Verheerende Waldbrände Amazonas-Länder planen gemeinsame Umwelt- und Entwicklungsstrategie

Brasília · Wegen seiner Umweltpolitik ist Brasiliens Präsident Bolsonaro in die Kritik geraten. Gemeinsam mit seinen Kollegen will er nun eine Strategie für die Region entwerfen. Neben dem Umweltschutz soll es auch um wirtschaftliche Nutzung des Regenwaldes gehen.

 Ein Mann steht auf Baumstämmen, die in einem von Waldbränden betroffenen Gebiet in Humaitá, im Bundesstaat Amazonas, gestapelt liegen.

Ein Mann steht auf Baumstämmen, die in einem von Waldbränden betroffenen Gebiet in Humaitá, im Bundesstaat Amazonas, gestapelt liegen.

Foto: dpa/Gabriela Biló

Angesichts der verheerenden Waldbrände im Amazonasgebiet wollen die Staatschef der Region eine gemeinsame Strategie entwerfen. Die Präsidenten der Amazonas-Länder werden sich am 6. September in der kolumbianischen Stadt Leticia treffen, wie der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro am Mittwoch mitteilte. „Wir werden über eine gemeinsame Politik des Umweltschutzes und der nachhaltigen Entwicklung unserer Region sprechen.“

Welche Länder an dem Treffen teilnehmen sollen, war zunächst unklar. Der Amazonasregenwald liegt in Brasilien, Venezuela, Bolivien, Kolumbien, Ecuador, Peru, Guyana, Französisch-Guyana und Suriname. Das von einer schweren politischen und wirtschaftlichen Krise erschütterte Venezuela sei nicht eingeladen, sagte Bolsonaro.

Wegen seines Überseedepartments Französisch-Guyana begreift sich auch Frankreich als Amazonas-Land. Bolsonaro sagte allerdings, zu dem Treffen sollten nur Staatschefs aus Südamerika kommen. Der brasilianische Präsident hatte sich wegen der Kritik an seiner Umweltpolitik zuletzt einen heftigen Schlagabtausch mit seinem französischen Kollegen Emmanuel Macron geliefert.

Macron bezeichnete die Amazonasregion wegen deren Bedeutung für den globalen Klimaschutz als „Gemeingut“. Außerdem warf er Bolsonaro vor, ihn beim Gipfel der großen Industrie- und Schwellenländer (G20) in Osaka im Hinblick auf Zusagen zum Umweltschutz angeschwindelt zu haben.

„Erst hat er den demokratisch gewählten Präsidenten der Republik beleidigt und dann die Souveränität des Amazonasgebiets in Frage gestellt“, sagte Bolsonaro am Mittwoch. „Dies hat beim brasilianischen Volkes ebenso eine patriotische Stimmung geweckt wie in den anderen Ländern hier in Südamerika, die Teil unserer Amazonasregion sind.“

Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) mahnte in der Auseinandersetzung zur Mäßigung. „Druck erzeugt nur Gegendruck“, sagte er der Wochenzeitung „Die Zeit“ (Donnerstag). Der Stil und Ton der Diskussion in Europa werde in Brasilien als verletzend empfunden. Er plädierte dafür, an dem neuen Freihandelsabkommen der EU mit dem südamerikanischen Staatenbund Mercosur festzuhalten. Allerdings sollten Importeure beispielsweise von Soja nachweisen müssen, dass für den Anbau keine Waldflächen gerodet wurden.

Das ganze Amazonasgebiet leidet derzeit unter zahlreichen Waldbränden. Nach Einschätzung von Umweltschützern stecken meist Farmer bereits abgeholzte Fläche in Brand, um neues Weideland zu schaffen. In der derzeitigen Trockenzeit greifen die Flammen aber auch immer wieder auf noch intakte Waldflächen über.

Bolsonaro sagte am Mittwoch, die Brandherde würden langsam zurückgedrängt und die Feuer seien unter Kontrolle. Chiles Präsident Sebastián Piñera kündigte nach einem Treffen in Brasília an, vier Löschflugzeuge zur Unterstützung nach Brasilien zu schicken. „Wir wollen dabei helfen, das Amazonasgebiet besser zu schützen“, sagte er.

(zim/dpa)
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