Amazonas, Hongkong, Venezuela... Coronavirus hält die Welt in Atem - aber was wurde eigentlich aus diesen Krisen?

Düsseldorf · Das Coronavirus bestimmt derzeit die internationalen Schlagzeilen - andere Krisen können da in den Hintergrund rücken. Wir werfen ein Blick auf Themen, die in den vergangenen Monaten lange im Fokus waren. Was wurde eigentlich aus...

Brände in Australien: Viele Tiere wurden aus Feuerhölle gerettet
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Tiere, die es aus der Feuerhölle schafften

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Foto: dpa/David Mariuz

… den Feuern in Australien?

Der am schlimmsten von den Buschbränden betroffene australische Bundesstaat New South Wales will die Katastrophe offiziell untersuchen lassen - auch mit Blick auf die Rolle des Klimawandels. In den nächsten sechs Monaten sollen unabhängige Experten in die betroffenen Gebiete reisen. Es soll auch darum gehen, wie die Behörden auf die Brände vorbereitet waren und wie sie reagiert haben. Es sei wichtig, „jeden Stein umzudrehen“, sagte die Regierungschefin des Bundesstaats, Gladys Berejiklian.

In Australien wüten seit Monaten schwere Feuer, besonders im Südosten des Kontinents. 33 Menschen starben, davon 25 in New South Wales. Die Untersuchung dort soll prüfen, wie sich der Klimawandel, die Dürre, menschliches Handeln und die vorab als Vorsorge gelegten Feuer auf die Brände ausgewirkt haben.

In Teilen des benachbarten Bundesstaats Victoria, in dem Melbourne liegt, soll es bis zu 40 Grad heiß werden. Es drohen Sturm und Blitze ohne Niederschlag. Dadurch könnte sich die Lage bei den Feuern wieder verschlimmern.

… den Feuern im Amazonas?

Fotos: Verheerende Waldbrände im Amazonas-Regenwald
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Verheerende Waldbrände im Amazonas-Regenwald

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Foto: dpa/Christian Niel Berlinck

Die Zahl der Waldbrände im brasilianischen Amazonasgebiet ist im vergangenen Jahr um fast ein Drittel im Vergleich zu 2018 gestiegen. Das brasilianische Institut für Weltraumforschung verzeichnete vergangenes Jahr insgesamt 89.178 Amazonasbrände, ein Anstieg von rund 30 Prozent im Vergleich mit den 68.345 Bränden des Vorjahres. Allerdings lag die Zahl der Brände diesen Angaben zufolge 2017 noch höher, nämlich bei 107.439.

Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro war vergangenes Jahr wegen der hohen Zahl von Bränden im für den Schutz des Erdklimas essenziellen Amazonasgebiet international massiv in die Kritik geraten. Er erließ daraufhin im August ein 60-tägiges Verbot für das Abbrennen von Waldflächen im Regenwald.

Zugleich wies Bolsonaro die Kritik an seiner Regenwald-Politik als Angriff auf Brasiliens Souveränität zurück. Der ultrarechte Staatschef ist eng mit der brasilianischen Agrarlobby verbündet und zweifelt die Verantwortung des Menschen für den Klimawandel an. Unterdessen hat er die Gründung eines "Amazonas-Rates" angekündigt. Das neue Regierungsgremium solle die Aktivitäten der Ministerien zum "Schutz" des Amazonasgebiets und zur Förderung der dortigen "nachhaltigen Entwicklung" koordinieren.

Das deutsche Umweltministerium legt seine Fördergelder für das Amazonasgebiet derweil auf Eis. Eine Wiederaufnahme der Förderung durch die Internationalen Klimaschutzinitiative setze voraus, „dass wir eine gemeinsame Vorstellung davon entwickeln, was in den Bereichen Klima- und Biodiversitätsschutz erforderlich ist“, sagte ein Sprecher von Ministerin Svenja Schulze. „Davon sind wir noch weit entfernt.“

… den Protesten in Hongkong?

Fotos aus Hongkong: Demonstranten und Polizei liefern sich Schlacht um Universität
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Demonstranten und Polizei liefern sich Schlacht um Universität in Hongkong

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Foto: dpa/-

In den vergangenen Monaten war es bei den Protesten in Hongkong immer wieder zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen.

Zuletzt haben Nachrichtenagenturen Mitte Januar über gewaltsame Zusammenstöße zwischen Polizei und Demonstranten berichtet. Damals hätten Bereitschaftspolizisten Tränengas gefeuert, nachdem einige der Demonstranten am Rande der Demonstration Beamte in Zivil attackiert hätten, teilte die Polizei mit. Die Großkundgebung gegen die chinesische Führung mit Tausenden Teilnehmern im Chater Garden wurde abgebrochen. Nach Angaben örtlicher Medien wurde Organisator Ventus Lau festgenommen.

Auch international gibt es immer wieder Appelle, den Konflikt in Hongkong nicht zu vergessen. So hat ein dänischer Künstler als Zeichen der Solidarität für die Demonstranten eine acht Meter hohe Skulptur vor das Parlament in Kopenhagen gestellt. Mit der „Säule der Schande“ (Pillar of Shame) solle der Demokratiebewegung in Hongkong gezeigt werden, dass man ihren Kampf nicht vergessen habe, sagte der Künstler Jens Galschiøt.

… den Protesten in Venezuela?

 Der venezulanische Oppositionsführer Juan Guaido.

Der venezulanische Oppositionsführer Juan Guaido.

Foto: AFP/JAVIER SORIANO

In Venezuela sind laut Menschenrechtlern bei Protesten gegen die Regierung von Staatschef Nicolás Maduro im vergangenen Jahr mindestens 65 Demonstranten ums Leben gekommen. Demnach wurden 59 Menschen durch Schüsse der Polizei, von Militär oder regierungsnahen Milizen erschossen. Sechs Menschen seien Opfer von Hinrichtungen geworden, heißt es in dem Bericht.

Seit 2014 und damit während der Amtszeit von Maduro seien bei Protesten gegen die Regierung mehr als 200 Menschen ums Leben gekommen. Insgesamt habe es im vergangenen Jahr 16.739 Demonstrationen und damit fast ein Viertel mehr als 2018 gegeben. Ein Grund sei die Zuspitzung des politischen Konfliktes, als sich Oppositionsführer Juan Guaidó Anfang 2019 zum Interimspräsidenten ausgerufen habe.

Caritas international weitet seine humanitären Hilfen in Venezuela aus. In Kooperation mit dem Auswärtigen Amt und mit Caritas USA sind Lebensmittelhilfen für 18.000 Venezolaner geplant, wie die katholische Hilfsorganisation ankündigte. Wegen der sich zuspitzenden Versorgungskrise und Inflation lebten fast 90 Prozent der Venezolaner unter der Armutsgrenze.

Laut einer Befragung der Caritas ist in dem südamerikanischen Land nur noch jedes dritte Kind unter fünf Jahren gut ernährt. Rund 4,5 Millionen Menschen seien in die Nachbarstaaten geflüchtet.

… dem Kampf um Syrien?

Mitglieder der syrischen Armee fahren durch die Stadt Maarat al-Numan.

Mitglieder der syrischen Armee fahren durch die Stadt Maarat al-Numan.

Foto: dpa/-

Helfer beklagen schon seit langem eine dramatische humanitäre Lage in Syrien, die durch die Wintertemperaturen verschärft wird. In der Region rund um Idlib leben den UN zufolge rund drei Millionen Zivilisten, mehr als die Hälfte davon Vertriebene. Es fehlt an Nahrung, menschenwürdigen Unterkünfte und medizinischer Versorgung. Etwa 2,7 Millionen Menschen sind dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen.

Die jüngsten Angriffe syrischer Regierungstruppen und ihrer Verbündeten auf das letzte große Rebellengebiet um die Stadt Idlib haben den Vereinten Nationen zufolge Zehntausende Menschen vertrieben. Seit Mitte Januar seien mehr als 38.000 Menschen vor Bombardierungen und Artillerieangriffen geflohen, teilte ein Sprecher des UN-Nothilfebüros Ocha am Mittwoch mit. Damit hätten in der Region seit Anfang Dezember fast 390.000 Menschen Reißaus genommen. Mehr als 80 Prozent dieser Vertriebenen seien Frauen und Kinder.

Syriens Regierungstruppen und Jets ihres Verbündeten Russland greifen immer wieder das letzte große Rebellengebiet im Nordwesten des Bürgerkriegslandes an. Russland hatte vor mehr als zwei Wochen eine Waffenruhe für die Region verkündet, dennoch gehen die Bombardierungen weiter. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan wirft Moskau vor, sich nicht an Absprachen zu halten. Die Türkei unterstützt in dem Konflikt die syrischen Rebellen.

… den Protesten in Chile?

Demonstranten in Chile am 24. Januar 2020.

Demonstranten in Chile am 24. Januar 2020.

Foto: AFP/MARTIN BERNETTI

Chile wurde ab Oktober 2019 von einer landesweiten Protestwelle erschüttert, bei der mindestens 27 Menschen umkamen. Die Proteste entzündeten sich an einer Erhöhung der Fahrscheinpreise für die Metro. Später forderten die Demonstranten unter anderem auch eine bessere Gesundheitsversorgung und Bildung sowie eine neue Verfassung.

Die Regierung und das Parlament haben dieser Forderung nachgegeben und für Mai ein Referendum einberufen, bei dem entschieden werden soll, ob eine neue Verfassung ausgearbeitet werden soll.

Das Vertrauen der Chilenen in ihre Regierung ist auf den tiefsten Stand in 30 Jahren gesunken. Nur sechs Prozent von 1476 Befragtensprachen ihrem Präsidenten Sebastián Piñera das Vertrauen aus. Das ergab eine Umfrage des demoskopischen Instituts CEP. Die politischen Parteien allgemein genießen demnach nur das Vertrauen von zwei Prozent, während dem Parlament drei Prozent der Befragten ihr Vertrauen zusprachen.

„Ich kann nachvollziehen, dass die Chilenen nicht zufrieden sind“, sagte Piñera zu dem Ergebnis der Umfrage. Er selbst sei auch nicht zufrieden. Es ist das schlechteste Umfrage-Ergebnis für Regierung und Politik seit der Wiederherstellung der Demokratie 1990.

(lukra/dpa/rtr/AFP)
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