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Schwerpunkt Ungarn 1956 Aufstand gegen die Sowjets

Budapest (RP). 25. Oktober 1956: Durch die Straßen von Budapest rollen sowjetische Panzer. Sie sollen den Aufstand niederschlagen, der seit drei Tagen in Ungarn tobt. Akos Engelmayer läuft an diesem Morgen mit ein paar Freunden aus der Nachbarschaft von Tür zu Tür. Die Jungs wollen Molotow-Cocktails bauen, brauchen dafür leere Flaschen - doch selbst die sind im kommunistischen Ungarn Mangelware. Im zweiten Stock eines Mietshauses öffnet eine Mutter die Tür. Vier Kinder zerren an ihrem Rock. "Die Frau holte aus dem Vorratsregal eingekochtes Tomatenpüree, goss den Inhalt unter Tränen in die Spüle und gab uns die leeren Flaschen", erzählt Akos Engelmayer (68) bewegt.

Für den damals 18-jährigen Schüler wurde diese Episode zum Schlüsselerlebnis der Revolution: "Die Einheit in der Bevölkerung war einfach unglaublich."

Bereits vor 1956 gärt es mächtig im Land. Von 1949 bis 1953 haben die kommunistischen Machthaber unter "Stalins bestem Schüler" Matyas Rakosi die Gesellschaft terrorisiert. Politische Säuberungen, Folter und Schauprozesse sind an der Tagesordnung. Von den Repressalien ist am Ende jede dritte Familie betroffen. Dazu kommen materielle Härten: Der von den Sowjets verordnete sinnlose Ausbau der Schwerindustrie drückt die Wirtschaft, die Löhne schrumpfen. Die Kollektivierung der Landwirtschaft führt zu ständigen Versorgungsengpässen.

Nach Stalins Tod im März 1953 hoffen die Ungarn auf Reformen. Der neue Regierungschef Imre Nagy verspricht Lockerungen. Doch ihm bleiben nur wenige Monate - 1955 wird er durch den Stalinisten Ernö Gerö ersetzt. Der Frust der Menschen wächst.

Am Dienstag, dem 23. Oktober 1956, beginnt alles scheinbar harmlos. "In der großen Pause kamen Studenten in unsere Schule. Sie forderten uns auf, an ihrer Demo teilzunehmen", erzählt Akos Engelmayer. Seine Klasse geht geschlossen mit. Am frühen Nachmittag setzen sich große Demonstrationszüge in Bewegung. Die Studenten fordern den Abzug der sowjetischen Truppen, die Rückkehr von Imre Nagy in die Regierung, aber auch freie Wahlen und die Einführung des Mehrparteiensystems. Spontan schließen sich immer mehr Menschen an. Am Abend haben sich 200000 Bürger vor dem Parlamentsgebäude versammelt.

Ein paar Tage lang sieht alles so aus, als würde das Undenkbare wahr: Die Sowjets haben Schwierigkeiten mit der Niederschlagung des Aufstandes. Nagy gelingt es, den Rückzug der Truppen aus Budapest zu verhandeln. Doch am 1. November überschreiten neue sowjetische Truppen die Grenze zu Ungarn. Als Nagy dies erfährt, verkündet er den Austritt Ungarns aus dem Warschauer Pakt und die Neutralität des Landes.

Am 4. November beginnen die Sowjets ihre "Operation Wirbelsturm", die blutige Zerschlagung des Aufstandes. Schon bald sitzt das kommunistische Regime unter wieder fest im Sattel.

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