Fotos Aufstand auf dem Dach der Welt
Nach den jüngsten Ausschreitungen in Tibet hat die chinesische Polizeit die Stadt Lhasa vollständig abgeriegelt. Die Lage droht zu eskalieren. Wir haben die Bilder aus der Krisenregion.
Infolge der Unruhen herrschte in Lhasa gespannte Ruhe. Schützenpanzer und andere Militärfahrzeuge patrouillierten in den Straßen.
Einwohner berichteten telefonisch, dass sie angewiesen worden seien, zu Hause zu bleiben. In Lautsprecherdurchsagen werde die Bevölkerung ständig aufgefordert, "zwischen Freund und Feind zu unterscheiden, die Ordnung aufrechtzuerhalten".
Der Fernsehsender Hong Kong Cable TV berichtete, am Sonntag seien mit 200 Militärfahrzeugen Truppenverstärkungen in Lhasa eingetroffen.
Die Proteste griffen am Wochenende auf die tibetischen Nachbarprovinzen Sichuan, Qinghai und Gansu über. "Es breitet sich definitiv aus", sagte ein enger Mitarbeiter des Dalai Lamas, Tenzin Taklha. Ein Einwohner aus Sichuan berichtete von Zusammenstößen zwischen tibetischen Mönchen und Sicherheitskräften. Ein Polizist sei getötet worden.
Unter den Tibetern gab es nach Angaben Chinas zehn Tote. Unabhängige Organisationen sprachen dagegen von 80 Toten und hunderten Verletzten.
In Qinghai bezogen Polizisten in der Nähe eines Klosters Stellung, nachdem sich etwa 100 Mönche über eine Anordnung hinweggesetzt hatten, das Gebäude nicht zu verlassen. In der Provinz Gansu demonstrierten nach Angaben der Gruppe Free Tibet mehr als 100 Studenten an der Universität von Lanzhou.
Berichte, wonach Ausländer zum Verlassen Tibets gezwungen worden seien, wies der Präsident der autonomen Region Tibet, Qiangba Puncog, vor Journalisten in Peking zurück. Wegen "Brandstiftung und Morden raten wir ausländischen Nachrichtenfirmen und Ausländern aus Sicherheitsgründen vor Reisen nach Tibet ab", sagte er.
Bei der Niederschlagung der Protesten in Lhasa seien die chinesischen Sicherheitskräfte nicht mit Waffengewalt gegen die Demonstranten vorgegangen, sagte Qiangba weiter. Von Seiten der Sicherheitskräfte habe es in Lhasa "keine Schüsse gegeben". Die chinesische Volksarmee sei nicht an der Niederschlagung der Proteste beteiligt gewesen, sondern sei erst nach den Unruhen eingesetzt worden, um die Stadt aufzuräumen und die Ordnung aufrecht zu erhalten, fügte er hinzu.
Tausende Exil-Tibeter auf der ganzen Welt protestierten unterdessen gegen das chinesische Vorgehen in Tibet.
Der Dalai Lama, das religiöse Oberhaupt der Tibeter, warf China derweil "kulturellen Völkermord" vor.
China wies die Anschuldigungen des Dalai Lama wegen der gewaltsamen Niederschlagung der Proteste in Tibet prompt zurück. Eine "Herrschaft des Terrors in Tibet" sei "absoluter Unsinn", sagte ein führendes Mitglied des von Peking kontrollierten Regionalparlaments in Tibet.
Zugleich machte die Regionalregierung die Demonstranten in der Hauptstadt Lhasa für den Tod von 13 Menschen verantwortlich. Die "Aufrührer" hätten bis Mitternacht (17 Uhr MEZ) Zeit, sich zu stellen. Ein Bewohner von Lhasa berichtete der Nachrichtenagentur AFP am Telefon, die Lage sei weiterhin gespannt. "Panzer sind auf den Straßen."