Wahlen in Griechenland Alexis Tsipras vor historischem Sieg

Athen · Er verspricht den Griechen milliardenschwere Sozialprogramme und ein Ende der Krise. Die Finanzierung: unklar. Dennoch setzen Millionen Griechen auf den redegewandten Alexis Tsipras. Er ist der einzige, der ihnen noch Hoffnung gibt.

Alexis Tsipras - selbsternannter Retter Griechenlands
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Das ist Alexis Tsipras

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Foto: dpa, sp ase tba

Unter seiner Führung erlebte das Bündnis der radikalen Linken (Syriza) in nur zwei Jahren einen fulminanten Aufstieg - von 4,6 Prozent im Jahr 2009 auf 26,9 Prozent 2012. Nun steht der 40-Jährige kurz vor einem historischen Sieg.

Alle Umfragen gehen davon aus, dass "O Alexis" (Der Alexis), wie ihn seine Anhänger nennen, die Wahl am Sonntag gewinnen und erstmals in der Geschichte des Landes eine von der Linken geführte Regierung bilden könnte.

Im Wahlkampf hat er den Griechen viel versprochen. Ein elf Milliarden Euro schweres Sozialprogramm. Wiedereinstellungen im Staatssektor. Kostenfreien Personennahverkehr. Bezahlbaren Strom. Ein tragender Satz seiner sonnendurchfluteten Werbekampagne: "Die Hoffnung kommt." Die Politiker der etablierten Parteien können das nach Korruptionsaffären, Vetternwirtschaft und den brutalen Einschnitten der Sparprogramme nicht mehr für sich beanspruchen.

2012: Nazis, Linke, Populisten - das sind Griechenlands Parteien
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Der charismatische und streitlustige Polit-Star hat viele Gesichter.
Zunächst gab er sich er als Kommunist und forderte die Verstaatlichung der Produktionsmittel des Landes. Zurzeit erinnert er eher an den früheren Sozialistenführer Andreas Papandreou. Wie dieser vor 35 Jahren verspricht Tsipras, mit seiner Regierung werde das Volk an die Macht kommen.

Imerhin hat er sich in den Wochen vor dem Wahltag schon moderater geäußert als man das von ihm gewohnt ist. Die vollmundigen Kampfansagen sind diplomatischen Äußerungen gewichen. Alles andere hätte potenzielle Verhandlungspartner von vornherein vergrätzt. Jetzt aber will er die Sparprogramme, unter denen die Griechen so bitter leiden, nicht mehr komplett kassieren, sondern deren Folgen abmildern.

Seine politische Laufbahn begann er in den 1990er Jahren als Anführer von Schülerprotesten. Schnell stieg Tsipras bis an die Spitze der ehemaligen "Eurokommunisten" auf. 2004 wurde er zum Syriza-Präsidenten gewählt.

Mitunter kann er auch verletzend sein. Die Vorsitzenden der derzeit regierenden Traditionsparteien, Antonis Samaras (Konservative) und Evangelos Venizelos (Sozialisten), sind für Tsipras "politische Verräter".

Ihnen wirft er vor, das Spar-Diktat der Geldgeber ohne großen Widerstand umgesetzt zu haben. Sollte er tatsächlich nach der Wahl an die hebel der Macht kommen, darf man gespannt sein, wie er sich im Austausch mit den strengen Aufsehern der Troika und ihren Auflagen verhalten wird. Klar ist nur: Ohne weitere Milliardenhilfen wird er dem Land die Pleite nicht ersparen können.

Tsipras lebt mit seiner Frau in einer Lebenspartnerschaft und hat zwei Kinder.

(dpa)
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