Irans Präsident gibt deutschem Sender Interview Am Ende des Gesprächs lacht Ahmadinedschad

Teheran · Die Spannungen in Bezug auf das iranische Atomprogramm sind groß. Seit die EU Sanktionen gegen Teheran erlassen hat, wachsen sie zusehends. Nun hat Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad ein seltenes Interview gegeben – und zwar einem deutschen Sender. Zugeständnisse aber gab es keine.

 Mahmud Ahmadinedschad hat dem ZDF-Heute-Journal ein 45-minütiges Interview gegeben.

Mahmud Ahmadinedschad hat dem ZDF-Heute-Journal ein 45-minütiges Interview gegeben.

Foto: Screenshot ZDF

Die Spannungen in Bezug auf das iranische Atomprogramm sind groß. Seit die EU Sanktionen gegen Teheran erlassen hat, wachsen sie zusehends. Nun hat Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad ein seltenes Interview gegeben — und zwar einem deutschen Sender. Zugeständnisse aber gab es keine.

Fluchend, schimpfend — so kennt man Mahmud Ahmadinedschad, wenn er sich an sein Volk richtet oder bei internationalen Konferenzen das Wort ergreift. Immer wieder leugnet er den Holocaust. Im Interview mit dem ZDF, das sich seit zwei Jahren um das Gespräch bemüht hatte, gibt sich Ahmadinedschad entspannt und spricht ruhig. Doch seine Anschuldigungen bleiben.

Klaus Kleber trifft den iranischen Präsidenten in Teheran. 45 Minuten dauert das Gespräch. Es gab keine inhaltlichen Absprachen, keine Vorgaben, wie der ZDF-Moderator der Nachrichtenagentur dpa verriet. Es wurde ein Gespräch ohne Zugeständnisse und mit jeder Menge Gegenfragen. Wenn auch äußerlich mit einem anderen Anschein, so bleibt Ahmadinedschad der Mann, als den ihn die Welt kennt: der Holocaust-Leugner, der Iran als Opfer im Streit um das Atomprogramm sieht.

Immer wieder Gegenfragen

"Krieg? Von wem? Warum?", fragt er etwa, nachdem ihn Kleber auf die derzeit brenzlige politische Situation hingewiesen hat. "Legen die Zioniosten ihr Atomwaffenprogramm offen?", fragt er weiter und betont, dass Iran die Atombombe als unmenschlich und unmoralisch ansehe. Und er bleibt bei seiner Verachtung gegenüber Israel, nennt es ein künstliches Land.

Auch wenn sich Ahmadinedschad äußerlich ruhig gibt und sehr bedacht antwortet, so ist ihm die Anspannung bei manchen Fragen doch anzusehen. Seine Augen verengen sich ein wenig, das Gesicht wirkt angespannt. Auf die Frage, was der Präsident mit "apokalyptischer Vergeltung" meine, sollte Iran angegegriffen werden, entgegnet er abermals mit einer Gegenfrage: "Was würden die Amerikaner machen, was würden sie tun? Sich verteidigen."

Es ist wie ein Katz und Maus-Spiel zwischen dem iranischen Präsidenten und dem Interviewer. Immer wieder stellt Ahmadinedschad Gegenfragen, gibt sich uneinsichtig, fragt, was denn die europäischen Länder mit der Problematik zu tun haben. Iran als Opfer, das ist seine Botschaft. Die Internationale Atomenergiebehörde habe besten Zugang im Iran, aber sie sei nicht unabhängig. "Wie können wir beweisen, dass wir clean sind?"

Präsident spricht von Diskriminierung

Dass eine vollständige Offenlegung aller atomaren Projekte den Konflikt beilegen könnte, davon will Ahmadinedschad offenbar nichts hören. "Würde Deutschland erlauben, dass das Büro der Bundeskanzlerin durchsucht wird", antwortet er lediglich lakonisch und verweist darauf, dass iranische Atomwissenschaftler starben. Er sieht das als Folge dessen, dass Teheran ihre Namen offengelegt hatte.

"Wir waren immer dafür Spannungen zu beseitigen", sagt der Präsident. Der Konflikt beruhe allein auf Ungerechtigkeit und Diskriminierung. Und wenn der Iran eine Atombombe bauen wollte, dann würde das Land das offen zugeben, denn es habe keine Angst. Und schließlich habe Teheran in dem Konflikt doch die meiste Zusammenarbeit geleistet.

Dass Teheran den internationalen Beobachtern dennoch keinen Zutritt zu seinen Atomanlagen gewährt und sich vielmehr vor Fernsehkameras mit ihnen brüstet und sogar eine angebliche US-Drohne wie eine Trophäe präsentiert, darüber schweigt der Präsident in dem Interview.

ZDF-Moderator Klaus Kleber sagt am Ende des Gesprächs, er verstehe jetzt, dass es für die Diplomaten besonders schwierig sei, mit Iran zu verhandeln, was Ahmadinedschad zum Lachen bringt. Und Kleber konstatiert: Ahmadinedaschad habe in den 45 Minuten Gespräch keinerlei Zugeständnisse gemacht, sondern sich verrannt in die Idee, dass der Iran alleiniges Opfer sei.

(das)
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