Britische Soldaten in Nordirland getötet Abspaltung der IRA bekennt sich zu Anschlag

Belfast (RPO). Erstmals seit zwölf Jahren sind in Nordirland britische Soldaten bei einem Anschlag getötet worden. Zu dem Anschlag bekannte sich eine Abspaltung der katholischen Untergrundorganisation Irisch-Republikanische Armee (IRA).

 Die beiden getöteten Soldaten waren Anfang 20 und sollten in Kürze nach Afghanistan verlegt werden.

Die beiden getöteten Soldaten waren Anfang 20 und sollten in Kürze nach Afghanistan verlegt werden.

Foto: AP, AP

Nach Polizeiangaben erschossen bewaffnete Männer am Samstagabend in einer Kaserne nordwestlich von Belfast zwei Soldaten und verletzten vier weitere Menschen.

Wie die Polizei am Sonntag mitteilte, nutzten die Angreifer eine Pizzalieferung, um das Feuer auf den Stützpunkt des Pionierregiments in der Ortschaft Massereene zu eröffnen. Demnach gaben die Männer aus ihrem Auto heraus mit Maschinengewehren bis zu 40 Schüsse ab. Anschließend seien sie geflüchtet. Insgesamt waren den Angaben zufolge drei Angreifer an dem Anschlag beteiligt, zwei Schützen und der Fahrer des Fluchtautos.

Die beiden getöteten Soldaten waren Anfang 20 und sollten in Kürze nach Afghanistan verlegt werden. Zwei weitere Militärangehörige sowie die beiden Pizzaboten wurden verletzt. Zuletzt war im Februar 1997 ein britischer Soldat in Nordirland getötet worden.

Bekenneranruf eingegangen

Ein Bekenneranruf der sogenannten Wahren IRA sei am Sonntag bei der Zeitung "Sunday Tribune" in Dublin eingegangen, berichtete die britische BBC am Abend. Die Wahre IRA wird auch für den Anschlag von Omagh aus dem Jahr 1998 verantwortlich gemacht. Bei dem schwersten Attentat im Nordirland-Konflikt waren 29 Menschen ums Leben gekommen.

Großbritanniens Premierminister Gordon Brown verurteilte den "feigen Anschlag" scharf. Er kündigte an, die Täter würden zur Rechenschaft gezogen. Zugleich versicherte er, die Tat könne den Friedensprozess in Nordirland nicht aus der Bahn werfen. "Wir werden unsere Bemühungen noch verstärken, damit der Friedensprozess weitergeht", sagte der britische Premier.

Irlands Premierminister Brian Cowen verurteilte den Anschlag ebenfalls "auf das Schärfste". "Wir alle hofften, dass die sinnlose Gewalt der Vergangenheit angehört", sagte Cowen. Eine "kleine Gruppe böser Leute" könne und werde den Willen des irischen Volkes, in Frieden zusammenzuleben, nicht untergraben.

"Schreckliche Erinnerung an die Vergangenheit"

Der nordirische Regierungschef Peter Robinson von der protestantischen Democratic Unionist Party (DUP) sprach von einer "schrecklichen Erinnerung an die Vergangenheit". Der Chef der katholischen Sinn-Fein-Partei, Gerry Adams, nannte das Attentat eine "ungerechtfertigte und kontraproduktive Attacke" auf den Friedensprozess. Seine Partei werde die Suche nach den Verantwortlichen voll unterstützen. Auch die USA verurteilten den Anschlag. Alle Seiten in Nordirland sollten von solchen Gewaltakten absehen, erklärte ein Sprecher des Außenministeriums in Washington.

Während des drei Jahrzehnte dauernden Bürgerkriegs zwischen Protestanten und Katholiken war Nordirland immer wieder von Anschlägen erschüttert worden. Rund 3500 Menschen starben in dem Konflikt. 1998 einigten sich die Konfliktparteien mit dem Karfreitagsabkommen auf ein Ende der Gewalt, seit 2007 bilden Sinn Fein und DUP gemeinsam eine autonome Regierung für die Provinz.

Nach Jahren der Ruhe hatten sich Drohungen gegen Polizei und Armee in Nordirland in jüngster Zeit wieder gehäuft. Im Herbst hob die nordirische Polizei ein Waffenversteck der protestantischen Miliz Ulster Volunteer Force (UVF) aus. Im Januar wurde in der Nähe einer Schule eine Bombe sichergestellt und entschärft.

Vergangene Woche sagte der nordirische Polizeichef Hugh Orde, er habe bei der Armee und beim britischen Inlandsgeheimdienst MI5 Hilfe gegen die zunehmende Bedrohung durch gewaltbereite Splittergruppen der IRA angefordert.

(AFP)
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