Der Konflikt Algeriens mit dem Nachbarland Keine diplomatischer Beziehungen mehr zu Marokko

Algier · Weil sich beide Länder gegenseitig Unterstützung von Separatistenbewegungen vorwerfen, ist das Verhältnis schon lange gestört. Das marokkanische Außenministerium bezeichnete das algerische Vorgehen als ungerechtfertigt, aber erwartet.

 Ramtane Lamamra, Außenminister von Algerien, während er eine Erklärung des Präsidenten des Landes in Algier verliest. Algerien bricht offiziell die Verbindungen zu seinem Nachbarland Marokko ab

Ramtane Lamamra, Außenminister von Algerien, während er eine Erklärung des Präsidenten des Landes in Algier verliest. Algerien bricht offiziell die Verbindungen zu seinem Nachbarland Marokko ab

Foto: dpa/Fateh Guidoum

Seit Monaten gibt es zwischen den Nachbarländern Marokko und Algerien heftige Spannungen - nun hat die Regierung in Algiers ihre diplomatischen Beziehungen zu Rabat abgebrochen. Algeriens Außenminister Ramtane Lamamra warf den marokkanischen Sicherheitsdiensten am Dienstag vor, "einen verabscheuungswürdigen Krieg gegen Algerien, sein Volk und seine Führer" zu führen. Die Geschichte habe gezeigt, dass "Marokko es nie aufgegeben hat, feindselige Akte gegen Algerien auszuführen".

Marokko und Algerien werfen sich gegenseitig die Unterstützung von Separatistenbewegungen im jeweils anderen Land vor. "Die marokkanische Provokation erreichte ihren Höhepunkt, als ein marokkanischer Delegierter bei den Vereinten Nationen die Unabhängigkeit des Volkes der Region Kabylei forderte", sagte Lamamra am Dienstag.

Das marokkanische Außenministerium bezeichnete das algerische Vorgehen als "komplett ungerechtfertigt". Der Schritt sei aber "angesichts der Eskalationslogik, die wir den vergangenen Wochen beobachtet haben, erwartet" worden, erklärte das Ministerium. Algeriens Entscheidung zum Abbruch der diplomatischen Beziehungen lägen "falsche und sogar absurde Vorwände" zugrunde.

Algerien hatte bereits im Juli seinen Botschafter aus der marokkanischen Hauptstadt Rabat zu Konsultationen zurückgerufen, nachdem der marokkanische Gesandte bei den Vereinten Nationen, Omar Hilale, sich für die Selbstbestimmung der Kabylei ausgesprochen hatte. Algier hatte daraufhin erklärt, es werde die Beziehungen zwischen den beiden Ländern "überprüfen" und "die Sicherheitskontrollen an den Westgrenzen verstärken". Die Grenze zwischen Algerien und Marokko ist bereits seit 1994 offiziell geschlossen.

Algerien wirft Marokko vor, die von Algier als Terrororganisation eingestufte Bewegung für die Selbstbestimmung der Kabylei (MAK) zu unterstützen. Die Bewegung kämpft für die Unabhängigkeit der Kabylei, einer berbersprachigen Region im Nordosten Algeriens. Die algerischen Behörden machen MAK für die verheerenden Waldbrände diesen Monat verantwortlich, bei denen mindestens 90 Menschen ums Leben kamen.

Marokko hatte bereits einmal 1976 die diplomatischen Beziehungen zur algerischen Regierung abgebrochen, als diese die von der Bewegung Polisario-Front ausgerufene Demokratische Arabische Republik Sahara auf dem Gebiet der von Marokko besetzten Westsahara anerkannt hatte. Der marokkanische Gesandte Hilale hatte seine Unterstützung für eine unabhängige Region Kabylei als Reaktion auf Algeriens Unterstützung der Polisario-Front bezeichnet.

Weiterer Streitpunkt zwischen den Ländern ist die Normalisierung der diplomatischen Beziehungen zwischen Marokko und Israel als Gegenleistung für die Anerkennung der marokkanischen "Souveränität" über die Westsahara durch die USA. Algier unterstützt traditionell die Palästinenser im Nahost-Konflikt.

(lils/AFP)
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