US-Soldatin bei Anschlag auf Konvoi getötet Bagdad: 1.000 arbeitslose Iraker stürmen Polizeiwache

Bagdad (rpo). Rund 1.000 arbeitslose Iraker haben am Mittwoch in Bagdad eine Polizeiwache gestürmt, zwei Autos in Brand gesteckt und Steine auf die Sicherheitskräfte geschleudert. Daraufhin eröffneten irakische Polizisten das Feuer auf die Demonstranten.

Mindestens ein Demonstrant sowie mehrere Polizisten seien verletzt worden. Bei einem Bombenanschlag auf einen US-Militärkonvoi in der nordirakischen Stadt Tikrit wurde eine Soldatin getötet. Zwei weitere Soldaten wurden nach US-Angaben verletzt.

Die Polizei in Bagdad erklärte, die Demonstranten hätten das Feuer eröffnet, die Sicherheitskräfte hätten lediglich Warnschüsse abgegeben. Auf Fernsehbildern war mindestens ein Polizist zu sehen, der mit seiner Pistole direkt in die Menge schoss. Bereits im Juli sei ihnen Arbeit versprochen worden, sagten die Demonstranten. Bisher habe sich jedoch nichts getan, obwohl einige Polizisten Bestechungsgelder angenommen hätten.

Auch in der nordirakischen Stadt Mossul feuerte die Polizei am Mittwoch Warnschüsse in die Luft, um eine Demonstration arbeitsloser Iraker aufzulösen. Die Männer wollten das Arbeitsamt im Rathaus stürmen.

In Bagdad kam es am Nachmittag zu einem weiteren Zwischenfall: US-Soldaten gaben Warnschüsse ab, um eine Gruppe von Steinewerfern vor einer schiitischen Moschee zu vertreiben. Die Schiiten protestierten gegen die vorübergehende Inhaftierung ihres Predigers, der am Dienstagabend zu einem Verhör abgeführt worden war, und verlangten eine schriftliche Entschuldigung.

Bei einer Razzia in Nordirak nahmen US-Soldaten 34 Iraker fest und stellten zwei Dutzend Panzerfäuste sicher. Ein selbst verschuldeter Verkehrsunfall im Süden des Landes kostete derweil einen ukrainischen Soldaten das Leben, wie das Verteidigungsministerium in Kiew erklärte. Der Ukrainer gehörte zur multinationalen Truppe in der polnischen Besatzungszone. Es war das zweite Mal, dass in Irak ein Soldat ums Leben kam, der nicht der angloamerikanischen Kriegskoalition angehörte. Im August war ein Däne von Irakern erschossen worden.

Unterdessen nahmen die Schulen des Landes erstmals wieder Anmeldungen zum Unterricht entgegen. Eigentlich wollten die Zivilverwalter alle Lehrbücher vor Beginn des neuen Schuljahres am Samstag von der Propaganda Saddam Husseins säubern. Die Neuausgaben sind jedoch größtenteils noch nicht ausgeliefert.

EU stellt 200 Millionen Euro für Wiederaufbau bereit

Die EU-Kommission beschloss am Mittwoch, bis Ende nächsten Jahres 200 Millionen Euro für den Wiederaufbau Iraks bereitzustellen. Unterdessen forderten mehrere US-Senatoren, dass zumindest ein Teil der 20 Milliarden Dollar US-Finanzhilfe von Irak wieder an die USA zurückgezahlt wird. Der Übergangspräsident des irakischen Verwaltungsrates, Ahmad Tschalabi, sagte, eine Rückzahlungspflicht wäre eine zusätzliche Belastung und zeige, dass die USA es mit der Freiheit für Irak nicht ernst meinten.

Mehr als zwei Monate nach der konstituierenden Sitzung des Verwaltungsrats wurde dessen Einrichtung von der Organisation der Islamischen Konferenz (OIC) am Rande der UN-Vollversammlung in New York offiziell begrüßt. Voraussichtlich darf der Rat Irak nun bei der OIC-Konferenz Mitte Oktober in Malaysia vertreten.

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