Historisches Treffen US-Generalstabschef trifft Taliban

Kabul · Der höchste General der USA trifft sich persönlich mit Vertretern der Islamisten. Ein bemerkenswerter Meilenstein. Der US-Kommandeur in Afghanistan bezeichnet die Angriffe der Taliban als Risiko für den Friedensprozess.

 General Scott Miller, rechts im Bild, trifft sich mit der Taliban.

General Scott Miller, rechts im Bild, trifft sich mit der Taliban.

Foto: AP/Robert Burns

US-Generalstabschef Mark A. Milley hat Unterhändler der Taliban getroffen und auf eine Verringerung der Gewalt in Afghanistan gedrungen. Das unangekündigten, etwa zwei Stunden langen Treffen mit den Taliban-Vertretern hielt Milley am Dienstag in Katar ab. Am Mittwoch flog er nach Kabul, um mit dem afghanischen Präsidenten Aschraf Ghani über den Friedensprozess zu sprechen.

„Der wichtigste Teil der Diskussionen, die ich sowohl mit den Taliban als auch der Regierung Afghanistans führte, war die Notwendigkeit einer sofortigen Verringerung der Gewalt“, sagte Milley drei Reportern, darunter einem der Nachrichtenagentur AP, die ihn nach Katar und Afghanistan begleiteten. „Alles andere hängt davon ab.“

Die Journalisten hatten eingewilligt, aus Sicherheitsgründen nicht über Milleys Treffen in den beiden Ländern zu berichten, bis er die Region verlassen hatte. Es war Milleys zweites unangekündigtes Treffen mit dem Verhandlungsteam der Taliban - über sein erstes im Juni, ebenfalls in Doha, war bislang nicht berichtet worden.

Obgleich Milley keinen Durchbruch vermeldete, ist es ein bemerkenswerter Meilenstein, wenn der höchste General der USA sich persönlich mit Vertretern der Organisation trifft, die Afghanistan beherrschte, bis sie vor 19 Jahren unter der militärischen Führung der USA gestürzt wurde.

General Scott Miller, der Kommandeur der Truppen der USA und ihrer Verbündeten in Afghanistan, sagte, die Taliban hätten ihre Angriffe auf afghanische Soldaten verstärkt, insbesondere in den südlichen Provinzen Helmand und Kandahar, und auf Straßen und andere Infrastruktur. „Meine Einschätzung ist, dass es den Friedensprozess gefährdet - je höher die Gewalt, desto höher das Risiko“, sagte er. Miller trifft sich mindestens ein Mal pro Monat mit Unterhändlern der Taliban, ein Bestandteil der Bemühungen der USA, den Friedensprozess voranzubringen.

Miller beschuldigte die Taliban, gezielt Straßen, Brücken und andere Infrastruktur anzugreifen, um das afghanische Militär bei der Verstärkung seiner Truppen zu behindern. Kommandanten begännen, Dinge zu tun, die nicht förderlich seien für Friedensgespräche, Wiederaufbau und Stabilität, sagte er. Die Taliban setzten Gewalt als Druckmittel gegen die afghanische Regierung ein.

Die USA und die Taliban hatten im Februar vereinbart, dass die USA ihre Truppen aus Afghanistan abziehen, wenn die Bedingungen der Abmachungen erfüllt werden. Dazu zählt eine Verringerung der Gewalttaten durch die Taliban, die zu einem landesweiten Waffenstillstand führen soll. Die Taliban willigten auch ein, Verhandlungen mit der afghanischen Regierung zu beginnen, die sich in einem frühen Stadium befinden.

(sed/dpa)
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