Porträt Griechenland: Das ist das Kabinett in Athen

Der neue griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras hat sich mit brillanten Köpfen, aber auch mit unverbesserlichen Scharfmachern umgeben. Ein Blick auf die wichtigsten Köpfe im neuen Kabinett.

Alexis Tsipras - Ministerpräsident
Alexis Tsipras gibt sich leger, prinzipiell ohne Krawatte und möglichst fortschrittlich. Er ist redegewandt, kann sehr gewinnend, aber auch vernichtend auftreten. Ob er auch staatsmännisch kann, muss sich noch zeigen. Tsipras pflegte bisher gerne einen Hang zur Rebellion. In jungen Jahren war er Mitglied der moskautreuen Jugendorganisation der Kommunistischen Partei Griechenlands (KKE), Che Guevara soll er als Vorbild verehrt haben. Den Europäern empfahl er, die neue griechische Regierung nicht als Gefahr, sondern Herausforderung zu betrachten.

Panos Kammenos - Verteidigung
Chef der rechtspopulistischen Partei der Unabhängigen Griechen. Der Konservative hasst Deutschland, will mit der Türkei über Schürfrechte in der Ägäis streiten und sieht Russlands Präsident Putin als Freund. Experten betrachten den neuen Verteidigungsminister als Sicherheitsrisiko.

Euklid Tsakalotos - Finanzen
Nach dem Rücktritt von Giannis Varoufakis folgte Euklid Tsakalatos im Amt des griechischen Finanzministers. Der Ökonom gilt als Keynesianer, der daran glaubt, dass es in einer Notsituation besser ist, Schulden zu machen, und in guten Zeiten zu sparen. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger ist Tsakalatos ein Mann der leiseren Töne und gilt als diplomatischer Vermittler.

Giannis Dragasakis - Vize-Regierungschef
Bringt Erfahrung mit, war immerhin schon mal stellvertretender Minister, wirkt besonnen und somit als einen Gegenpol zu intellektuellen Heißspornen wie Varoufakis. Gilt als Wirtschaftsexperte und tritt ebenfalls für einen Schuldenschnitt ein. Miterfinder einer Schuldenkonferenz nach dem Vorbild aus dem Jahr 1953, in dem Deutschland seine Kriegsschulden erlassen wurden. Er ist EU-freundlich, weshalb er die Kommunistische Partei verlassen hat.

Nikos Kotzias - Außenpolitik
Ein erfahrener Mann. 15 Jahre lang war er schon im diplomatischen Dienst tätig, zeitweise Botschafter, verhandelte mehrere europäische Verträge. Seit 2008 Professor für politische Theorie. Studierte zeitweise in Marburg. Allerdings werden ihm Beziehungen zur rechtsextremen Goldenen Morgenröte und Sympathien für radikale russische Nationalisten nachgesagt.

Giorgos Stathakis - Wirtschaft
Noch ein Ökonom von Syriza. Der Reedersohn, ein marxistischer Ökonom aus Kreta, hat sich vorgenommen, die Macht der bisherigen Geldeliten zu brechen. Darunter auch die der eigenen Familie. Die Umsetzung dürfte sich als extrem schwierig erweisen, den Gläubigern aus dem Ausland aber zusagen. Oligarchien, Klientelpolitik und Korruption gelten als größtes Problem für die Gesundung der griechischen Wirtschaft.

Nikos Voutsis - Innenressort (rechts)
Voutsis, Vater dreier Kinder und gelernter Ingenieur, stieg in den 70ern während der Studentenproteste gegen die Militätdiktatur in die Politik ein. Später Mitglied der Kommunistischen Partei. Bei den Protesten gegen die Sparpolitik soller in vorderster Reihe mitgewirkt und sogar mit der Polizei aneinandergeraten sein. Jetzt ist er oberster Dienstchef.

Elena Kountoura - Tourismus
Eine der wenigen Frauen im Kabinett, dafür federführend im für Griechenland wichtigen Tourismus-Ressort. Die beim Amtsantritt 52-Jährige macht seit elf Jahren Politik. Vorher war sie Model, Herausgeberin einer Frauenzeitschrift und in früheren Jahren Spitzensportlerin in der griechischen Leichtathletik.

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