Afghanistan Zahl der Toten nach Taliban-Anschlag steigt auf 103

Kabul · Afghanistan verarbeitet einen der opferreichsten Anschläge der jüngeren Vergangenheit. Wie Innenminister Wais Ahmed Barmak am Sonntag mitteilte, stieg die Zahl der Todesopfer des Taliban-Anschlags vom Vortag in Kabul auf mittlerweile 103.

Ein Mann durchsucht in Kabul die Trümmer eines Restaurants, nachdem es bei dem Selbstmordanschlag der Taliban fast komplett zerstört wurde.

Ein Mann durchsucht in Kabul die Trümmer eines Restaurants, nachdem es bei dem Selbstmordanschlag der Taliban fast komplett zerstört wurde.

Foto: dpa, wal

Mindestens 235 weitere Menschen seien verletzt worden. Die Regierung rief einen Tag der Trauer aus, an dem Geschäfte geschlossen blieben. Flaggen wurden auf halbmast gesetzt.

Im Stadtkern von Kabul hatte ein Angreifer am Samstag einen Rettungswagen genutzt, um durch eine Sicherheitskontrolle in der Nähe des alten Gebäudes des Innenministeriums zu gelangen. Der Polizei sagte er nach Angaben eines Sprechers des Innenministeriums, er bringe einen Patienten in ein nahegelegenes Krankenhaus. Als er an einer zweiten Kontrolle ankam, zündete er seine Sprengsätze.

Mehrheit der Opfer waren Zivilisten

Die radikalislamischen Taliban bekannten sich kurz nach der Explosion zu der Tat. Die meisten Opfer waren Zivilisten, Barmak zufolge waren aber auch Polizisten unter den Toten und Verletzten. Vier Verdächtige wurden nach Regierungsangaben festgenommen und verhört.

Die Detonation war in weiten Teilen Kabuls zu hören und zu spüren gewesen. Danach stieg dichter, schwarzer Rauch vom Explosionsort auf. Dutzende Geschäfte und Fahrzeuge wurden bei der Detonation beschädigt oder zerstört.

US-Präsident Donald Trump verurteilte den Anschlag. Alle Länder sollten entschieden gegen die Taliban vorgehen, sagte Trump am Samstag (Ortszeit). Der Anschlag erneuere die Entschlossenheit der USA, seine afghanischen Partner zu unterstützen. "Die Grausamkeit der Taliban wird nicht siegen", sagte Trump.

UN-Generalsekretär António Guterres erklärte nach Angaben seines Sprechers, wahllose Angriffe auf Zivilisten seien niemals zu rechtfertigen. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin bezeichnete die Tat als heimtückisch. Deutschland trauere mit Freunden und Familien der Opfer. "Unsere Gedanken sind auch bei den zahlreichen afghanischen Helfern, die in diesen schweren Stunden mit großer Hingabe die Verwundeten versorgen müssen", erklärte er.
Deutschland stehe fest an der Seite der Afghanen.

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz twitterte, es sei erschütternd, dass ein Rettungswagen für den Anschlag missbraucht worden sei. Der US-Botschafter in Afghanistan John R. Bass nannte den Angriff sinnlos und feige.

In Kabul werden immer wieder Anschläge verübt, zu denen sich in der Vergangenheit meistens die Taliban oder die Terrormiliz Islamischer Staat bekannt haben. Am vergangenen Wochenende hatten die Taliban ein großes Hotel in Kabul angegriffen. Dabei wurden 14 Ausländer und acht Afghanen getötet.

Im Osten Afghanistans wurde am Mittwoch zudem die regionale Niederlassung der Kinderhilfsorganisation Save the Children attackiert. Zu dem Angriff in Dschalalabad, bei dem vier Menschen getötet und 26 weitere verletzt worden waren, bekannte sich der IS.

(felt)
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