ARD zeigt Film des verwundeten Reporters Armbruster und Syriens "Kinder des Krieges"

Berlin · Am Karfreitag war der ARD-Korrespondent Jörg Armbruster in Syrien schwer verwundet worden. Er hatte in dem Land den Alltag der Kinder mitten im Krieg dokumentiert. Nun hat die ARD einen ersten Bericht mit dem Material des Korrespondenten gesendet.

Jörg Armbrusters Reportage über Kinder in Syrien
6 Bilder

Jörg Armbrusters Reportage über Kinder in Syrien

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Jörg Armbruster wird seit seiner Rückkehr nach Deutschland noch immer in einer Klinik betreut. Doch er hat auch deutlich gemacht, dass er sein Filmprojekt über den Nahen Osten gern zu Ende führen wolle. Und so wird ein erster Bericht mit Armbrusters Material im ARD-"Weltspiegel" mit den Worten angekündigt, dass es dem Korrespondenten ein persönliches Anliegen gewesen sei, diese Bilder in der Sendung zu zeigen.

Armbruster selbst konnte die Reportage nicht fertigstellen, diesen Part übernahm eine Kollegin. Doch der Bericht zeigt deutlich das Anliegen des Reporters: nämlich diejenigen in den Mittelpunkt zu stellen, die am meisten unter dem Krieg leiden — die Kinder.

"Wir sitzen dazwischen und kriegen es ab"

Der Korrespondent fuhr mit seinem Kameramann Dragomir Radosavljevic in eine Schule nördlich von Aleppo. Ein Dorf, dessen Name nicht genannt werden soll. Eine Schule, in der vormittags die Mädchen und abends die Jungen unterrichtet werden. "Wir leben immer in Angst", sagt ein Mädchen dem Journalisten.

Nachts sei es am schlimmsten, wenn wieder irgendwo Raketen einschlügen. Und zu Hause gebe es schon längst keinen Strom und kein Wasser mehr. Für viele der Mädchen ist der Krieg kein Lösung, sie realisieren genau, dass sie zwischen die Fronten geraten sind. So sagt ein Mädchen, die Regierung schieße und die Rebellen schössen zurück — "und wir sitzen dazwischen und kriegen es ab".

Armbrusters Reise führt aber auch nach Aleppo, in den Teil, der von den syrischen rebellen kontrolliert wird. Er trifft einen Lebensmittelhändler, der kaum noch etwas anbieten kann, kommt mit in sein Haus. Dessen Kinder gehen schon lange nicht mehr zur Schule. In ihren Augen kann man die Angst lesen. Plötzlich knallt es, das Mädchen neben dem Vater zuckt deutlich zusammen. "Hast du den Knall gehört?" fragt der Mann. "So geht das ständig."

Kinder arbeiten in den Fabriken

Auch wenn die Kinder nicht zur Schule gehen, aus dem Haus müssen sie dennoch oft. Sie übernehmen vielerorts den Alltag, heißt es in dem Bericht. Sie stehen stundenlang für Wasser in Aleppo an. Viele von ihnen müssen auch arbeiten gehen, damit die Familie irgendwie über die Runden kommt.

Der Sohn des Lebensmittelhändlers etwa, Ahmed, arbeitet in einer Textilfabrik, näht für sieben Dollar die Woche. Die Fabrik, so heißt es, sei auf Kinder inzwischen angewiesen. Denn die Männer, die sonst hier arbeiteten, sind geflohen, trauen sich nicht mehr aus dem Haus oder kämpfen selbst irgendwo in der riesigen Stadt.

Die Kinder auf der Straße dagegen geben sich betont lässig. Gleichgültigkeit, um sich zu schützen, nennt die Reporterin das. Als es knallt, sagt ein Junge mit einem Lächeln: "Da sind halt zwei Raketen eingeschlagen", er habe sich schon längst daran gewöhnt. Und ein anderer sagt fast emotionslos: "Man stirbt eh nur einmal."

Doch wie nah der Tod in Syrien ist, zeigen nicht nur Armbrusters Bilder, sondern auch, dass der Korrespondent selbst zum Opfer wurde. Das Auto des Teams wurde genau in dem Moment beschossen, als sie Medikamente in einem Krankenhaus abliefern wollten.

(das)
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