Energiesicherheit und Klimaschutz Frankreich zieht Neubau von mehr als 14 Akw in Betracht

Paris · Während Deutschland in Kürze seine letzten Meiler abschalten will, prüft Frankreich den Bau von mehr als 14 neuen Atomkraftwerken bis zum Jahr 2050. Grund dafür ist das Ziel, CO2-Neutralität bis 2050 zu erreichen.

Das Atomkraftwerk im französischen Cattenom (Symbolbild).

Das Atomkraftwerk im französischen Cattenom (Symbolbild).

Foto: dpa/Christophe Karaba

„Zunächst geht es um sechs Reaktoren, acht weitere werden in Betracht gezogen“, sagte die Energiewendeministerin Agnès Pannier-Runacher am Mittwoch der Wirtschaftszeitung „Les Echos“. „Aber ich habe der Industrie ganz klar die Frage gestellt: Können Sie bis 2050 über 14 Reaktoren hinausgehen?“ Zur Begründung verwies sie auf den Klimaschutz. „Das Erreichen der CO2-Neutralität bis 2050 setzt voraus, dass wir massiv mehr Strom produzieren.“

Die Frage, wie viele Kraftwerke bis wann gebaut werden könnten, müsse nun zunächst die Industrie beantworten. „Unser Energiemix muss die Realität berücksichtigen, die Wissenschaft ebenso wie die industriellen Realitäten. Er darf nicht auf simplen Ideologien basieren“, sagte die Ministerin.

Atomkraft: Der Status der Meiler der Region und Deutschlands
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Der Status der Atomkraftwerke der Region und Deutschlands

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Frankreich ist nach den USA der zweitgrößte Atomstromproduzent der Welt und verfügt aktuell über 56 Kraftwerke. Das Parlament berät im Moment über ein Gesetz, dass den Bau neuer Akw beschleunigen soll. 2027 soll Baustart für erste neue Meiler sein.

Weiter sagte sie: „Ich muss dem Parlament die physikalischen Zwänge darlegen, die mit diesen neuen Produktionskapazitäten verbunden sind, um die Entscheidung der Parlamentarier zu erhellen, um klarzustellen, wie weit wir bis 2050 technisch in Bezug auf Solarenergie, Meereswindkraft und Kernenergie gehen können, um die besten Entscheidungen für den Energiemix zu treffen.“

Der vor der kompletten Wiederverstaatlichung stehende Stromkonzern EDF solle mehr Atomstrom produzieren, sagte die Ministerin. Sie habe EDF beauftragt zu prüfen, ob die Leistungsfähigkeit der bestehenden Atomkraftwerke erhöht werden kann. Die Kraftwerkskontrollen, die derzeit durchgeführt werden, hätten die Verlängerung der Laufzeit von 40 auf 50 Jahre zum Ziel. „Es muss aber bereits am nächsten Schritt, dem Übergang von 50 auf 60 Jahre, gearbeitet werden.“

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Anders als Deutschland will Frankreich für seine Energieversorgung weiter maßgeblich auf Atomkraft setzen. Eine „Renaissance der französischen Atomkraft“ kündigte Präsident Emmanuel Macron vor einem Jahr an.

(felt/dpa)
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