Türkei beruft Nato-Krisensitzung ein Abgeschossener Kampfjet im Mittelmeer geortet

Istanbul · Die türkische Regierung macht den Abschuss ihres Kampfjets durch die syrische Armee zum Thema in der Nato. Derweil war die Suche nach dem Wrack offenbar erfolgreich. Laut TV-Bericht wurde die Maschine auf dem Grund des Mittelmeers geortet.

 Eine in Syrien veröffentlichte Karte skizziert den Flug der abgeschossenen Militärmaschine.

Eine in Syrien veröffentlichte Karte skizziert den Flug der abgeschossenen Militärmaschine.

Foto: dpa, Sana Handout

Die Suche türkischer und syrischer Einheiten nach den beiden vermissten türkischen Piloten der Maschine blieb zunächst erfolglos. Am Sonntag wurde jedoch allem Anschein nach das Wrack des Flugzeugs geortet.

Türkei beruft Nato-Krisensitzung ein: Abgeschossener Kampfjet im Mittelmeer geortet
Foto: dpa, Stringer

Das berichteten am Sonntag ein türkischer Fernsehsender und eine Online-Zeitung. Demnach befindet es sich in einer Tiefe von 1000 bis 1300 Metern auf dem Meeresboden in syrischen Gewässern. Genauere Angaben zum Fundort gab es nicht. Das Verteidigungsministerium in Ankara bestätigte die Berichte zunächst nicht. Das Schicksal der beiden türkischen Piloten blieb weiter unklar.

Das Flugzeug war am Freitag von der syrischen Armee abgeschossen worden. Der Vorfall hat eine ernste Krise ausgelöst. Er schürt Sorgen, dass sich der Syrien-Konflikt international ausweitet. Beide Seiten halten sich bisher aber mit Drohungen zurück.

Das Militärbündnis Nato will am Dienstag auf einer Krisensitzung in Brüssel über den Vorfall beraten. Der Nordatlantikrat kommt dabei auf Grundlage von Artikel 4 des NATO-Vertrags zusammen. Artikel 4 des Nato-Vertrags sieht ein Treffen desNato -Rats vor, wenn ein Mitglied "die Unversehrtheit des Gebiets" bedroht sieht. Eine Sprecherin sagte, bei dem Treffen der 28 NATO-Mitgliedstaaten solle die Türkei über den Abschuss des Flugzeugs Bericht erstatten.

Der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu erklärte, der Armeejet sei in internationalem Luftraum rund 13 Seemeilen vor Syriens Küste abgeschossen worden. Er räumte aber im Sender TRT ein, dass der Jet kurzzeitig in den syrischen Luftraum eintrat. Rund 15 Minuten danach sei er abgeschossen worden und in syrische Gewässer gestürzt. Der unbewaffnete Jet sei aber nur auf einer Übungsmission unterwegs gewesen, versicherte der Minister. Aus Syrien sei vor dem Abschuss keine Warnung gekommen.

Die syrischen Streitkräfte hatten den türkischen Kampfjet am Freitag auf einem Aufklärungsflug nahe Latakia vor der syrischen Küste abgeschossen. Nach syrischen Armeeangaben war ein "nicht identifiziertes Ziel" ausgemacht worden, das mit hoher Geschwindigkeit und in geringer Höhe in den syrischen Luftraum über dem Mittelmeer eingedrungen war. Syrien spricht von einem Versehen. Beide Länder sind im diplomatischen Austausch.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zeigte sich "tief besorgt" und befürchtete laut einem Sprecher "mögliche ernsthafte Auswirkungen dieses Vorfalls für die Region". In einem Telefonat mit Davutoglu begrüßte Ban demnach die bisherige Zurückhaltung der Türkei. Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) forderte "genaueste" Aufklärung.

Die Türkei nahm bislang mehr als 30.000 syrische Flüchtlinge auf. Laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London wurden in Syrien seit dem Beginn des Konflikts mehr als 15.000 Menschen getötet.

Nach Angaben der Beobachtungsstelle wurden allein am Samstag landesweit wieder 116 Menschen getötet. Am Sonntag berichteten die Aktivisten von mindestens 34 Toten. Anderthalb Monate nach der Parlamentswahl ernannte Präsident Baschar al-Assad am Samstag eine neue Regierung unter Ministerpräsident Riad Hidschab. Die Parlamentswahl Anfang Mai war von der Opposition boykottiert worden.

(AFP/dapd/dpa)
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