Die Geschichte des Terrornetzwerks Al Qaida - vor 20 Jahren gegründet

Düsseldorf (RP). 1988 wurde im pakistanischen Peschawar das Terrornetzwerk erstmals namentlich genannt. Osama bin Laden sah in der Gruppe die Möglichkeit, nach der Vertreibung der Sowjets aus Afghanistan den Heiligen Krieg der Mudschaheddin weiterzuführen.

2007: Videobotschaft von Osama bin Laden
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Foto: AFP

Der 11. August 1988 war kein spektakulärer Tag. Der Puls der Welt schlug wie gewohnt. In Afghanistan kämpften inzwischen die Sowjettruppen auf verlorenem Posten gegen die Mudschaheddin, wenige Monate später zog Moskau nach zehn Jahren Krieg gedemütigt seine letzten Soldaten vom Hindukusch ab.

Im pakistanischen Peschawar traf sich an diesem Augusttag eine Reihe Dschihadisten, unter ihnen Osama bin Laden und dessen palästinensischer Mentor Abdullah Azzam. Er gilt als Vater des islamistischen Dschihad (Heiliger Krieg) in seiner modernen Ausprägung. Der Hintergrund des zehntägigen Treffens dieser "arabischen Afghanen" lag auf der Hand. Der Krieg Tausender Dschihadisten gegen den sowjetischen Eindringling und "gottlosen" Feind war zum Heldenmythos geworden. Den Geist ihres Dschihad wollten bin Laden und Azzam in die Zukunft retten.

Neue Wege

Aus einem Sitzungsprotokoll geht hervor, dass sie dem Heiligen Krieg neue Wege öffnen wollten und aus diesem Grund der Kontakt zwischen den arabischen Kämpfern aufrechterhalten werden sollte. Von dieser Basis (al Qaida) aus sollte der kompromisslose Kampf mit lang erprobten und ideologisch geschulten Kämpfern gegen die Ungläubigen weitergeführt werden. Damals sagte bin Laden den Versammelten: "Wir haben diese Mission in unseren schwärzesten Stunden und innerhalb kurzer Zeit begonnen, wobei uns das saudi-arabische Volk von allergrößtem Nutzen war. Wir konnten den Mudschaheddin eine politische Kraft bieten, zahlreiche Spenden sammeln und die Macht wiederherstellen. Nun ist es an der Zeit, sich zu organisieren."

Der Begriff al Qaida war damit erstmals in die Diskussion eingeführt worden. Er wurde zum Namen einer Organisation, die sich binnen 20 Jahren zur gefährlichsten und global handelnden Terrororganisation entwickelt hat. Auf die Ergreifung ihres Chefs Osama bin Laden haben die USA ein Kopfgeld von 50 Millionen Dollar ausgesetzt.

"314 ausgebildete Brüder"

Wie aus hunderten von Dokumenten des Netzwerkes hervorgeht, die Anfang 2002 in Bosnien-Herzegowina sichergestellt wurden, hatte bin Laden in Peschawar versprochen, dass nach sechs Monaten Al-Qaida-Existenz "314 ausgebildete Brüder" bereitstünden. Al Qaida sollte die Stimme Gottes verbreiten und seiner Religion zum Sieg verhelfen. Man formulierte gar Beitrittsbedingungen: Bewerber müssen sich auf unbestimmte Zeit verpflichten, ihre Pflichten erfüllen, ergeben sein und Treue schwören. Verlangt wurden ein Bürge und gute Umgangformen. Am 22. September 1988 zählte al Qaida bereits 30 Mitglieder.

Ohne Abdullah Azzam wäre al Qaida kaum möglich gewesen. Der palästinensische islamistische Theologe war einer der ersten Araber gewesen, der sich dem Kampf gegen die Sowjets in Afghanistan verschrieb. Er hatte 1984 in Peschawar mit seinem geistigen Zögling bin Laden ein Büro für Mudschaheddin-Dienste gegründet. Das Ziel war, Kämpfer aus der ganzen Welt für den Dschihad in Afghanistan anzuwerben und auszubilden. Es wurden Gästehäuser und Trainingslager betrieben.

"Netzwerk arabischer Kampfgruppen"

Dadurch entstand ein Netzwerk arabischer Kampfgruppen. Azzam reiste um die Welt, warb für das afghanische Projekt und gründete in den USA gar eine Zweigstelle. Die Gelder kamen von Osama bin Laden, der aus reichem Haus stammt, von Saudi-Arabien und vom US-Geheimdienst CIA. Experten schätzen, dass bis zu 20000 Mudschaheddin aus 20 Ländern damals angeworben und trainiert wurden.

Azzam war nicht unumstritten. Er hatte an verschiedenen Universitäten gelehrt, in Damaskus war er Sprecher der dortigen Muslimbruderschaft. 1987 war er an der Gründung der palästinensischen Hamas beteiligt. Kritiker warfen ihm später vor, sich mehr um Afghanistan als um die Probleme der Palästinenser zu kümmern. 1989 wurde Azzam durch eine Bombe in Peschawar getötet. Die Täter wurden nie ermittelt. Verdächtigt wurden Osma bin Laden, dessen Stellvertreter Ayman al Sawahiri, die CIA und der israelische Geheimdienst Mossad.

(RP)
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