Kanzlerin besucht Japan Roboter Asimo: "Good morning, Madam Chancellor!"

Tokio · Kanzlerin Angela Merkel ist für zwei Tage nach Japan gereist. Offiziell gilt die Reise der Vorbereitung des G7-Gipfels. Die Partner haben aber auch viele Probleme zu besprechen: Energiewende, demographischer Wandel und die Frage von Frauen in Führungspositionen. Es gibt aber auch amüsante Momente.

 Asimo, der kleine Astronait, trifft Kanzlerin Angela Merkel.

Asimo, der kleine Astronait, trifft Kanzlerin Angela Merkel.

Foto: dpa, mkx

Asimo sieht aus wie ein kleiner Astronaut, nicht größer als 1,40 Meter. Er begrüßt die deutsche Kanzlerin: "Good morning, Madam Chancellor." Der Roboter erklärt, er könne vieles, was ein normaler Mensch vermag. Dann sagt Asimo, er wisse, dass die Kanzlerin Fußball möge und er beweist, dass er Bälle kicken kann. Angela Merkel zeigt sich in Tokio im Museum der Zukunft beeindruckt von den Fähigkeiten des menschlichen Roboters. Freude und Neugier spiegeln sich auf ihrem Gesicht. Sie nähert sich dem Geschöpf ausgefeilter Ingenieurstechnik und gibt dem Roboter die Hand.

Bei ihrer ersten Japan-Reise seit sieben Jahren informiert sich Merkel über die technologischen Fähigkeiten der Japaner. Die Roboter-Technik ist für die Japaner ein Weg, mit dem demographischen Wandel ferrtig zu werden. Sie soll bei der Pflege alter Menschen helfen und ihnen bei schweren Arbeiten zu Hand gehen.

Die Kanzlerin war zuletzt 2009 in Japan, während sie nahezu im Jahresrhythmus nach China reiste. Die beiden Länder sind zwar als Handelspartner eng verflochten, politisch gibt es aber Auseinandersetzungen um die Paris/Diayou-Inseln und auch immer noch um die Geschichte des Zweiten Weltkriegs. So schauen Japan und China stets genau hin, wenn die deutsche Kanzlerin in das jeweils andere Land reist und was sie dort sagt.

Merkel hat sich für ihre außen- und europapolitische Grundsatzrede in Tokio eine große linksliberale Tageszeitung ausgesucht, mit einer Auflage von sieben Millionen Exemplaren. Dieses Forum bildet ein gewisses Gegengewicht zu der konservativ bis nationalistischen Regierung, die sie besucht. Japan hat in vielen Bereichen ähnliche Probleme zu bewältigen wie Deutschland, teils aber in noch viel ausgeprägterer Form: die Energiewende, der Umgang mit der faschistischen Vergangenheit, der demografische Wandel oder auch die Frage von Frauen in Führungspositionen. Merkel vermeidet es, den Japanern gut gemeinte Ratschläge zu erteilen. In ihrer Rede dankt sie, dass Japan in der Ukraine-Krise und im Kampf gegen den Terror an der Seite der westlichen Demokratien steht. Der Dank darf als dringende Bitte verstanden werden, in diesem Punkt nicht nachzulassen.

Japaner können keine Militärs schicken

Allerdings können die Japaner im Fall der Fälle keine militärischen Kräfte in Kampfgebiete entsenden. Das verbietet ihre Verfassung. Derzeit läuft in Japan eine ähnliche Debatte über einen möglichen Aufbau von Streitkräften und Kampfeinsätze, wie Deutschland sie vor Jahren führte. Merkel hebt hervor, wie gut es Deutschland getan hat, nach dem Zweiten Weltkrieg international wieder in Bündnisse eingebunden worden zu sein. Sie zitiert die berühmte Rede des früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker zum Kriegsende, die sich in diesem Jahr zum 40sten Mal jährt: "Der 8. Mai, das war ein Tag der Befreiung", sagt sie.

Für die Japaner ist vor allem die deutsche Energiewende von Interesse. Die Tageszeitungen sind kurz vor dem vierten Jahrestag der Katastrophe am Mittwoch voll mit dem Für und Wider des deutschen Atomausstiegs. Insbesondere die steigenden Stromkosten werden diskutiert; die meisten Menschen in Japan heizen mit Strom. Merkel erläutert, dass die Reaktorkatastrophe von Fukusihima sie zur Abkehr von der Atomkraft bewogen hat. Die Katastrophe in diesem hoch technisierten Land habe gezeigt, dass es Risiken gebe, "die wir nicht für realistisch gehalten haben", sagt Merkel. Noch sind in Japan die Atomkraftwerke in Folge der Katastrophe abgeschaltet.

Merkels zweitägiger Aufenthalt dient offiziell der Vorbereitung des G7-Gipfels im Juni in Deutschland. Nach einer kurzen Begegnung mit dem japanischen Kaiser wird sie am Montag auch noch den japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe treffen. Er nimmt sich für die deutsche Regierungschefin reichlich Zeit und wird mit ihr das private Nezu-Museumbesuchen, das eine Reihe von Nationalschätzen beherbergt, bevor die offiziellen politischen Gespräche beginnen. Merkel will mit Abe jene Themen abstecken, zu denen beim G7-Gipfel Beschlüsse der weltweit größten Industrienationen gefasst werden sollen. Dazu gehört die globale Frauenförderung. Die Berufsausbildung von Frauen in Entwicklungsländern soll zudem spürbar verbessert und ihre unternehmerische Selbstständigkeit besser unterstützt werden.

Japan hinkt bei der Frauenquote hinterher

Merkel wird sich am Dienstag auch mit weiblichen Führungskräften treffen. Davon gibt es in Japan noch weniger als in Deutschland. Der Anteil von Frauen in Führungskräften liegt in Nippon bei nur 11,2 Prozent, in Deutschland sind es 28,6 Prozent. Die Rolle von Mann und Frau ist in Japan eher traditionell. Die Debatte hat aber begonnen: Die deutsche Frauenquote ist in Japan ebenso ein Thema wie der Ausbau der Kinderbetreuung.

Vor ihrem Rückflug am Dienstag nach Deutschland wird Merkel von Tokio aus in die Hafenstadt Kawasaki fahren. Dort steht die Besichtigung des Autobauers Mitshubishi Fuso auf dem Programm, der Hybrid betriebene Lastkraftfahrzeuge baut. Mit der Kanzlerin reist eine zehnköpfige Wirtschaftsdelegation.

Unter ihnen BDI-Chef Ulrich Grillo, DIHK-Chef Eric Schweitzer und Commerzbank-Vorstandsvorsitzender Martin Blessing. Japan ist nach China der zweitwichtigste Handelspartner für Deutschland in Asien. 2013 betrug das Handelsvolumen 36,6 Milliarden Euro.

(qua)
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