Kriminelle am Amazonas So will Brasilien die Zerstörung des Regenwalds stoppen

Brasilia · Organisiertes Verbrechen im Dschungel: Kriminelle holzen den Regenwald im Amazonasgebiet ab, um dort Rinder zu mästen oder Minen zu graben. Nun will Brasilien den Geheimdienst einschalten.

Blick aus einem Hubschrauber der brasilianischen Umweltbehörde auf ein illegales Bergbaulager im Gebiet der Yanomami-Indianer im Februar 2023 (Archivfoto).

Blick aus einem Hubschrauber der brasilianischen Umweltbehörde auf ein illegales Bergbaulager im Gebiet der Yanomami-Indianer im Februar 2023 (Archivfoto).

Foto: dpa/Edmar Barros

Die brasilianische Regierung will mit einem scharfen Vorgehen gegen Verstöße gegen die Null-Abholzungsstrategie der Entwaldung im Amazonasgebiet einen Riegel vorschieben. „Ich bin entschlossen, Brasiliens globale Führungsrolle bei der Eindämmung des Klimawandels und der Kontrolle der Entwaldung wieder aufzunehmen“, sagte Luiz Inacio Lula da Silva auf der Veranstaltung zur Vorstellung des Aktionsplans am Montag. Lula setzt dabei neben verstärkter Überwachung und höheren Strafen für illegale Abholzung, Bergbau und Fischerei auch auf ein Maßnahmenpaket zum Ausbau einer grünen Wirtschaft. Dazu gehören die Zertifizierung von Forstprodukten, technische Hilfe für Erzeuger, die Bereitstellung von Infrastruktur, Energie und Internetanschlüssen sowie die Förderung des Ökotourismus.

Der Aktionsplan sieht im Einzelnen den verstärkten Einsatz von Geheimdienstinformationen und Satellitenbildern zur Verfolgung krimineller Aktivitäten vor. Mit der Einführung eines ländlichen Registers zur Überwachung der Bewirtschaftung der Wälder und dem Abgleich der Daten mit dem Finanzsystem und Satellitenaufnahmen soll dann illegalen Holzfällern und Viehzüchtern das Handwerk gelegt werden.

Vor einem Jahr waren der britische Journalist Dom Phillips und der Indigenen-Experten Bruno Pereira während einer Reise in das Javari-Tal im Westen Brasiliens verschwunden. Knapp zwei Wochen später teilte die Bundespolizei mit, ihre sterblichen Überreste seien identifiziert worden. Den Ermittlern zufolge wurden die beiden Männer getötet, weil sie die Machenschaften einer kriminellen Organisation für illegalen Fischfang dokumentierten. Phillips arbeitete als freier Journalist unter anderem für die britische Zeitung „The Guardian“ und recherchierte zum Zeitpunkt seines Todes für ein Buch über den Schutz des Amazonasgebiets. Eine internationale Gruppe von Journalisten führt nun die Arbeit des Rechercheteams fort.

Am Jahrestag des Mordes an Philips und Pereira forderten Demonstranten in mehreren Städten Brasiliens einen besseren Schutz des Regenwaldes und seiner indigenen Bewohner. „Brasilien konsumiert weiterhin Gold aus dem Land der Yanomami. Es konsumiert weiterhin Fleisch, das aus der Abholzung des Amazonas stammt. Sie arbeiten dort weiterhin mit illegalem Holz, betreiben Wildtierhandel und Drogenhandel, der völlig außer Kontrolle geraten ist. Es ist ein unfairer Kampf, denn sie sind gut bewaffnet“, sagte Phillips Witwe Alessandra Sampaio laut einem Bericht der Zeitung „Folha de S. Paulo“ am Montag bei einer Kundgebung in Rio de Janeiro.

Das langfristige Ziel des neuen Plans der brasilianischen Regierung: Geschädigte Wälder sollen sich erholen können und die einheimische Vegetation gefördert werden, heißt es in dem Plan. Auch die Einrichtung eines Rückverfolgungssystems für Holz, Vieh und andere landwirtschaftliche Erzeugnisse aus dem Amazonasgebiet ist vorgesehen. Importländer verlangen zunehmend den Nachweis, dass diese Erzeugnisse nicht aus abgeholzten Gebieten stammen.

Unter dem früheren rechtsgerichteten Präsidenten Jair Bolsonaro trat Brasilien 2021 einem Abkommen mit mehr als 140 Ländern bei, um die Ausbeutung des Regenwaldes bis 2030 zu unterbinden. Der linke Präsident Lula hat dies bei seinem Amtsantritt am 1. Januar zum zentralen Ziel seiner Umweltpolitik erklärt.

(peng/Reuters/dpa)
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