Verzweifelte Afghanen wandern nach Westen Coronavirus verschärft die Situation der Flüchtlinge in der Türkei

Van · Über die iranische Grenze kommen täglich illegale Migranten in die Türkei. Manche sterben schon auf dem Weg, sie werden in anonymen Gräbern beerdigt. Nun kommt eine neue Gefahr dazu – im Iran wütet das Coronavirus unkontrolliert.

 Ein afghanischer Vater mit seinem Sohn in einem Flüchtlingslager auf der griechischen Insel Lesbos.

Ein afghanischer Vater mit seinem Sohn in einem Flüchtlingslager auf der griechischen Insel Lesbos.

Foto: AFP/LOUISA GOULIAMAKI

Auf dem Friedhof der Verlassenen tragen die Gräber keine Namen. Nur Nummern sind mit weißer Farbe auf Hunderte Betonplatten auf dem Friedhof in der ostanatolischen Stadt Van gemalt, manchmal auch ein Vermerk wie „afghanisches Baby“ oder der Ort, wo der Verstorbene gefunden wurde – meist im Gebirge an der nahen Grenze zum Iran. Erst vor einigen Tagen entdeckten türkische Sicherheitskräfte wieder die Leichen sieben erfrorener Migranten im Schnee. Auch 16 unbekannte Flüchtlinge, deren leblose Körper unlängst aus einem verunglückten Lieferwagen gezogen wurden, liegen auf dem Friedhof. Wer diese Menschen waren, ist oft nicht mehr zu ermitteln. Städtische Arbeiter beerdigen sie auf dem Friedhof der Namenlosen, sprechen ein Gebet und pinseln mit ungelenken Buchstaben auf die Grabplatte, was sie wissen.