Provokation Ahmadinedschad erklärt Iran zum Atomstaat

Teheran (RPO). Der Iran hat sich am Donnerstag zum "Atomstaat"erklärt. Staatschef Mahmud Ahmadinedschad erklärte auf einer Kundgebung, das Land verfüge zwei Tage nach Beginn der Produktion über die ersteLadung von hoch angereichertem Uran. Die USA und ihre Partner hatten für diesen Fall Sanktionen angekündigt.

2009: Weltweite Proteste gegen iranische Führung
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Teheran (RPO). Der Iran hat sich am Donnerstag zum "Atomstaat"erklärt. Staatschef Mahmud Ahmadinedschad erklärte auf einer Kundgebung, das Land verfüge zwei Tage nach Beginn der Produktion über die ersteLadung von hoch angereichertem Uran. Die USA und ihre Partner hatten für diesen Fall Sanktionen angekündigt.

Das vom Iran angereicherte Uran kann sowohl für denEinsatz in Atomkraftwerken als auch für den Bau von Atomwaffenverwendet werden. Der Iran hatte am Dienstag mitgeteilt, dass dieAnlagen zur Produktion von hoch angereichertem Uran angefahrenworden seien. Die internationale Staatengemeinschaft hat für diesenFall eine weitere Runde von Sanktionen angekündigt.

Ungechtet der Warnungen und Appelle meldet Präsident Mahmud Ahmadinedschad nun Vollzug. Die ersten Mengen Uran sind auf 20 Prozent angereichert. Die iranische Produktion von auf 3,5 Prozent angereichertem Uran werde demnächst "verdreifacht", sagte Ahmadinedschad am Donnerstag in seiner Rede bei den offiziellen Feiern zum 31. Jahrestag der Islamischen Revolution in Teheran.

Und mehr noch: Der Iran habe sogar die technischen Möglichkeiten zur Uran-Anreicherung auf mehr als 80 Prozent - was unter Umständen für eine Atombombe reichen würde. Da sein Land diesen Anreicherungsgrad aber nicht benötige, werde dies auch nicht gemacht, sagte der Präsident.

Laut der iranischen Atomenergiebehörde soll das angereicherte Uran anschließend zu Brennstäben für einen medizinischen Forschungsreaktor verarbeitet werden. Dort werden bestimmte Isotope produziert,die für die Krebstherapie benötigt werden. Teheran versichert, sein Atomprogramm diene allein zivilen Zwecken. Die USA und ihre Verbündeten verdächtigen das Land jedoch, unter dem Vorwand eines zivilen Atomprogramms Nuklearwaffen zu entwickeln. Kontrollen durch die internationale Staatengemeinschaft hat der Iran mehrfach versucht zu umgehen.

Gegenwärtig verfügt das Land über 1,8 Tonnen Uran miteinem Anreicherungsgrad von 3,5 Prozent. Für eine Atombombe wirdauf 90 Prozent angereichertes Uran benötigt. Ist allerdings ersteinmal eine bestimmte Menge von 20-Prozent-Uran vorhanden, istder Sprung auf 90 Prozent in wenigen Monaten getan.

Schon die Anreicherung von Uran auf 3,5 Prozent hat imAusland Zweifel an einem rein zivilen Ziel des iranischenAtomprogramms aufkommen lassen. Grund ist, dass in dem Land nochkein für dieses Material geeigneter Atomreaktor zurStromproduktion existiert. Es gibt nur Pläne dafür.

Unstimmigkeiten gibt es auch bei der angekündigten Anreicherung des Urans auf biszu 20 Prozent. Das Land verfügt nichtüber die technischen Möglichkeiten, die Brennstäbe herzustellen,die der Teheraner Medizinreaktor benötigt. Die Entwicklung derBrennelemente würde Jahre in Anspruch nehmen, lange Zeit vorherwäre der argentinische Brennstoff aufgebraucht.

Nichtsdestotrotz blieben bedeutende technische Hürden, bisder Iran eine Atombombe bauen könnte - vorausgesetzt, diepolitische Führung strebt dieses Ziel auch an. So hat der Iranzugesichert, die Anreicherung des Urans auf 20 Prozent von derInternationalen Atomenergiebehörde IAEA überwachen zu lassen.Unter ihren Augen ließe sich unbemerkt kein Uran auf 90 Prozentanreichern. Allerdings wurde vergangenes Jahr die Existenz einernoch nicht arbeitsfähigen Anreicherungsanlage bei Ghom bekannt,die der IAEA seit 2006 verheimlicht worden war.

Aber selbst wenn der Iran über genügend 90-Prozent-Uranfür eine Nuklearwaffe verfügen würde, ist es noch ein langer Wegbis zur Herstellung einer einsatzfähigen Atombombe. Dasgasförmige Uran müsste in einen festen Zustand gebracht und einZünder entwickelt werden. Die Ausmaße dürften bestimme Größennicht sprengen, um als Sprengkopf auf einer Shahab-3-Raketeeinsatzfähig zu sein. Der US-Geheimdienst geht nach offiziellenAngaben bislang davon aus, dass der Iran nicht vor 2013nukleares Material waffenfähig machen kann.

(apd/AFP/RTR)
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