Amerika unter Donald Trump Die USA fallen vier Jahre lang als Weltmacht aus

Meinung | Washington · Die erschütternde Botschaft aus Trumps Antrittsrede ist, dass dieser Präsident keinen Plan hat. Nachdem er seinen Amtseid geleistet hatte, wiederholte Trump eine Viertelstunde lang seine Wahlkampfparolen und rechnete böse mit dem politischen Establishment in Washington ab. Viel mehr kam nicht.

 Die Amerikanische Flagge auf dem Kapitol wurde während der Zeremonie gegen eine neue ausgetauscht. Auch dies ist Tradition.

Die Amerikanische Flagge auf dem Kapitol wurde während der Zeremonie gegen eine neue ausgetauscht. Auch dies ist Tradition.

Foto: rtr

Er verteilte verbale Ohrfeigen an alle seine Vorgänger. Trump hielt ein Plädoyer für eine Zeitenwende, für eine neue Form der Volksherrschaft und für eine radikale Abschottung der USA. Wie er dies einleiten, umsetzen, in die Weltpolitik einpassen will - keine Antworten.

Seine einzige konkrete außenpolitische Botschaft war die Ankündigung, die Terrororganisation Islamischer Staat vernichten zu wollen. Auch diese Aussage trägt in ihrer solitären Form autistische Züge. Dem IS ein Ende setzen kann allenfalls die Weltgemeinschaft in einer gemeinsamen Kraftanstrengung. Einmal mehr erbrachte Trump den Beweis, dass er im Amt der Gleiche sein will wie im Wahlkampf - ein Populist, der nicht bereit ist, sich auf die Komplexität des Regierens einzulassen.

Mit dieser Rede ist auch klar, dass die USA für die nächsten vier Jahre als Weltmacht mit Verantwortung ausfallen. Darauf wird sich der Rest der Welt einstellen müssen. Was passiert, wenn die USA nicht mehr bereit sind, in die Konfliktherde dieser Welt einzugreifen, zeigt das Leiden der Menschen in Syrien. Europa ist wahrlich in keiner guten Verfassung, um die transatlantischen Beziehungen neu zu definieren. Es ist aber immer noch stark genug, dem neuen Mann im Weißen Haus die Stirn zu bieten, wenn dieser meint, er könne nach Wildwest-Manier die Handelsbedingungen zwischen Europa und den USA nach seinen protektionistischen Vorstellungen diktieren.

In diesem Punkt können und müssen die Europäer im Ganzen und Deutschland als Exportweltmeister im Besonderen Selbstbewusstsein zeigen. Zumal sie überraschend neue Verbündete bekommen: Während Trump in Washington die Abschottung der USA ankündigte, trat in dieser Woche der chinesische Präisdent Xi Jinping in Davos als Vorreiter gegen den Protektionismus auf. Mit seinem Ansatz "Amerika zuerst" wird Trump die ökonomischen Kräfteverhältnisse in der Welt verändern. Ob er im Mutterland des Kapitalismus sein Volk mit dem Appell an Vaterlandsliebe dazu bekommt, US-Produkte zu kaufen, muss bezweifelt werden.

iPhones ja, Chevrolets nein - so funktioniert der Markt. Diese Erfahrung wird Trump wahrscheinlich nicht erspart bleiben. Und "Amerika zuerst" wird unter seinen Fehlern leiden.

(qua)
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