Rede des US-Präsidenten Obama definiert Führungsanspruch der USA neu

Washington · Weiße Mützen, graue Uniformjacken: Wenn die Militärakademie West Point ihre Kadetten entlässt, bietet sie eine Kulisse, vor der amerikanische Präsidenten schon immer gern Reden hielten. Barack Obama nutzte gestern die Abschlussfeier, um deutlich zu machen, wie hoch die Latte liegen muss, bevor er Soldaten in die Ferne beordert.

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"Es ist absolut wahr, dass amerikanischer Isolationismus im 21. Jahrhundert keine Option ist", betonte er. Aber zu sagen, dass man Frieden und Freiheit auch jenseits der eigenen Grenzen anstrebe, bedeute nicht, dass jedes Problem eine militärische Lösung habe.

Seit dem Zweiten Weltkrieg hätten die USA ihre fatalsten Fehler immer dann begangen, wenn sie gewillt waren, sich in bewaffnete Abenteuer zu stürzen, ohne die Konsequenzen zu durchdenken. "Harte Worte taugen für Schlagzeilen, aber der Krieg richtet sich selten nach Slogans", sagt Obama und zitiert Dwight Eisenhower, den General und späteren Staatschef, der 1947 erklärte, dass der Krieg die tragischste und aberwitzigste aller Dummheiten sei.

Der Realpolitiker im Oval Office, der Eisenhower ebenso wie den alten George Bush gern als Vorbild für bedachtsames Handeln heranzieht, er hält eine Grundsatzrede. Es ist der der Versuch, Mittelwege zu finden zwischen spürbar verstärkten isolationistischen Tendenzen und der Attitüde des Weltpolizisten, wie sie Amerika eine Zeit unter dem jungen George Bush an den Tag legte. Der Spagat in einem Land, das kriegsmüde ist und schon deshalb eine neue Bescheidenheit fordert.

Nach einer Umfrage des renommierten Pew-Instituts unterschreiben 52 Prozent der Amerikaner den Satz, dass sich die USA "um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern und andere Staaten allein zurechtkommen sollen, so gut sie es können". Eine Mehrheit für diese Aussage hatte es zuletzt 1964 gegeben.

Andererseits schlagen führende Republikaner ebenso Alarm wie mancher besorgte Verbündete von Nahost bis Ostasien. Unter Obama, lautet ihre Kritik, zögen sich die USA immer mehr vom Weltgeschehen zurück, würden sie ihrer Rolle als globaler Ordnungsmacht immer weniger gerecht. Das Vakuum füllten andere, allen voran China und Russland. Die Rede in West Point ist eine Antwort darauf.

Amerika müsse führen auf der Weltbühne, stellt Obama klar: "Wenn wir es nicht tun, wird es kein anderer tun." Das Militär bleibe das Rückgrat dieser Führungsrolle.

(RP)
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