Strafmaß steht noch aus Abu Ghraib: US-Soldat Graner wegen Misshandlungen schuldig

Fort Hood (rpo). Der Stabsgefreite Charles Garner wurde vom Militärgericht im texanischen Fort Hood am Freitag der Misshandlung von Häftlingen im US-geführten Gefängnis Abu Ghraib bei Bagdad für schuldig befunden.

2004 veröffentlichte Fotos: Irakische Gefangene gefoltert
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2004 veröffentlichte Fotos: Irakische Gefangene gefoltert

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Foto: AP

Die zehn Geschworenen - Militärs, die früher im Irak und in Afghanistan kämpften - sprachen den 36-Jährigen in neun der insgesamt zehn Anklagepunkte schuldig, unter anderem wegen physischer, psychischer und sexueller Misshandlungen. Das Strafmaß stand zunächst noch nicht fest. Graner drohen bis zu 15 Jahren Haft und die unehrenhafte Entlassung aus der Armee. Er gilt als mutmaßlicher Anführer einer Gruppe von Soldaten, deren auf Fotos festgehaltene Quälereien irakischer Häftlinge im vergangenen Jahr die Weltöffentlichkeit schockierten.

Graner wurde vorgeworfen, die Häftlinge mit besonderem Sadismus traktiert zu haben. Er soll sie unter anderem gezwungen haben, voreinander zu mastubieren und oralen Sex vorzuspielen. Außerdem soll er auf Gefangenene gesprungen, auf ihren Händen herumgestampft und sie geschlagen haben. Auf den Fotos ist zu sehen, wie er grinsend und mit triumphierend hochgehaltenem Daumen neben einer Pyramide aus nackten Gefangenen steht. Er soll außerdem das berüchtigte Foto gemacht haben, auf dem die US-Soldatin Lynndie England einen nackten Gefangenen wie einen Hund an der Leine hält.

In seinem Schlußplädoyer bezeichnete der Militärankläger Chris Graveline Graner als Anstifter der Vorgänge in Abu Ghraib, der Spaß an den Misshandlungen und Erniedrigungen der Gefangenen gehabt habe. Graners Verteidiger führten dagegen aus, ihr Mandant und die anderen Angeklagten hätten auf Befehl ihrer Vorgesetzten beim militärischen Geheimdienst gehandelt. Diese hätten verlangt, die Gefangenen für Verhöre "weich zu machen". Graner hatte auf nicht schuldig plädiert.

Graner: Habe auf Befehl gehandelt

Der Stabsgefreite Charles Graner hat kurz vor der Urteilsverkündung erklärt, auf Befehl seiner Vorgesetzten gehandelt zu haben. Zu Beginn seiner Arbeit im Bagdader Gefängnis Abu Ghraib habe er sich geweigert, die Inhaftierten auf "regelwidrige" Weise zu behandeln, gab Graner am Samstag vor dem Militärgericht im texanischen Fort Hood zu Protokoll. Er sei daraufhin jedoch angewiesen worden, die Befehle der Verhörspezialisten vom Militärgeheimdienst zu befolgen.

Nach seiner Ankunft in dem Gefängnis im Oktober 2003 habe er zudem geglaubt, diese Befehle seien legal. Inzwischen wisse er jedoch, dass dies nicht der Fall gewesen sei. Auf die Frage, warum er auf Fotografien, die ihn zusammen mit misshandelten Gefangenen zeigten, lächle, antwortete Graner: "Ich lächle jetzt, es ist ein nervöses Lächeln."

Graners Anwalt Guy Womack hatte die Misshandlungen verharmlost und erklärt, es sei nichts dabei, Gefangene auszuziehen, menschliche Pyramiden bilden zu lassen und wie Hunde an der Leine zu halten. Es handelt sich um den ersten Prozess zu den Foltervorfällen, der in den USA stattfindet. Ein US-Militärgericht in Bagdad hatte drei US-Soldaten, die alle auf schuldig plädiert hatten, im vergangenen Jahr wegen der Misshandlungen zu Haftstrafen zwischen acht Monaten und acht Jahren verurteilt worden. Zwei weitere Soldaten müssen sich noch wegen der gleichen Vorwürfe wie Graner vor dem Militärgericht auf dem US-Stützpunkt in Fort Hood verantworten.

Graner war schon in seinem früheren Zivilleben ein Hang zur Gewalttätigkeit vorgeworfen worden, so in seiner Tätigkeit als Wärter in einem Gefängnis in Pennsylvania. Er ist der Vater des Kindes, das England im vergangenen Oktober zur Welt brachte.

(afp)
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