Kampf gegen Taliban US-Truppen bleiben länger in Afghanistan

Washington · US-Präsident Barack Obama verzögert nach Angaben aus Regierungskreisen in Washington den Abzug der US-Truppen aus Afghanistan. Hintergrund ist die jüngste Offensive der radikalislamischen Taliban. Die Bundesregierung begrüßt die Entscheidung der USA.

 US-Soldaten in Afghanistan.

US-Soldaten in Afghanistan.

Foto: afp, WK/fk/ljm

Nach neuen Plänen solle die derzeitige Stärke von etwa 9800 US-Soldaten in Afghanistan für den Großteil des kommenden Jahres beibehalten werden, sagte ein ranghoher Regierungsbeamter am Donnerstag. Ende 2016 oder erst Anfang 2017 solle die Stärke dann auf rund 5500 Soldaten reduziert werden.

Angesichts der jüngsten Offensive der radikalislamischen Taliban hatte sich der US-Oberkommandeur in Afghanistan, John Campbell, kürzlich für einen langsameren Abzug ausgesprochen. Nach den bisherigen Plänen hätte die US-Armee nach seiner Einschätzung für die Zeit nach 2016 nur "sehr begrenzte Fähigkeiten" in Afghanistan. Bis zum Ende von Obamas Amtszeit Anfang 2017 hätte die Truppenstärke eigentlich auf rund tausend Soldaten sinken sollen, die vor allem in der Botschaft in Kabul stationiert sein sollten.

Zum Jahreswechsel war der Nato-geführte Kampfeinsatz nach 13 Jahren zu Ende gegangen. Die Folgemission "Resolute Support" legt den Schwerpunkt auf die Ausbildung und Beratung der afghanischen Armee und Polizei, die für die Sicherheit im Land nun selbst verantwortlich sind. Insgesamt sind noch etwa 13.000 Nato-Soldaten im Land, darunter bis zu 850 deutsche Soldaten.

Die Sicherheitslage in Afghanistan verschlechterte sich zuletzt allerdings zusehends. Vergangenen Monat nahmen Taliban-Kämpfer in einer Blitzoffensive das nordafghanische Kundus ein. Die afghanischen Sicherheitskräfte konnten die Stadt erst nach mehreren Tagen mit internationaler Unterstützung zurückerobern.

Obama hatte vor seinem Amtsantritt Anfang 2009 versprochen, den von seinem Vorgänger George W. Bush geerbten US-Militäreinsatz am Hindukusch zu beenden. Nun wird der Präsident das Afghanistan-Dossier auch seinem Nachfolger oder seiner Nachfolgerin hinterlassen. Seit Beginn des Einsatzes nach den Anschlägen vom 11. September 2001, als die damals in Kabul herrschenden Taliban die Auslieferung der Al-Kaida-Führung verweigerten, sind mehr als 2000 US-Soldaten getötet worden.

Obama will den Kurswechsel beim Truppenabzug nach Angaben aus US-Regierungskreisen noch am Donnerstag offiziell verkünden. Der Präsident habe die Entscheidung nach einer "ausführlichen, monatelangen Überprüfung" der bisherigen Afghanistan-Politik und in Abstimmung mit "seinem kompletten Team für die nationale Sicherheit und unseren afghanischen Partnern" getroffen.

Die rund 5500 US-Soldaten, die Anfang 2017 am Hindukusch noch im Einsatz sein sollen, werden den Angaben zufolge in wenigen Stützpunkten stationiert - darunter die Luftwaffenbasis Bagram, Dschalalabad im Osten und Kandahar im Süden Afghanistans. Aus US-Kreisen hieß es, dass der Auftrag des US-Militärs gleich bleiben werde.

"Diese Ankündigung ändert in keiner Weise die Tatsache, dass unser Kampfeinsatz in Afghanistan beendet ist", sagte der Regierungsbeamte. "Wir werden weiterhin nur zwei eng bestimmte Missionen ausführen: den Anti-Terror-Kampf sowie die Ausbildung, Beratung und Unterstützung unserer afghanischen Partner."

Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) begrüßte Obamas Entscheidung. "Wir wollen mit unseren Partnern ein Zeichen setzen, dass wir beharrlich an einer Stabilisierung Afghanistans arbeiten", sagte sie der "Bild"-Zeitung. "Jetzt können wir mit unseren Partnern der Mission Resolute Support die nächsten Schritte beraten."

(AFP)
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