Isis-K Was wir über die Terrorgruppe IS-Khorasan wissen

Kurz nach den tödlichen Terroranschlägen auf den Flughafen von Kabul hat sich eine Gruppe namens IS-Khorasan zu der Tat bekannt. Sie gilt als die extremste unter den Terrorgruppen in Afghanistan.

 Nach einem tödlichen Selbstmordanschlag in Dschalabad, der Hauptstadt der afghanischen Provinz Nangarhar, im Juli 2018.

Nach einem tödlichen Selbstmordanschlag in Dschalabad, der Hauptstadt der afghanischen Provinz Nangarhar, im Juli 2018.

Foto: dpa/Saifurahman Safi

Kurz vor dem Abzug der US-Truppen aus Afghanistan und dem Ende der Evakuierungsmission ist es zu einem Terroranschlag auf den Flughafen von Kabul gekommen. Bei dem Anschlag sollen mindestens 73 Menschen ums Leben gekommen sein, darunter 13 US-Soldaten. Mindestens 140 Menschen wurden verletzt. Zu der Tat bekannte sich ein örtlicher Ableger des IS, der sich IS-Khorasan oder IS-Khorasan-Provinz nennt.

„Provinz Khorasan“ nennt der IS eine Region, die sowohl afghanisches als auch pakistanisches Gebiet umfasst. Die Amerikaner - die von Isis statt vom IS sprechen - bezeichnen den Zweig daher als Isis-K. Die Angriffe auf den Flughafen von Kabul hätten amerikanischen Truppen und deren afghanischen Verbündeten gegolten, hieß es in einer Erklärung, die die Terrorgruppe am Donnerstag verbreitete. Ihr war ein Foto beigefügt, das laut dem IS-Ableger den mutmaßlichen Attentäter zeigte. Sein Gesicht ist mit einem schwarzen Tuch bedeckt, das nur die Augen freigibt. 

IS Khorasan gilt als die gewalttätigste und extremste unter den Dschihadistengruppen in Afghanistan. Sie entstand im Jahr 2015, als der IS in Syrien und im Irak so weit vorgedrungen war, dass die Terrormiliz ein „Kalifat“ in der Region ausrief. Die afghanischen und pakistanischen Kämpfer des IS Khorasan sind häufig ehemalige Taliban, denen die militant-islamistische Organisation nicht radikal genug war. Der IS Khorasan wirft den Taliban vor, den Dschihad aufgegeben zu haben, und kritisiert deren Teilnahme an Friedensgesprächen in Katar. Die beiden Gruppen sind verfeindet und haben sich in der Vergangenheit offen bekämpft.

In Afghanistan hat der IS Khorasan immer wieder schwere Anschläge verübt. Er ist unter anderem für Angriffe auf Mädchenschulen und Krankenhäuser verantwortlich. Im Gegensatz zu den Taliban beschränkt der IS Khorasan seine Aktivitäten nicht auf Afghanistan. Als Teil des IS-Netzwerks folgen die Kämpfer dessen Aufruf zum „weltweiten Dschihad“ und nehmen daher auch westliche und humanitäre Organisationen aufs Korn, wenn sie können.

Ihr Hauptstützpunkt liegt in der Provinz Nangarhar im Osten Afghanistans. Durch die Region verläuft die wichtigste Verbindungsstraße von Kabul nach Pakistan. Auch Drogen- und Menschenschmuggelrouten befinden sich in der Nähe. Der IS-Ableger lockte neben pakistanischen und afghanischen Extremisten auch etliche Kämpfer der militanten Islamischen Bewegung Usbekistans an, einem Nachbarland. Zulauf bekam Afghanistans Arm der Terrormiliz auch aus der einzigen iranischen Provinz, die mehrheitlich von Sunniten bewohnt wird. Mitstreiter gewann der IS-Arm zudem unter Mitgliedern der Islamischen Turkestan-Partei, die sich unter anderem aus Uiguren aus dem Nordosten Chinas zusammensetzt.

Einem Bericht des britischen Senders BBC zufolge hatte der IS Khorasan zu Spitzenzeiten rund 3000 Kämpfer. Allerdings haben ihm sowohl das US-Militär und die afghanischen Regierungstruppen als auch die Taliban deutliche Verluste zugefügt. Dem Bericht zufolge haben die Taliban allerdings bei ihrer Machtübernahme am 15. August auch Gefangene freigelassen, die dem IS angehören.

(peng/dpa)
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