Das nukleare Arsenal Russlands Was steckt hinter Putins Drohung mit der Bombe?

Analyse | Düsseldorf · Russlands Präsident Wladimir Putin hat im Ukraine-Krieg unverhohlen mit dem Einsatz von Atombomben gedroht. Doch welche Möglichkeiten hätte er? Und würde der Einsatz von Nuklearwaffen in diesem Konflikt überhaupt Sinn machen?

Dieses vom russischen Verteidigungsministeriums zur Verfügung gestellte Videostandbild zeigt eine russische Iskander-K-Rakete, die während einer Militärübung abgeschossen wird (19. Februar 2022).

Dieses vom russischen Verteidigungsministeriums zur Verfügung gestellte Videostandbild zeigt eine russische Iskander-K-Rakete, die während einer Militärübung abgeschossen wird (19. Februar 2022).

Foto: dpa/Uncredited

Unterschieden wird in taktische und strategische Atomwaffen, dazwischen gibt es eine Grauzone. Taktische Waffen bedrohen Streitkräfte auf dem Gefechtsfeld, sind deshalb kleiner und haben eine geringere Reichweite – wie die auf Lastwagen bewegliche russische „Iskander“-Rakete, die nach Angaben aus Moskau angeblich 480 Kilometer weit fliegt, nach westlichen Berechnungen etwas über 500 Kilometer. Das scheint marginal, ist es aber nicht: Diese Systeme, in Kaliningrad (Königsberg) und in Belarus stationiert, würden Hauptstädte wie Berlin, Warschau oder Prag erreichen. Die Iskander wäre damit in der Definition keine Kurz-, sondern eine Mittelstreckenrakete und würde von der taktischen zur strategischen Waffe werden. Solche Nuklearwaffen haben eine weit höhere Reichweite bis zu 15.000 Kilometer, erreichen von Russland aus Washington oder von den USA aus Moskau und sind damit „politische Massenvernichtungsmittel“, die gegenseitig vor einem Einsatz abschrecken sollen: Wer zuerst schießt, stirbt als Zweiter, war die unheimliche, aber wirkungsvolle Logik des Kalten Krieges.