Syriens Präsident gibt USA Mitschuld an Blutvergießen Assad gibt der ARD ein Interview

Frankfurt/Main · Syriens Präsident Baschar Assad bleibt unnachgiebig: In einem Fernsehinterview mit der ARD gab er am Sonntagabend erneut den USA eine Mitschuld an der eskalierenden Gewalt in seinem Land. Einen Rücktritt schloss er weiter aus.

 Baschar Al-Assad im Interview mit der ARD: Einen Rücktritt schließt der syrische Präsident aus.

Baschar Al-Assad im Interview mit der ARD: Einen Rücktritt schließt der syrische Präsident aus.

Foto: afp, -

Während der UN-Sondergesandte Kofi Annan zu Gesprächen mit Assad in Damaskus eintraf, warnte der Iran vor einer "Katastrophe" in der Region, falls keine politische Lösung des Konflikts gefunden werde.

Für die seit mehr als einem Jahr andauernde Gewalt Syrien machte Assad erneut "Terroristen" verantwortlich. Washington gab er in dem Interview eine Mitschuld an dem blutigen Konflikt.

Die USA "sind Teil dieses Konflikts. Sie spannen einen Schirm auf und bieten diesen Banden politischen Schutz, um Syrien zu destabilisieren", sagte der syrische Präsident im Gespräch mit dem ehemaligen CDU-Bundestagsabgeordneten Jürgen Todenhöfer, das am Sonntagabend im "Weltspiegel" ausgestrahlt wurde.

So seien für das Massaker in Hula mit mehr als hundert Toten auch nicht Sicherheitskräfte der Regierung, sondern "Verbrecherbanden" verantwortlich, die "zu Hunderten von außen" gekommen seien.

Assad tritt nicht zurück

Assad sagte, an Rücktritt denke er weiterhin nicht. "Ein Präsident sollte vor nationalen Herausforderungen nicht davonlaufen, und wir stehen hier im Augenblick vor einer nationalen Herausforderung in Syrien. Der Präsident kann sich einer solchen Situation nicht einfach entziehen", sagte er.

Auf die Frage, ob er nach wie vor glaube, eine Mehrheit der Syrer hinter sich zu haben, antwortete Assad: "Ja. Natürlich genieße ich nach wie vor die Unterstützung durch die Öffentlichkeit." Assad bestritt, dass seine Familie allein die Macht in den Händen halte und dass die Mehrheit der Syrer Reformen verlangten. "Die Mehrheit beteiligt sich nicht an den Demonstrationen", sagte er.

Annan in Damaskus zu Gesprächen

Assad sagte, das größte Hindernis auf dem Weg zur Umsetzung des Friedensplanes des UN-Sondergesandten Annan seien vielmehr jene Staaten, die den Plan nicht wollten. "Also bieten sie politische Unterstützung an und versorgen die Terroristen in Syrien weiterhin mit Waffen und mit Geld. So versuchen sie, den Plan zum Scheitern zu bringen", sagte er. Auf Nachfrage, wer die meisten Waffen nach Syrien schicke, erwiderte Assad: "In erster Linie der Außenminister Saudi Arabiens und sein Amtskollege in Katar. Sie haben ihre Unterstützung ganz offen bekanntgegeben. Wohlgemerkt, was die Bewaffnung betrifft. Die Türkei hat, meine ich, logistische Hilfe beim Schmuggeln angeboten."

Derweil traf Annan in Damaskus ein, wo er sich nach Angaben seines Sprechers Ahmad Fawzi mit Assad zu Gesprächen treffen wollte.
Der UN-Sondergesandte hatte am Wochenende in einem Interview eingeräumt, dass die internationalen Bemühungen um eine politische Lösung des Syrien-Konflikts gescheitert seien. Ein von Annan vorgelegter Friedensplan begann mit einem Waffenstillstand, der Mitte April in Kraft trat, jedoch bald von beiden Konfliktparteien gebrochen wurde.

Unterstützung erhielt Assad unterdessen aus dem Iran. Teherans stellvertretender Außenminister Hossein Amir Abdollahian sagte bei einem Besuch in Jordanien, ein Militäreinsatz gegen Syrien sei derzeit ausgeschlossen und sein Land rechne nicht damit. Syrien habe eine starke Armee und könne sich selbst verteidigen, sollte es doch zu einem Angriff kommen. Ohne seine Gedanken weiter auszuführen sagte er, es werde zu einer "Katastrophe" kommen, sollte es keine politische Lösung für den Konflikt geben. Die Syrische Marine hatte am Wochenende mit einem Manöver begonnen und die Abwehr feindlicher Angriffe geprobt.

(APD)
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