Eskalation auf dem Balkan Serbien versetzt Truppen an Kosovo-Grenze in Kampfbereitschaft

Pristina · Inmitten wachsender Spannungen auf dem Balkan hat Serbien seine Sicherheitskräfte an der Grenze zum Kosovo in höchste Kampfbereitschaft versetzt. Droht der Region erneut eine militärische Auseinandersetzung?

Serben haben im Zuge der Spannungen im Kosovo eine Barrikade im Norden der geteilten Stadt Mitrovica errichtet.

Serben haben im Zuge der Spannungen im Kosovo eine Barrikade im Norden der geteilten Stadt Mitrovica errichtet.

Foto: dpa/Bojan Slavkovic

Die Anordnung an die Polizei und andere Einheiten habe er auf Befehl des serbischen Präsidenten Aleksandar Vucic hin erteilt, erklärte Innenminister Bratislav Gasic am Montag. Ziel sei, „alle Maßnahmen zu ergreifen, um das serbische Volk im Kosovo zu schützen“. Die Sicherheitskräfte seien dem Kommando von Generalstabschef Milan Mojsilovic unterstellt worden, hieß es weiter.

Mojsilovic sagte lokalen Medien, die Armee habe „klare und präzise“ Anweisungen von Vucic erhalten. Die Lage sei „ernst“ und erfordere die „Präsenz der serbischen Streitkräfte entlang der administrativen Grenze“ zum Kosovo, zitierte ihn der Staatssender RTS weiter. Was der Befehl vor Ort bedeutete, war zunächst unklar, zumal die serbischen Truppen an der Grenze seit geraumer Zeit in Alarmbereitschaft sind.

Serbien verlor die Kontrolle über das Kosovo nach einer Intervention der Nato im Jahr 1999, die ein blutiges Vorgehen Serbiens gegen Unabhängigkeitsbestrebungen der Kosovo-Albaner stoppte. Die Regierung in Belgrad erkennt die Unabhängigkeitserklärung des Kosovos von 2008 aber nicht an und sieht die Serben im Kosovo durch die mehrheitlich albanische Bevölkerung schikaniert.

Am Sonntagabend fielen Schüsse in der Stadt Zubin Potok im Norden des Kosovo, wo Serben zuletzt Straßenblockaden errichtet hatten. Die von der Nato geführte Friedenstruppe KFOR erklärte, der Vorfall habe sich in der Nähe einer ihrer Patrouillen ereignet. Verletzt worden sei durch die Schüsse aber niemand. KFOR erklärte, sie habe Ermittlungen aufgenommen und forderte alle Beteiligten auf, Provokationen zu unterlassen und nach einer Lösung für die Sicherheit aller zu suchen.

Der kosovarische Ministerpräsident Albin Kurti rief die KFOR auf, die Straßenblockaden zu beseitigen. Er habe das Problem am Montag mit den KFOR-Kommandeuren Angelo Michele Ristuccia und Lars-Gunnar Wigermark besprochen, twitterte er.

Serbien hat die KFOR gebeten, 1000 Soldaten in den größtenteils von Serben bewohnten Norden des Kosovo entsenden zu dürfen. Eine Genehmigung war unwahrscheinlich. Verteidigungsminister Milos Vucevic und Generalstabschef Mojsilovic reisten in die Nähe der Grenze zum Kosovo, wo sie die Gefechtsbereitschaft der Truppen und deren Feuerkraft lobten.

Dem Serbisch-Orthodoxen Patriarchen Porfirije wurde am Montag die Einreise ins Kosovo verweigert, der angekündigt hatte, eine Friedensbotschaft zum orthodoxen Weihnachtsfest am 7. Januar zu überbringen.

(felt/dpa)
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