Proteste gegen Rassismus in Frankreich Mehr als 20.000 Menschen demonstrieren in Paris

Paris · Trotz eines Demonstrationsverbots haben in Paris tausende Menschen gegen Rassismus und Polizeigewalt protestiert. Auch in anderen Städten Frankreichs gingen nach dem Tod von George Floyd in den USA Menschen auf die Straßen.

 Demonstrierende springen im Norden von Paris über Absperrungen. Auch in anderen französischen Städten gab es Proteste gegen Polizeigewalt und Rassismus.

Demonstrierende springen im Norden von Paris über Absperrungen. Auch in anderen französischen Städten gab es Proteste gegen Polizeigewalt und Rassismus.

Foto: AFP/MICHEL RUBINEL

Auch in mehreren französischen Städten haben Menschen gegen Rassismus und Polizeigewalt demonstriert. In Paris folgten trotz eines Demonstrationsverbots mehr als 20.000 Menschen einem Aufruf zum Protest gegen den Tod von Adama Traoré im Polizeigewahrsam 2016. Zunächst war von 10.000 Demonstrierenden die Rede gewesen. Am Abend kam es am Rande der Kundgebung vor einem Gerichtsgebäude zu Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und Demonstranten. Protestteilnehmer warfen Wurfgeschosse auf Beamte, diese reagierten mit dem Einsatz von Tränengas.

"Das ist heute nicht mehr nur der Kampf der Familie Traoré, es ist unser aller Kampf. Wenn wir heute für George Floyd kämpfen, kämpfen wir für Adama Traoré", sagte Adamas ältere Schwester Assa Traoré in Paris zu den Demonstranten.

Viele hielten Schilder mit englischen Slogans wie "Black Lives Matter" und "I can´t breathe" in die Höhe und bezogen sie sich auf die derzeitigen Proteste in den USA nach dem Tod von George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis. Auch in Lyon und Marseille gingen Medienberichten zufolge Menschen auf die Straßen.

Die Pariser Polizeipräfektur hatte die Proteste zunächst untersagt - aus Sorge vor Ausschreitungen, aber auch weil aus Infektionsschutzgründen Versammlungen von mehr als zehn Personen untersagt sind. Zugleich wies Polizeipräfekt Didier Lallement Vorwürfe von Gewalt und Rassismus entschieden zurück.

Der 24-jährige Adama Traoré war 2016 nördlich von Paris gestorben, nachdem er sich der Festnahme seines Bruders widersetzt hatte. Eine Schuld der Polizei an seinem Tod ließ sich offiziell nicht nachweisen.

Seither wird in Frankreich darüber gestritten, ob die Polizisten Schuld an Traorés Tod waren. Vergangene Woche hatten mehrere Ärzte die Polizisten entlastet. Ein anderer Bericht der Familie vom Dienstag kommt zu dem Schluss, dass der Tod mit den Methoden der Polizei bei der Festnahme Traorés zusammenhing.

Bereits am Montagabend hatten sich in der Pariser Vorstadt Bondy rund hundert Menschen versammelt und "Ein Ende der Gewalt" skandiert. Zuvor war ein 14-Jähriger bei einem Polizeieinsatz schwer am Auge verletzt worden.

Zwei weitere Fälle sorgten seit Anfang des Jahres in Frankreich für Empörung: Präsident Emmanuel Macron hatte erst im Januar Konsequenzen gefordert, nachdem ein 42-jähriger Lieferfahrer nach einer Polizeikontrolle am Pariser Eiffelturm erstickt war. Die Polizisten drückten den Familienvater bäuchlings auf den Boden, er erlitt dadurch einen Kehlkopfbruch.

In der südfranzösischen Stadt Béziers starb im April ein 33-Jähriger nach der Fahrt auf eine Polizeiwache. Auch er wurde mit dem Gesicht nach unten fixiert. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International fordert bereits seit Jahren, solche "tödlichen" Methoden bei der französischen Polizei zu verbieten. Auch während der "Gelbwesten"-Proteste gab es massive Klagen über Polizeigewalt, juristische Konsequenzen hatte dies nur in den seltensten Fällen.

(juju/AFP/dpa)
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