergang von einer demokratisch legitimierten Staatsführung zu einer anderen.

Karsai führte das Land am Hindukusch seit dem Sturz der Taliban im Herbst 2001. Er durfte nach zwei Amtszeiten nicht erneut antreten. Unter den acht Kandidaten, die sich um seine Nachfolge bewarben, gelten Karsais langjähriger Rivale Abdullah Abdullah, der Intellektuelle Aschraf Ghani und der frühere Außenminister Salmai Rassul als Favoriten. Ghani sprach von einem "Tag des Stolzes". Die starke Beteiligung zeige die "Entschlossenheit" der Afghanen, eine "bessere Zukunft" aufzubauen.

Obama sagte, die Wahl sei "entscheidend, um die demokratische Zukunft und die weitere internationale Unterstützung zu sichern" Die USA erwarteten, dass die afghanischen Wahlbehörden in den kommenden Wochen bei der Ermittlung des Wahlergebnisses ihre Pflicht erfüllten, erklärte Obama am Samstag in Washington. NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen sprach von einem "historischen Moment". Er lobte die Arbeit der afghanischen Sicherheitskräfte. Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) äußerte die Hoffnung, dass es nach der Wahl Akzeptanz für den neuen Präsidenten im ganzen Land geben werde.

Die Abstimmung verlief weitgehend friedlich, dennoch kam es zu gewaltsamen Zwischenfällen. In der südlichen Provinz Logar wurden in einem Schulgebäude, das als Wahllokal diente, bei einer Explosion ein Mensch getötet und zwei weitere verletzt, wie Bezirkschef Abdul Hamid sagte. Innenminister Omar Daudsai sagte am Samstag, in den zurückliegenden 24 Stunden seien insgesamt vier Zivilisten, neun Polizisten und sieben Soldaten getötet worden. Viele Anschläge seien vereitelt worden.

Landesweit waren 400.000 Sicherheitskräfte im Einsatz. 211 von 6423 Wahllokalen blieben nach Angaben der Wahlkommission aus Sicherheitserwägungen geschlossen. Die Taliban hatten ihre Angriffe zuletzt verstärkt, um die Abstimmung zu stören. Unter anderem waren auf die Büros der afghanischen Wahlkommission innerhalb einer Woche zwei Anschläge verübt worden.

(AFP)
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