Syrischer Präsident im TV-Interview Assad scherzt über die "Säuberung" des Staates

Damaskus/Istanbul · Syriens Präsident Baschar al-Assad hat ein Interview mit dem regimetreuen syrischen TV-Senders Al-Dunja geführt. Darin scherzte er unter anderem darüber, dass sich der Staat quasi selbst reinige, wenn führende Politiker und Militärs fahnenflüchtig würden. "Wer ein echter Nationalist ist, der läuft jetzt nicht weg."

August 2012: Assad scherzt über "Selbstreinigung Syriens"
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August 2012: Assad scherzt über "Selbstreinigung Syriens"

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Jeder müsse die "Helden" der Armee in dieser "Schlacht des Willens" unterstützen. Ausschnitte des Interviews, das am Mittwochabend in voller Länge ausgestrahlt werden sollte, wurden vorab veröffentlicht. Assad, der während der Aufzeichnung scherzte und lachte, sprach von einer "Säuberung des Staates". Zugleich spottete Assad über die Flucht von ranghohen Militärangehörigen und Führungskräften in den vergangenen Monaten. "Patriotische und gute Menschen fliehen nicht", sagte er. Die Überläufer hätten aber letztlich zur "Selbstreinigung" des Staates beigetragen.

Assad deutete an, dass der Kampf gegen die "Terroristen" noch eine Weile andauern werde. "Wir kommen aber voran", betonte er. Syrien kämpfe eine "regionale und globale Schlacht". Ein Regimegegner in der Provinz Aleppo kommentierte Assads Auftritt mit den Worten: "Man hat das Gefühl, der Mann lebt in einem anderen Universum."

Assad lehnte die Einrichtung einer Schutzzone für Flüchtlinge ab. Zum einen stehe dies gar nicht zur Debatte, zum anderen sei der Vorschlag des Westens und der Türkei ohnehin "unrealistisch", sagte der Staatschef, der den Mitte März 2011 begonnenen Aufstand blutig niederschlagen lässt.

Die in Frankreich ansässige Oppositionelle Basma Kadhmani erklärte unterdessen ihren Austritt aus dem Syrischen Nationalrat (SNC). Das Oppositionsbündnis habe die Hoffnungen und berechtigten Erwartungen der Revolutionäre in Syrien enttäuscht, erklärte sie. Kadhmani hatte das Gesicht des SNC als Sprecherin und Mitglied des SNC-Exekutivkomitees stark geprägt.

Aktivisten meldeten, eine Revolutionsbrigade habe am Mittwoch den Militärflughafen Taftanas in der Provinz Idlib mit Granaten angegriffen. Am Morgen sollen landesweit zwölf Kämpfer und Zivilisten getötet worden sein. Am Vortag hatte die Organisation Syrischer Menschenrechtsbeobachter mehr als 200 Tote gezählt.

In Syrien kämpfen Rebellen derzeit für den Sturz Assads, der seinem Vater Hafis 2000 nachfolgte. Dieser hatte das Land zuvor bereits rund 30 Jahre mit harter Hand regiert. Nach zunächst friedlichen Protesten im vergangenen Jahr entwickelte sich der Konflikt in Syrien mittlerweile zu einem Bürgerkrieg, in dem nach Oppositionsangaben mindestens 25.000 Menschen ums Leben kamen.

Deutsche gegen Militäreinsatz

Die Mehrheit der Deutschen lehnt laut einer Umfrage eine militärische Intervention in Syrien ab. Fast zwei Drittel (64 Prozent) wollen nicht, dass der Westen militärisch in den Bürgerkrieg eingreift, so das Ergebnis einer am Mittwoch vorab veröffentlichten repräsentativen Erhebung im Auftrag des "Stern".

Lediglich 30 Prozent halten einen militärischen Einsatz des Westens für sinnvoll. Die jüngeren Befragten neigten den Angaben zufolge eher einer Unterstützung eines Militäreinsatzes zu als die über 45-Jährigen. Für die Erhebung befragte das Institut Forsa 1.006 Bundesbürger.

Der französische Präsident François Hollande hatte am Montag - wie US-Präsident Barack Obama vergangene Woche - dem Assad-Regime mit einem militärischen Eingreifen gedroht, sollte es chemische Waffen einsetzen.

(dpa/AFP/RTR/apd)
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