Wahlkampf in Hessen Andrea Ypsilanti: Lächeln für die Wende

Wiesbaden (RPO). Die SPD-Spitzenkandidatin in Hessen lächelte viel in den vergangenen Tagen. Andrea Ypsilanti hat allen Grund dazu. Die 50-Jährige führte die Sozialdemokraten binnen weniger Wochen auf Augenhöhe mit der CDU. Jüngsten Umfragen zufolge lässt Ypsilanti den amtierenden Ministerpräsidenten Roland Koch im Direktvergleich deutlich hinter sich. Eine Frage bleibt indes offen: Wie geht die SPD im Land mit der Linken um?

Das ist Andrea Ypsilanti
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Die zierliche Ypsilanti wurde lange unterschätzt, auch in der eigenen Partei. Im Dezember 2006 erreichte die ehemalige Lufthansa-Stewardess nur mit hauchdünnem Vorsprung die Spitzenkandidatur für die Landtagswahl am 27. Januar. Bundesweit war sie bis Ende Dezember kaum bekannt. Beinahe vergessen, dass sie sich 2003 öffentlich gegen die Hartz-Reformen des damaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder stellte.

Als der CDU-Ministerpräsident die Jugendgewalt als Wahlkampfthema entdeckte, stieg die Mutter eines zwölfjährigen Sohnes in Kochs Windschatten zu neuer Bekanntheit auf. Dabei setzte die Landesvorsitzende auf klassische sozialdemokratische Themen: Gerechtigkeit, Bildung, Atomausstieg. Ihre Wahlplakate sehen typischerweise so aus. Ein Slogan wie "ER setzt auf Atomkraft - SIE setzt auf erneuerbare Energie". Daneben das große Konterfei der lächelnden Ypsilanti.

Die dem linken Spektrum ihrer Partei zugerechnete Politikerin setzt auf menschliche Wärme gegen den vielen als hart und emotionsarm geltenden Koch. Sie sammelt auf den Straßen Unterschriften für den Mindestlohn, während Koch in Talkshows über gewaltbereite Ausländer debattiert.

Gut eine Woche vor dem Urnengang scheint sich diese Taktik auszuzahlen. Die Forschungsgruppe Wahlen sieht die CDU bei 38 Prozent, die SPD nur einen Prozentpunkt dahinter. Grüne und FDP erreichen je acht Prozent. Beide Lager liegen damit praktisch gleichauf. Im direkten Vergleich der Spitzenkandidaten wünschen sich 46 Prozent Ypsilanti, lediglich 36 Prozent wünschen sich Koch. Im Dezember hatte Koch bei diesem Vergleich noch deutlich geführt.

In einem westdeutschen Landtag könnte damit erstmals die Linkspartei zum Zünglein an der Waage werden. Derzeit sehen Umfragen die Partei bei fünf Prozent, ein Einzug in den Landtag erscheint möglich. Im Bündnis mit der Linkspartei hätte Rot-Grün dann eine Mehrheit. Auch ein Tolerierungsmodell ist möglich. Diese Möglichkeiten hatte Ypsilanti bisher ausgeschlossen. "Es bleibt definitiv dabei: Mit der Linkspartei wird es keine Zusammenarbeit geben - weder so noch so", erklärte die Genossin kürzlich der "Bild"-Zeitung".

Es bleibt abzuwarten, was von dieser Ankündigung am Wahlabend tatsächlich übrig bleibt, sollte ihr Widersacher Koch am 18 Uhr ohne Mehrheit dastehen. Andrea Ypsilanti wird wahrscheinlich lächeln. Ob fröhlich oder tapfer entscheidet der Wähler.

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