Mindestens zwei Explosionen 13 US-Soldaten bei Anschlägen auf Flughafen in Kabul getötet

Kabul · Am Flughafen Kabul hat es am Donnerstag eine koordinierte Terrorattacke gegeben. Der IS Khorasan bekannte sich zu einem der Anschläge. Mehrere Quellen berichten von inzwischen mehr als 70 Toten und mindestens 140 Verletzten.

 Fotos zeigen Rauchwolken über dem Kabuler Flughafen.

Fotos zeigen Rauchwolken über dem Kabuler Flughafen.

Foto: AP/Wali Sabawoon

Nach dem Doppelanschlag vor dem Flughafen der afghanischen Hauptstadt Kabul ist die Zahl der getöteten US-Soldaten auf 13 gestiegen. Nachdem die US-Streitkräfte zunächst von zwölf getöteten US-Soldaten gesprochen hatten, erlag ein weiterer Militärangehöriger seinen Verletzungen, wie das Verteidigungsministerium in Washington am Donnerstagabend (Ortszeit) mitteilte. Demnach wurden 18 weitere US-Soldaten verletzt.

US-General Kenneth McKenzie, der das US-Zentralkommando Centcom führt, kündigte an, dass die Evakuierungsmission in Kabul am Flughafen der afghanischen Hauptstadt fortgesetzt wird. „Wir führen den Auftrag weiter aus“, sagte er.

Mindestens zwei Selbstmordattentäter haben sich McKenzie zufolge bei dem Anschlag in die Luft gesprengt. Nach den Detonationen hätten eine Reihe von Kämpfern der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) das Feuer auf Zivilisten und Soldaten eröffnet, sagte er weiter. Die genaue Zahl der Anschlagsopfer blieb zunächst offen. Auf Videos waren zahlreiche Opfer zu sehen. Die BBC berichtete unter Berufung auf einen Offiziellen aus dem Gesundheitswesen, dass abgesehen von den US-Soldaten auch 60 Bürger gestorben seien. Die Nachrichtenagentur AP kommt unter Berufung auf Quellen aus den USA auf ähnlich hohe Opferzahlen. Außenminister Heiko Maas (SPD) sagte vor dem Pentagon-Briefing: „Wir haben zurzeit keine Informationen über deutsche Opfer.“

Der Ableger der Terrormiliz Islamischer Staat in Afghanistan übernahm die Verantwortung. Die Anschläge hätten amerikanischen Truppen und deren afghanischen Verbündeten gegolten, hieß es in einer Erklärung, die die Gruppe namens IS-Khorasan-Provinz verbreitete. Ihr war ein Foto beigefügt, das den mutmaßlichen Attentäter zeigen soll.

US-General McKenzie geht davon aus, dass noch etwa 1000 US-Amerikaner in Afghanistan sind. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin betonte, dass der Terroranschlag das US-Militär nicht davon abhalten werde, seinen Aufgaben weiter nachzukommen. Alles andere würde das von den getöteten Soldaten erbrachte Opfer entehren, teilte Austin mit. Er spreche den Familienangehörigen und Kameraden der getöteten und verletzten US-Soldaten sein Beileid aus, erklärte Austin.

Der lokale afghanische Fernsehsender Tolo-News veröffentlichte auf Twitter Bilder, auf denen zu sehen ist, wie Verletzte in Schubkarren transportiert werden. Ein Augenzeuge erzählte dem TV-Sender, die Explosion sei sehr stark gewesen. Manche Menschen seien ins Wasser gefallen - an einem Gate ist ein langer Wassergraben - und mehrere ausländische Soldaten seien zu Boden gefallen.

Die Sicherheitslage rund um den Flughafen hatte sich zuletzt noch einmal deutlich zugespitzt. Die Bundeswehr hatte bereits am Dienstag berichtet, das zunehmend potenzielle Selbstmordattentäter der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) in Kabul unterwegs seien. Ähnlich hatte sich US-Präsident Joe Biden geäußert: Jeder Tag, den man länger vor Ort bleibe, sei ein weiterer Tag, an dem ein örtlicher Ableger des IS versuche, den Flughafen anzugreifen. Die Terrormiliz sei auch ein „erklärter Feind“ der Taliban.

Biden begründete unter anderem mit dieser Terrorgefahr auch sein Festhalten an dem Plan, die US-Truppen bis zum 31. August aus Afghanistan abzuziehen. Einige internationale Partner hatten die USA zu einer Verlängerung des Einsatzes aufgefordert, um noch mehr Zeit für die Evakuierungen zu haben. Der Militäreinsatz ist von den US-Truppen abhängig. Taliban-Kämpfer sollen an ihren Kontrollstellen im Umfeld des Flughafens bereits mehrere Attentäter des IS abgefangen und getötet haben, hieß es aus Militärkreisen.

(th/dpa/rtr/AP)
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