Vorwürfe der Menschenrechtsaktivisten Armee in Syrien tötet 83 Zivilisten

Beirut · Regierungstreue Truppen haben in Syrien am Samstag laut Menschenrechtsaktivisten landesweit 83 Zivilisten getötet. Unter 20 Toten in der südlichen Oppositionshochburg Daraa seien auch neun Frauen und drei Kinder gewesen, teilte die in London ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Unterdessen wurde in Istanbul ein neuer Vorsitzender des oppositionellen Syrischen Nationalrats gewählt.

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Den Angaben zufolge beschossen Truppen von Präsident Baschar al-Assad vor dem Morgengrauen ein Wohnviertel der Stadt. In Daraa seien außerdem zahlreiche weitere Menschen verletzt worden, einige von ihnen schwer.

In der zentralsyrischen Stadt Homs, ebenfalls einer Hochburg der Opposition, wurden laut der Beobachtungsstelle 29 Zivilisten getötet. Assad lässt seit Mitte März 2011 einen Aufstand gegen seine Führung blutig niederschlagen. Dabei wurden nach Angaben der Beobachtungsstelle bisher mehr als 13.500 Menschen getötet.

Streit um weiteres Vorgehen

Alle Bemühungen der internationalen Gemeinschaft um eine Beilegung des Konflikts liefen bislang ins Leere. Zudem streitet der Westen mit Russland und China, die traditionelle Verbündete Syriens sind, über das weitere Vorgehen gegen Assad.

Moskau lehnt Intervention ab

Trotz zunehmender Besorgnis über den Konflikt in Syrien lehnt Moskau eine ausländische Militärintervention weiterhin ab. "Die Situation wird besorgniserregender", räumte Außenminister Sergej Lawrow ein. Auch nehme der Eindruck zu, dass Syrien am Rande eines Bürgerkriegs stehe.

Als Mitglied des UN-Sicherheitsrates werde Russland einer militärischen Intervention von außen aber nicht zustimmen. Unterdessen eskalierte die Gewalt in der syrischen Hauptstadt Damaskus. Aktivisten sprachen von einem Wendepunkt im Kampf gegen den syrischen Präsidenten Baschar Assad.

Moskau wolle mit dieser Haltung nicht den syrischen Präsidenten Baschar Assad und dessen Regime schützen, betonte Lawrow am Samstag in der russischen Hauptstadt Moskau. Syrien sei ein komplizierter multikonfessioneller Staat "und wir wissen, dass einige von denen, die nach militärischer Intervention rufen, dies ruinieren und Syrien zu einem Schlachtfeld für die Vorherrschaft in der islamischen Welt machen wollen". Deshalb sei Russland gegen eine Militärintervention von außen.

Neuer Vorsitzender

In Istanbul wurde indes der Kurde Abdel Basset Sajda zum neuen Vorsitzenden des oppositionellen Syrischen Nationalrats (SNC) gewählt . Bei einem Treffen in Istanbul wählten die Vertreter des größten Zusammenschlusses syrischer Oppositioneller Sajda am Samstag zum Nachfolger von Burhan Ghaliun, wie der SNC am Sonntag mitteilte. Sajda war als einziger Kandidat angetreten. Ghaliun war Ende Mai nach wiederholter Kritik an seinem Führungsstil zurückgetreten.

Der 1956 geborene und seit langer Zeit im schwedischen Exil lebende Sajda war bereits Mitglied des SNC-Exekutivkomitees und Vorsitzender des SNC-Büros für Menschenrechte. Der Doktor der Philosophie steht nun vor der Aufgabe, die Strukturen des Nationalrates so zu reformieren, dass er von den eigenen Mitgliedern sowie vor der internationalen Gemeinschaft als effizienter, geeinter und glaubwürdiger Vertreter der Opposition angesehen wird. Die in den Nationalrat eingegliederte Oppositionellen-Truppe Freie Syrische Armee fühlte sich bislang im Nationalrat unterrepräsentiert.

Dem Ex-Vorsitzenden Ghaliun wurde unter anderem eine mangelnde Koordinierung zwischen dem SNC und den bewaffneten Aktivisten vorgeworfen. Außerdem wurde er kritisiert, er habe den Muslimbrüdern einen zu großen Stellenwert innerhalb des SNC gegeben. Ende März hatte der Großteil der syrischen Opposition den Nationalrat als ihren formellen Repräsentanten anerkannt. Bei ihrem Treffen in Istanbul im April erkannten zudem die Vertreter der "Freunde Syriens" den Nationalrat als "legitimen Vertreter aller Syrer" an.

(AFP/dapd)
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