Ausschreitungen in Ägypten Mindestens 49 Tote bei Protesten in Kairo

Kairo · Bei den gewaltsamen Auseinandersetzungen am dritten Jahrestag des Volksaufstandes in Ägypten sind neuen Angaben zufolge rund 50 Menschen getötet wurden.

Ägypten: Mindestens 29 Tote bei Protesten in Kairo
Foto: dpa, Amel Pain

Wie das Gesundheitsministerium am Sonntag mitteilte, wurden innerhalb von 24 Stunden mindestens 49 Menschen getötet. In Kairo hatten sich Regierungsgegner am Samstag blutige Straßenschlachten mit der Polizei geliefert, am Abend war zunächst von 29 Toten die Rede gewesen. Nach Angaben der Behörden wurden zudem mehr als 750 Menschen festgenommen, die meisten von ihnen in Kairo, wo sich Regierungsgegner den ganzen Tag blutige Straßenschlachten mit der Polizei lieferten.

Bei den regierungskritischen Demonstranten handelte es sich vor allem um Anhänger des vom Militär im vergangenen Sommer gestürzten islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi. Aber auch liberale Gegner der derzeitigen Regierung hatten zu Demonstrationen im Stadtzentrum von Kairo aufgerufen. Als sich die Menschen versammelten, feuerte die Polizei Tränengasgranaten und Schüsse ab. Die Demonstranten skandierten Slogans wie "Nieder mit dem Regime", bevor sie in Nebenstraßen flohen, wie eine AFP-Reporterin berichtete. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums wurden allein in Kairo 26 Menschen getötet.

Tausende Unterstützer der vom Militär eingesetzten Übergangsregierung demonstrierten dagegen zum Jahrestag unbehelligt auf dem Tahrir-Platz. Die Teilnehmer ließen Ägyptens neuen starken Mann Abdel Fattah al-Sissi hochleben. Viele trugen Porträts des Armeegenerals, stellvertretenden Regierungschefs und Verteidigungsministers.

In einem Vorort von Kairo gingen ihrerseits linksliberale Demonstranten auf die Straße. Sie riefen Sprechchöre gegen das Militär und die Polizei, aber auch gegen Mursis Muslimbrüder. Die Polizei löste diese Demonstration ebenfalls rasch auf.

In der Hafenstadt Suez explodierte eine Autobombe nahe einer Polizeistation. Mindestens neun Menschen seien verletzt worden, teilte die Armee mit. Zudem wurde eine kleine Brandbombe gegen die Mauer eines Ausbildungszentrums der Polizei in Kairo geworfen. Bei der Explosion sei ein Mensch verletzt worden, erklärte das Gesundheitsministerium.

Bereits am Freitag waren bei vier Bombenanschlägen auf Polizeieinrichtungen in Kairo sechs Menschen getötet und dutzende weitere verletzt worden. Zu den Anschlägen bekannte sich am Samstag die islamistische Gruppe Ansar Beit al-Makdis. Die Gruppe, die von der Sinai-Halbinsel stammt und dem Al-Qaida-Netzwerk nahesteht, riet in einem dschihadistischen Internetforum allen Muslimen davon ab, sich am Samstag in der Nähe von Einrichtungen der Sicherheitsbehörden aufzuhalten.

Angesichts der Gewalt in Ägypten forderte das Auswärtige Amt deutsche Touristen in Kairo und anderen großen Städten auf, ihre Hotels am Wochenende nicht zu verlassen. Es sei damit zu rechnen, "dass es anlässlich des Jubiläums zu weiteren Anschlägen sowie Demonstrationen kommt, die ebenfalls einen gewalttätigen Verlauf nehmen können", erklärte das Auswärtige Amt. Demonstrationen und Menschenansammlungen, insbesondere vor religiösen Stätten, Universitäten und staatlichen Einrichtungen sollten daher "unbedingt gemieden werden".

Beim Absturz eines Armeehubschraubers auf der Sinai-Halbinsel wurden am Samstag nach Angaben von Ärzten fünf ägyptische Soldaten getötet. Die Armee bestätigte das Unglück und teilte mit, dass eine Suche nach den Insassen im Gang sei. Der Hergang des Absturzes war zunächst nicht klar. Auf der Sinai-Halbinsel sind mehrere islamistische Gruppen aktiv.

Am 25. Januar 2011 hatte in Ägypten der Aufstand gegen die Regierung des langjährigen Machthabers Husni Mubarak begonnen. 18 Tage später wurde Mubarak gestürzt.

(AFP)
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